Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Bar stand und Drinks für beide machte. Überraschung
huschte flüchtig über Midnights Züge, als sie Laura erkannte — dann sprang sie
auf und schlang beide Arme um den Hals der kleinen Schwester und drückte sie
fest an sich.
    »Laura, Liebes!« Ihre Stimme
versagte einen Augenblick den Dienst, aber sie hatte sie schnell wieder in der
Gewalt. »Wie gut, dich wiederzusehen. Ich freu’ mich ja so.«
    Ich blickte zu Louis hinüber
und registrierte, daß seine Abneigung gegen mich sich in den letzten zwei
Wochen in keiner Weise geändert hatte, höchstens war sie noch ein bißchen
gewachsen.
    »Laß dich anschauen«, sagte
Midnight freudig.
    Sie trat einen Schritt zurück,
ohne Lauras Hände loszulassen. »Gut siehst du aus«, sagte sie schließlich. »Du
bist hübscher als je zuvor, Darling.« Sie klatschte plötzlich in die Hände.
»Das muß gefeiert werden! Louis — bringst du uns Champagner, ja? Ich bin es
leid, um Max zu trauern.« Ihre Züge verdüsterten sich. »Es tut mir leid,
wirklich, Laura«, sagte sie rauh. »Ich habe einen Augenblick nicht dran
gedacht, daß du Max immer sehr gern hattest, nicht wahr, Darling?«
    »Er wird mir immer in
angenehmer Erinnerung bleiben«, sagte Laura zurückhaltend. »Du kennst ja Danny
Boyd, Darling, nicht wahr?«
    »Aber natürlich«, sagte
Midnight.
    Sie wandte mir langsam, fast
widerstrebend den Kopf zu. Ein paar einsame Funken in ihren Schlehenaugen
wurden zu grauen Ascheflocken, als sie mich ansah.
    »Hallo, Danny.« Ihre
teuflischen Grübchen vertieften sich vorübergehend zu harten, grausamen
Löchern. »Du scheinst ein richtiger kleiner Glückspfennig zu sein...«
    »Oder eine englische
Half-crown, geprägt Anno 1907?« erwiderte ich gehässig.
    Louis trabte mit Gläsern,
Kühler und Champagner an. Der Pfropfen schnalzte, der Sekt perlte — und wir
alle tranken, ohne daß es irgendwie festlich zugegangen wäre.
    Die Intervalle der belanglosen
Unterhaltung wurden immer länger. Und in jeder Pause beugte Louis sich ein
bißchen zu mir herüber, wobei seine Narbe zuckend Abneigung verriet.
    »Ich glaube, so leicht hast du
noch nie fünftausend Dollar verdient, Boyd?«
    »Das möchte ich nicht
behaupten.« Ich grinste ihn an. »Hast du eigentlich auch schon mal Geld
verdient, Louis?«
    »Sei nicht albern«, knurrte er.
»Ich habe — ach was!« Er ließ sich in seinen Sessel zurücksinken und schmollte.
    Als das Gespräch wieder einmal
einen toten Punkt erreicht hatte, räusperte ich mich leise. »Hast du Midnight
schon von dem Spaß erzählt, den wir am Abend deiner Ankunft in Swinburn hatten,
Honey?« fragte ich Laura, und dazu lächelte ich höflich wie ein beflissener
Gast, der eine sterbende Konversation wieder in Schwung bringen möchte.
    »Nein«, sagte Laura mit
belegter Stimme, »noch nicht.«
    »Das arme Ding hat in der
ganzen Stadt nach mir gesucht, und ausgerechnet zu allerletzt kam sie in die
Bar, in der ich saß«, sagte ich munter. »Also gingen wir ins Hotel zurück und
tranken ein Schlückchen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß sie deine Schwester
war. Das kam erst bei der Unterhaltung zutage, und Laura erzählte mir davon,
wie sie hier bei dir und Max gewohnt hat — zusammen mit Larry, diesem
liebenswerten kleinen Strolch. Beide mußten sie auf der Stelle wiedererkennen,
wenn sie ihr in Swinburn begegneten — was für mich natürlich sehr peinlich
gewesen wäre. Als ich ihr das erklärte, bestand Laura darauf — als nettes
Mädchen, das sie ja nun mal ist —, bis zum nächsten Tag in ihren vier Wänden zu
bleiben und am Morgen mit dem ersten Zug wieder abzureisen. Auf diese Weise
konnte sie niemand in den Weg laufen; aber wir erkannten bald, daß dies auch
nicht helfen würde, weil du ihr ja befohlen hattest, sich unter ihrem Namen im
Hotel einzutragen.«
    Ich kicherte und schüttelte den
Kopf. »Und deshalb trieben wir ein kleines Ratespielchen, das uns den erwähnten
Spaß machte. Wie in einem Quiz, verstehst du? Wir sind zwar zu keinen Antworten
gekommen, aber immerhin zu einer Reihe interessanter Fragen: Weshalb hat
Midnight Danny Boyd abgeschrieben und der Gegenseite zwecks Exekution
überlassen, ehe er überhaupt Gelegenheit hatte, ihr Informationen zu
übermitteln?« Ich strahlte Midnight an. »Oder diese hier: Weshalb hat Midnight
aus ihrer kleinen Schwester eine Art Judas gemacht und sie bis nach Swinburn
geschickt, um Danny Boyd ans Messer zu liefern? Meinst du nicht auch, daß dies
äußerst interessante Fragen sind?«
    Midnight saß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher