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Erloest

Erloest

Titel: Erloest
Autoren: Kathryn Taylor
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wie sonst. Denn nach allem, was ich gerade gehört habe, scheint er genau das ja nicht mehr zu wollen.
    »Was wolltest du gerade oben?«, fragt er, und seine blauen Augen fixieren mich so durchdringend, dass ich schlucke. Also hat er mich doch gesehen. Ich hätte mir denken können, dass ihm das nicht entgeht.
    »Ich wollte zu dir«, sage ich, weil es stimmt.
    »Und warum bist du dann wieder weggelaufen?«
    »Das fragst du noch?« Die Verzweiflung, die ich empfinde, schlägt wieder in Wut um. »Du triffst dich hinter meinem Rücken mit Yuuto, was schon schlimm genug ist. Und dann höre ich, wie du zu ihm sagst, dass die Ehe mit mir ein großer Fehler war, denn du korrigieren willst.« Ich schlucke, als ich es ausspreche, und in meinen Augen brennen neue Tränen. Doch ich halte seinem Blick stand, er soll nicht sehen, wie sehr mich das innerlich zerstört. »Das war ein ziemlicher Schock für mich, den ich erst mal verdauen musste, deshalb bin ich hergekommen. Aber jetzt weiß ich es ja wenigstens«, fahre ich fort. »Ich hätte mir nur gewünscht, dass du ehrlich zu mir bist und mir das selbst sagst, wenn du genug von mir hast. Dann hätte ich wenigstens die Chance gehabt, mich darauf …«
    Jonathan ist mit zwei Schritten bei mir und zieht mich in seine Arme, verschließt meinen Mund mit einem Kuss und lässt mich nicht zu Ende reden. Die Welt versinkt für einen Moment, während ich mich ganz der Sehnsucht ergebe, die er in mir weckt. Dann gibt er meine Lippen wieder frei. Doch er hält mich nach wie vor fest, was ganz gut ist, denn meine Knie sind weich, und ich bin jetzt endgültig viel zu verwirrt, um mich gegen ihn zu wehren.
    »Grace, du hast da etwas sehr gründlich missverstanden. Als ich sagte, ich hätte einen großen Fehler gemacht, ging es nicht um dich, sondern um die Firma. Ich war wütend darüber, dass ich nicht aufmerksamer war und früher gemerkt habe, wie bedrohlich die Lage ist. Das will ich korrigieren – nicht meine Ehe mit dir.«
    Diese Information nimmt mir komplett den Wind aus den Segeln und lässt meine Wut verpuffen. Überrascht blicke ich ihn an. »Und wieso triffst du dich wieder mit Yuuto?«
    »Weil ich glaube, dass er hinter dieser Sache steckt. Ich wollte sehen, ob ich etwas aus ihm herauskriege, weil ich es nicht beweisen kann. Doch er tut so, als hätte er damit gar nichts zu tun.«
    »Das hättest du mir sagen müssen! Ich bin deine Frau. Wenn du Schwierigkeiten in der Firma hast, dann will ich das wissen – und auch, wenn du dich wieder mit Yuuto triffst!«, beschwere ich mich.
    Jonathan lässt mich wieder los und fährt sich mit der Hand durchs Haar.
    »Ich wollte dich nicht aufregen. Yuuto hat wirklich schon genug Schaden angerichtet. Ich wollte dich einfach von ihm fernhalten. Du solltest dir seinetwegen nicht wieder Sorgen machen müssen.«
    Das ist zwar ziemlich ritterlich von ihm, und mich durchströmt ein warmes Gefühl, als mir wieder klar wird, wie sehr ich ihn liebe. Doch so kann ich das definitiv nicht stehen lassen.
    »Ich habe mir aber Sorgen gemacht. Weil ich gemerkt habe, dass etwas nicht stimmt, und mir einfach nicht erklären konnte, was es ist, das dich so belastet.«
    Jonathan lächelt und legt erneut die Arme um mich, zieht mich an sich. »Und als einzige Erklärung ist dir eingefallen, dass ich dich nicht mehr lieben könnte?« Er schüttelt den Kopf und küsst mich. »Du hast ja sehr viel Vertrauen zu mir.«
    Entrüstet sehe ich ihn an, obwohl ich eigentlich schon längst wieder mit ihm versöhnt bin.
    »Dann sag mir demnächst eben einfach sofort die Wahrheit – dann muss ich auch nicht auf dumme Ideen kommen«, schimpfe ich. »Wenn du mir das mit Yuuto nicht verschwiegen hättest, dann hätte ich so etwas auch nicht angenommen.«
    Ich stelle mich auf Zehenspitzen und will ihn küssen, doch er legt mir den Finger an die Lippen. Sein Blick ist jetzt ernst.
    »Und was verschweigst du mir?«
    Betroffen starre ich ihn an.
    »Grace, ich bin nicht blind. Dich bedrückt doch etwas. Ich dachte zuerst, dass du deine Familie vermisst, aber das scheint es nicht zu sein, oder?« Sein Blick hält meinen fest, und ich erkenne die gleiche Verunsicherung darin, die auch ich empfunden habe, als ich merkte, dass er Dinge vor mir geheim hält. Das hat unsere Beziehung gefährdet, und das muss jetzt aufhören, denke ich.
    »Nein, es ist etwas anderes«, gestehe ich ihm. »Etwas, das dir wahrscheinlich nicht gefallen wird.«
    Jonathan seufzt. Tief. »Was es auch ist, Grace,
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