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Erloest

Erloest

Titel: Erloest
Autoren: Kathryn Taylor
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Glitzern, als er mich am Schreibtisch entdeckt. Damit hat er nicht gerechnet, und das ist gut so.
    »Setzen Sie sich doch, Mr Nagako«, sage ich und deute mit einem sparsamen Lächeln auf den Besucherstuhl, warte darauf, dass er näher kommt, was er nach einigem Zögern schließlich tut. Doch er fixiert mich misstrauisch mit seinen dunklen Mandelaugen.
    »Was soll das?«, fragt er, sichtlich erbost. »Wo ist Jonathan?«
    Ich lächle weiter und hoffe, dass er nicht merkt, wie schwer mir das fällt. »Er hat mich an seiner Stelle geschickt. Schließlich bin ich seine Frau. Es macht Ihnen doch nichts aus?«
    Yuutos Lippen werden zu einer schmalen, weißen Linie, und er hat Mühe, seine Wut über diesen Affront zu unterdrücken.
    »Das ist eine Unverschämtheit. Ich war mit Jonathan verabredet.« Seine Augen schießen Blitze, und er erhebt sich wieder, will gehen. »Holen Sie ihn her. Ich will mit ihm sprechen, nicht mit Ihnen.«
    Ich lehne mich in Jonathans Stuhl zurück, der eigentlich viel zu groß für mich ist, und lächle weiter. »Aber ich fürchte, Sie werden mit mir vorlieb nehmen müssen. Er hat im Moment keine Zeit für Sie«, erkläre ich ihm und sehe, wie seine Lippen noch ein bisschen schmaler werden – falls das überhaupt geht. Gut. »Ehrlich gesagt hat er sogar ab sofort gar keine Zeit mehr für Sie. Als seine Frau habe ich nämlich recht viel Einfluss auf ihn. Und da ich ein Problem damit habe, dass Sie hier wieder aufgetaucht sind, wird er sich nicht weiter mit Ihnen treffen. Tut mir leid für Sie.«
    Yuuto ballt die Hände zu Fäusten. Er schäumt jetzt, das kann ich sehen, deshalb setze ich noch einen drauf und deute zur Tür.
    »Das war alles, was ich Ihnen sagen wollte. Es war nett mit Ihnen zu plaudern. Catherine begleitet Sie gerne nach unten. Leben Sie wohl, Mr Nagako.«
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist!«, herrscht er mich an. »Denkst du, du kannst einfach so darüber bestimmen, wann Jonathan mich empfängt? Ich denke, du überschätzt deinen Wert für ihn gewaltig.«
    »Nein, ich denke, Sie überschätzen Ihren«, erwidere ich kühl. »Jonathan will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben.«
    Yuuto macht die zwei Schritte, die ihn noch vom Schreibtisch trennen, und beugt sich weit darüber, sodass sein Gesicht meinem ganz nah ist. Es soll mich einschüchtern, das weiß ich, aber ich halte ihm stand, blicke ihn herausfordernd an.
    »Ach, nein?« In seinen Augen steht jetzt unverhohlener Zorn. »Er wird aber mit mir zu tun bekommen. Hast du gedacht, ich hätte vergessen, wie sehr er mich damals gedemütigt hat? Seinetwegen habe ich mein Gesicht verloren, und dafür wird er mir büßen.«
    Für einen langen Moment starren wir uns an, und ich sehe wieder jene Szene von vor fast zwei Jahren in Primrose Hill vor mir. Yuuto hat mich übel beschimpft, sogar geschlagen, und Jonathan ist auf ihn losgegangen und hat ihn verprügelt – eine Schmach, die der Japaner offenbar noch nicht verwunden hat. Arthurs Sorge, dass er immer noch auf Rache aus sein könnte, war also durchaus berechtigt.
    »Sie können Jonathan gar nichts«, sage ich und lächle so höhnisch wie ich kann. Bei Yuuto gar nicht so schwer, weil ich diesen Mann einfach von Herzen verabscheue. »Er hat mit Ihnen doch gar nichts zu tun, weder privat noch geschäftlich. Er hat Sie aus seinem Leben gestrichen. Ersatzlos, übrigens.«
    Jetzt schäumt Yuuto richtig vor Wut, und ich spüre, dass er kurz davor steht, die Beherrschung zu verlieren.
    »Er wird mich aber nicht streichen können, wenn ich erst einen Teil seiner Firma übernommen habe«, knurrt er, ohne seine drohende Haltung aufzugeben. »Und das ist erst der Anfang. Er wird noch merken, dass mein Arm sehr weit reicht.«
    »Das können Sie gar nicht«, sage ich und weiche jetzt doch ein Stück vor ihm zurück, sehe ihn mit großen Augen an. »Niemand nimmt Jonathan seine Firma weg.«
    Yuuto lacht, offenbar sehr zufrieden damit, mich endlich eingeschüchtert zu haben. »Leicht war es nicht, an ihn heranzukommen, das muss ich zugeben. Ich musste lange abwarten, so lange, bis er nicht mehr damit gerechnet hat, dass ich ihm noch schaden kann. Aber er wird es erleben. Man legt sich nicht ungestraft mit Yuuto Nagako an.«
    Ich beuge mich wieder etwas vor.
    »Und wenn ich Jonathan davon erzähle?«
    Die Wut in Yuutos Augen kühlt sich deutlich ab, als ihm – jetzt erst – auffällt, dass er mir sehr viel mehr verraten hat, als er eigentlich wollte. Doch er fängt sich wieder.
    »Tu
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