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Erloest

Erloest

Titel: Erloest
Autoren: Kathryn Taylor
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nein. Das mache ich doch gerne«, versichert sie mir und verschwindet mit einem Lächeln.
    Mrs Matthews arbeitet schon ziemlich lange für Jonathan, war bereits hier, bevor ich in sein Leben kam. Zum Glück hatte ich von Anfang an ein gutes Verhältnis zu ihr, und seit ich mit ihm verheiratet bin, ist sie geradezu rührend um mich besorgt. Ich glaube, sie genießt es einfach, dass sie an mir ihre Kochkünste nach Herzenslust ausleben kann. Ich bin nämlich – im Gegensatz zu Jonathan – in der Küche eine totale Versagerin. Oder ich war es, denn dank der beiden habe ich schon viel gelernt. Heute bin ich aber trotzdem dankbar für Mrs Matthews Angebot, denn in meinem jetzigen Zustand würde ich das Rührei garantiert anbrennen lassen.
    Hastig laufe ich wieder zurück ins Badezimmer und entsorge den Schwangerschaftstest, indem ich ihn mit der Packung in die Tüte stecke, in der ich ihn transportiert habe, diese fest zuknote und sie dann ganz unten in den Mülleimer im Bad stopfe. Da wird Jonathan ihn nicht entdecken. Er soll es schließlich von mir erfahren, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie er auf diese Nachricht reagieren wird.
    Mit klopfendem Herzen kehre ich dann ins Schlafzimmer zurück und suche mir etwas zum Anziehen heraus. Während ich noch die Bluse zuknöpfe, die ich mir zu meiner Jeans herausgesucht habe, klingelt mein Handy, das auf dem Nachttisch liegt.
    Es ist Jonathan, ich sehe sein Bild auf dem Display aufleuchten, und mein Herz schlägt bestimmt eine Million Mal schneller als zuvor.
    »Grace.« Seine tiefe Stimme ist mir schon so vertraut, und doch durchläuft mich jedes Mal ein wohliger Schauer, wenn ich sie höre. Sofort sehe ich sein Gesicht vor mir, seine scharf geschnittenen, attraktiven Züge, denen ich schon verfallen war, als ich ihm das erste Mal begegnet bin, die schwarzen, etwas längeren Haare und die strahlend blauen Augen, denen nichts entgeht.
    »Wo bist du gerade?«
    »Immer noch in Paris«, sagt er, und ich höre, dass er müde klingt. »Aber ich fliege gleich zurück.«
    Ich schließe die Augen, weil ich es immer noch schwer finde, von ihm getrennt zu sein. Das ist am Anfang unserer Ehe eigentlich nie vorgekommen, doch in letzter Zeit musste er häufig weg. Es gibt Ärger in der Firma, einige ziemlich heftige Turbulenzen, um die er sich persönlich kümmern muss und die ihn schon seit einer Weile in Atem halten.
    »Fährst du dann gleich nach Hause?« Heute ist Sonntag, er muss also nicht ins Büro, und ich habe plötzlich schreckliche Sehnsucht nach ihm. Irgendwie kommt er mir so weit weg vor, nicht nur räumlich, und gerade nach der Neuigkeit, die ich eben erfahren habe, ist mir das unheimlich. Irgendwie stellt die Tatsache, dass ich ein Baby bekomme, alles, was bisher war, wieder in Frage. Ich brauche einfach die Bestätigung, dass er mich liebt und dass wir auch dieses unerwartete Ereignis gemeinsam durchstehen werden.
    Doch Jonathan enttäuscht mich.
    »Nein, ich muss erst noch etwas erledigen, wenn ich wieder in London bin. Ich denke, ich schaffe es erst am frühen Abend nach Hause.«
    »Und was musst du erledigen?«, hake ich nach.
    »Grace, tut mir leid, der Pilot ist da. Wir müssen los. Wir sehen uns später.«
    Bevor ich noch etwas sagen kann, hat er aufgelegt. Er fliegt mit dem Learjet der Firma, und ich weiß, dass die Abflugzeiten immer genau eingehalten werden müssen, aber dennoch kommt mir dieser Abschied sehr abrupt vor. Wollte er mir nicht sagen, was er vorhat?
    Ein ungutes Gefühl beschleicht mich, denn als ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass er mir in letzter Zeit überhaupt sehr wenig darüber erzählt, was in der Firma vorgeht. Es ist mir nur bisher nicht aufgefallen, weil ich selbst so beschäftigt war mit meinem aktuellen, wirklich sehr wichtigen Projekt. Doch tatsächlich hat er sich, was diese Dinge angeht, sehr von mir zurückgezogen.
    Ein angenehmer Gong hallt durchs Haus und unterbricht meine Gedanken. Schnell schlüpfe ich in meine Schuhe und mache mich auf den Weg nach unten ins Esszimmer, in das Mrs Matthews Sarah bereits geführt hat.
    »Hallo, Grace!« Jonathans Schwester umarmt mich herzlich und lässt sich mit einem Seufzen auf einen der Stühle fallen. Ihre schwarzen Haare, die sie jetzt fast schulterlang trägt, glänzen nass, und sie wirkt auch sonst ziemlich durchgefroren. »Dieses Februar-Mistwetter kann einen echt fertig machen«, beschwert sie sich. »Zumindest schneit es bei uns noch nicht, wie drüben auf dem Festland. Aber
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