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Erloest

Erloest

Titel: Erloest
Autoren: Kathryn Taylor
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Informationen über die Störquelle hat, die Huntington Ventures in letzter Zeit so zusetzt und viele wichtige Projekte torpediert. Es hat ein bisschen gedauert, bis Jonathan dahintergekommen ist, dass das alles keine Zufälle, sondern gezielt koordinierte Versuche sind, der Firma zu schaden, und seitdem ist er auf der Suche nach den Zusammenhängen – und dem Verursacher.
    »Ja und nein. Bernière hatte tatsächlich einige interessante Hinweise, aber es wird eine Weile dauern, bis ich das alles ausgewertet habe«, erklärt Jonathan mir, und eigentlich klingt er ganz normal. Doch er weicht meinem Blick aus, für einen Moment nur, und ich habe urplötzlich das Gefühl, dass er mir etwas verschweigt. Aber das ist Unsinn. Oder?
    »Und wieso kommst du erst jetzt?«, frage ich, vorwurfsvoller, als ich eigentlich wollte. Denn der frühe Abend, an dem er hier sein wollte, ist lange vorbei, es ist schon fast acht Uhr.
    Er zuckt mit den Schultern. »Es hat in Paris so stark geschneit, dass wir doch erst etwas später starten konnten. Und im Büro hat es auch länger gedauert.«
    »Im Büro? Ich dachte, du hättest noch einen Auswärtstermin.« So hatte ich das zumindest verstanden, als er meinte, er müsste noch etwas erledigen.
    »Nein. Ich musste mit Catherine noch einige Dinge durchgehen«, erwidert er, und wieder weicht er meinem Blick aus. Das versetzt mir einen schmerzhaften Stich, weil es meine Befürchtung, dass er mir etwas verschweigt, noch größer macht.
    »Ich wusste gar nicht, dass deine Sekretärin heute arbeitet«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust, fixiere ihn vorwurfsvoll.
    »Ich habe sie gebeten, ins Büro zu kommen. Es war dringend«, erklärt mir Jonathan, sichtlich erstaunt über meinen gereizten Tonfall. »Grace, was ist denn los mit dir? Ich leite ein internationales Unternehmen. Da kann man den Feiertag nicht immer heiligen, das weißt du genau.«
    Ja, das weiß ich, denke ich und fühle mich plötzlich hilflos und auch ein bisschen überfordert. Unterstelle ich ihm vielleicht nur, dass er mir etwas verschweigt, weil ich selbst gerade nicht ganz ehrlich mit ihm bin?
    »Entschuldige, ich … hätte dich eben gerne hier gehabt. Wir haben im Moment so wenig Zeit füreinander«, lenke ich ein, und Jonathan lächelt, was mein Innerstes immer noch zum Schmelzen bringt, auch nach über einem Jahr Ehe.
    Irgendwie hoffe ich, dass er mich jetzt küsst und vergessen lässt, dass es demnächst sehr kompliziert zwischen uns werden könnte, falls er seine Meinung zu Kindern noch nicht geändert hat. Doch er steht wieder vom Bett auf und geht zum Schrank, hängt sein Jackett auf, das genauso schwarz ist wie sein Hemd und seine Hose – er liebt diese Farbe einfach, und sie steht ihm so unglaublich gut, deshalb habe ich nie ernsthaft versucht, seinen Kleidungsstil zu ändern.
    »Und was hast du heute gemacht?«, fragt er und steht dabei zum Glück mit dem Rücken zu mir. Denn ich bin ganz sicher, dass er mir sonst angesehen hätte, dass etwas nicht stimmt. Sag es ihm, Grace, versuche ich mich selbst zu drängen. Du musst es sowieso tun, also kannst du es auch hinter dich bringen. Aber er wirkt so angespannt, denke ich dann und habe plötzlich doch zu viel Angst, dass es der falsche Zeitpunkt ist. Falls es den richtigen für so eine Nachricht bei ihm überhaupt gibt …
    Jonathan dreht sich zu mir um, weil ich so lange geschwiegen habe, und hebt fragend die Augenbrauen.
    »Sarah war hier«, erkläre ich ihm hastig. »Und wir … waren noch in der Stadt.« Das stimmt zwar irgendwie, aber es ist trotzdem gelogen, und ich schäme mich ein bisschen, weil ich mich nicht traue, ihm die Wahrheit zu sagen.
    Vielleicht hätte ich es getan, wenn er so wäre wie sonst. Doch er trägt auch etwas mit sich herum, das spüre ich, und es verunsichert mich. Für einen Moment sehen wir uns an, versuchen beide, im Blick des anderen zu lesen.
    »Geht es dir wirklich gut, Grace? Du bist so blass«, sagt Jonathan dann und deutet auf die Papiere, die um mich herum verteilt sind. »Wenn dir das Wentworth-Projekt zu viel ist, dann kann ich auch noch jemanden abstellen, der dir hilft.«
    »Auf keinen Fall.« Heftig schüttele ich den Kopf und bin gekränkt, dass er mir das nicht zutraut. »Mir geht es ganz hervorragend, und ich habe das alles im Griff.« Wie um das zu beweisen, schiebe ich die Papiere wieder zusammen. Ich kann mich sowieso nicht mehr darauf konzentrieren.
    Jonathan kommt zu mir zurück, setzt sich wieder auf
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