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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Autoren: Therese Philipsen
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zu den Akten zu legen. Nicht auf diese Weise.
    Nach fünf Stunden vor dem Computerbildschirm hatten sie eine ganze Menge über die Gruppe Letzter Ausweg zusammengetragen. Angehörigenbriefe und jede Menge Notizen und Aufzeichnungen. Aber gegen halb fünf, als Liv gerade die dritte Kanne Kaffee angesetzt hatte, waren sie auf ein Video gestoßen, dessen Inhalt ihre Vorstellungen überstieg und wie sie nie wieder eines sehen wollten. Nie. Plötzlich lag die Lösung des Falls klar und deutlich vor ihnen.
    Frederik Willumsen hatte offensichtlich Schwierigkeiten, seine Verbrechen auseinanderzuhalten, und war vermutlich wirklich der Ansicht, alle Straftaten in dem Polizeibezirk begangen zu haben, vor allem wenn sie an die erinnerten, die er in den 90er Jahren begangen hatte, aber Esad Nuhanovic hatte er nicht umgebracht.
    Eine halbe Stunde später hatten sie ihre Handys gezückt, einen Rundruf gestartet und die anderen geweckt. Sie wussten, sie brachen damit alle ungeschriebenen Regeln, was Morgenruhe, Kaffee und Frühstück anging, aber was sie herausbekommen hatten, konnte nicht warten.
    Miroslav hatte den Wachhabenden und einen der lokalen Bediensteten mobilisiert, die Ausrüstung zu organisieren, und um sechs Uhr hatten sich endlich alle eingefunden. Jetzt saßen sie schläfrig im Kommandoraum und sahen zu, wie Miroslav geschäftig herumhantierte, um alles ins Laufen zu bringen.
    Liv trug noch immer dieselben Cowboystiefel und dieselbe violette Gamaschenhose wie am Vortag. Den Hut hatte sie leicht in die Stirn gezogen. Für sie war es nichts Ungewöhnliches, zu dieser Zeit auf den Beinen zu sein. Mit zwei kleinen Kindern begann der Tag immer, bevor man damit rechnete.
    Max saß auf seinem Platz und öffnete seinen breiten Mund zu einem Gähnen, das er hinter der Hand nicht verbergen konnte. Carsten und Lange Lind saßen an ihren jeweiligen Tischen und nippten beide an ihren Tassen, aber während Lind darüber fluchte, dass ihm das Frühstücksbuffet im Hotel entgangen war, wirkte Carsten recht zufrieden mit dem abgestandenen Kaffee. Roland saß schweigend da und sah Miroslav zu.
    »Nun sollte es funktionieren«, sagte Miroslav. Dann schaltete er das Deckenlicht aus.
    Endlich erschien ein Brief auf der Leinwand und ersetzte damit Miroslavs überaus ordentlichen Desktop mit den in gleichen Reihen aufgestellten, alphabetisch sortierten Icons. Er bat die anderen, ihn zu lesen.
    »Das ist die letzte Seite eines Tagebuchs«, sagte Liv. »Die haben wir auf Esads Computer gefunden. Es ist üblich, dass unheilbar kranke Patienten und deren Angehörige Tagebuch schreiben, und diese Seiten wurden Esad Nuhanovic oft zugeschickt, damit er sich in den Krankheitsverlauf hineinversetzen und die jeweilige Situation der Betreffenden besser einschätzen konnte. Ob es wirklich nur einen Ausweg für sie gab. Den Letzten Ausweg. Wir kennen alle Vibeke Lytzens Geschichte, aber die Sache hat auch noch eine andere Seite. Lest selbst«, sagte er und schwieg dann, damit sie sich konzentrieren konnten.
    Freitag, 2. Januar 2002
    Ich sitze im Auto auf dem Weg zum Sommerhaus in Søndervig. Das erste Mal seit dem Unfall bin ich auf dem Weg zurück. Die Fahrt dauert knapp drei Stunden. Einmal muss ich an einer roten Ampel anhalten. In dem Auto, das in der Fahrspur neben mir angehalten hat, sitzt eine Frau. Sie sieht dir ähnlich. Lange, blonde Locken, die die braunen Augen einrahmen. Sie lächelt mich an, bevor es wieder grün wird und sie für immer aus meinem Blickfeld verschwindet. Genauso wie du es getan hast, als ich dir im Auto zum Abschied zugewunken habe, das letzte Mal, als ich dich gesehen habe.
    Du bist noch hier, aber ich werde dich nie mehr wiedersehen. Das bist nicht du, die da in dem Pflegeheim liegt und über die Sonde ernährt wird, während du auf den Tod wartest. Du würdest mich hassen, wenn du wüsstest, dass ich dich einfach dort liegen gelassen habe.
    Ich vermisse dich zu Hause, und ich kann nichts umstellen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Denn denk nur, wenn du doch nach Hause kommst? Dieses Wenn blockiert mich total. Du lebst, aber es kommt keine Post mehr für dich. Ich weiß nicht, was ich mit deinen Sachen machen soll. Soll ich sie weggeben, wo du noch nicht einmal tot bist?
    Die Ärzte haben mir klargemacht, dass ein Patient mit deinen Verletzungen nie mehr aufwacht, wenn erst ein Jahr vergangen ist. Jetzt sind ein Jahr und zwei Monate vergangen, seit du den Unfall hattest und mit dem entgegenkommenden Auto
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