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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Autoren: Simon Kernick
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daran aus meiner Sicht ist, dass dies in der Regel bedeutet, dass sie irgendetwas verbrochen haben. Wenn Patrick O’Riordan – wer immer er war – also nichts befürchtete, war er womöglich ein unschuldiger Mann. Entweder das oder ein Narr. So oder so irritierte es mich ein wenig, dass er gerade seinen täglichen Geschäften nachging und keine Ahnung davon hatte, dass tausend Kilometer weiter nördlich zwei Leute die Modalitäten seines Todes besprachen.
    »Sein Hintergrund?«, fragte ich.
    »Er ist Journalist bei der Manila Post.«
    »Da muss wohl jemand mächtig was gegen seine Arbeit haben.«
    Schagel lächelte. »In der Tat. Wussten Sie, dass nirgendwo auf der Welt so viele Journalisten ermordet werden wie auf den Philippinen?
    »Nein«, erwiderte ich. »Das wusste ich nicht.« Es überraschte mich aber auch nicht. Meiner Erfahrung nach waren die Philippinen ein gesetzloses, korruptes Land, in dem Menschen jedweder Herkunft den Einsatz von Schusswaffen eher als erste denn als letzte Möglichkeit sahen.
    »Mr. O’Riordan lebt mit seiner Frau in der Stadt. Der Kunde will nur ihn beseitigt wissen, aber falls die Frau zwischen die Fronten gerät …« Schagel zog mitleidig die Schultern hoch, bis sein gewaltiger Kopf fast darin zu versinken schien. »Dann müssen Sie sie eben auch loswerden.«
    Ich verzog keine Miene während seiner beiläufig, unbeteiligt vorgetragenen Ausführungen, doch an der Art, wie er mich musterte, spürte ich, dass er auf eine Reaktion wartete. Offenbar wollte er ausloten, ob ich einer Frau wirklich zuverlässig eine Kugel in den Kopf jagen konnte, wenn sie mir in die Quere kam.
    Ich fragte ihn, wie hoch das Honorar sei.
    »Die Vergütung für diesen Auftrag beträgt fünfundsiebzigtausend US-Dollar, zahlbar nach Erledigung auf die übliche Art.«
    Die übliche Art war die Überweisung von einer in Hongkong registrierten Briefkastenfirma auf das Nummernkonto einer panamaischen Bank, das Schagel vor drei Jahren für mich eingerichtet hatte. Von dort würde ich das Geld auf ein – ebenfalls von Schagel eingerichtetes – Konto bei einer Bank in Bangkok überweisen, von wo ich, wann immer ich Geld benötigte, Zahlungsanweisungen an eine lokale laotische Bank schicken konnte. Die Beträge waren nie groß genug, um staatliche Stellen misstrauisch zu machen, und obwohl das Ganze einige Umstände erforderte, war es sehr viel unverdächtiger, als große Bargeldsummen über die Grenzen zu transportieren.
    Schagel zog großkotzig an seiner Zigarre. »In Manila wird man Ihnen eine jungfräuliche Pistole mit Schalldämpfer aushändigen. Benutzen Sie sie. Der Kunde würde es
vorziehen, wenn O’Riordan bei sich zu Hause erledigt wird und Sie dann, wenn Sie mit ihm fertig sind, das Haus abfackeln.«
    Ich nickte, um mein Einverständnis zu signalisieren, obwohl dies bedeutete, dass ich nun höchstwahrscheinlich auch seine Frau würde töten müssen – eine Vorstellung, die mich mit Abscheu erfüllte, allerdings einem ziemlich scheinheiligen.
    »Unabdingbar bei diesem Job ist, dass er schnell ausgeführt wird. Sehr schnell. Ich habe Sie bereits auf den Cathay-Pacific-Flug heute Abend um zehn gebucht. Der Rückflug ist offen, aber der Kunde verlangt, dass die Sache bis morgen vierzehn Uhr Ortszeit erledigt wird. Deshalb fällt die Bezahlung auch höher aus als gewöhnlich.«
    »Das kann ich unter keinen Umständen garantieren, Mr. Schagel. Ich lasse mich bei diesen Jobs nicht hetzen. Sie wissen das. Zu viel kann dabei schiefgehen.«
    »Eben deshalb hat der Kunde sich an mich gewandt. Weil er will, dass ein Profi ihn erledigt. Jemand, der zügig und entschlossen agiert.«
    Er deutete mit seiner Zigarre auf mich.
    »Sie haben oft bewiesen, dass Sie ein absoluter Profi sind, Dennis. Also erledigen Sie das für mich. O’Riordan muss vor morgen vierzehn Uhr tot sein, ansonsten ist der Job gestorben, und ich stehe schlecht da.«
    Ich wollte etwas entgegnen, aber er hob die Hand und bedeutete mir, dass es nichts zu diskutieren gäbe, und ich war klug genug, es bleiben zu lassen. Er deutete auf den Umschlag.
    »Da liegt auch ein Handy drin. Im Adressbuch finden Sie Mr. O’Riordans Heim- und Arbeitsanschrift, außerdem
eine Liste der Etablissements, die er in der Gegend öfters besucht.«
    »Was, wenn er gar nicht in der Stadt ist?«, fragte ich und griff in den Umschlag, fand ein nagelneues iPhone.
    »Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass er in der Stadt ist.«
    Wie es schien, war Schagels Kunde
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