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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Autoren: Simon Kernick
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über den Mann, den er loswerden wollte, überaus gut informiert. Doch das konnte mir nur recht sein. Es machte die Sache um einiges einfacher.
    »Auf dem Handy ist bereits eine Nummer gespeichert. Im Notfall können Sie mich damit Tag und Nacht erreichen. Hinterlassen Sie eine Nachricht, und ich setze mich binnen einer Stunde mit Ihnen in Verbindung. Wenn Sie den Job erledigt haben, geben Sie mir Bescheid, löschen alles, was auf dem Handy gespeichert ist, und entsorgen es, sodass es niemand finden kann. Und? Haben Sie sich das Bild des Opfers eingeprägt?«
    Ich nickte, steckte das Handy in die Tasche meiner Jeans und gab ihm den Umschlag mit dem Foto zurück.
    In den vergangenen drei Jahren hatte ich vier Mordaufträge für Bertie Schagel ausgeführt, und er hatte stets auf dieselbe Art und Weise operiert: methodisch und gegen alle Eventualitäten abgesichert. So brachte er es immer fertig, mit unvorhergesehenen Problemen umzugehen und dennoch nichts zu hinterlassen, das ihn mit dem Verbrechen in Verbindung bringen konnte. Immerhin war er zuverlässig, und in meinem Geschäft war das Gold wert.
    Ich wusste, dass ich nicht zu viele Fragen stellen durfte. Was ich auch nicht mehr tat. Nicht mehr seit der russischen Ehefrau. Lieber bildete ich mir ein, meine Opfer
seien allesamt üble Kerle (wenigstens waren es ausschließlich Kerle gewesen), die ein gewaltsames Ende verdient hatten, aber die Hand dafür ins Feuer legen konnte ich nicht, zumal nicht jetzt, da ich herausgefunden hatte, dass O’Riordan Journalist war. Doch da ich schon mal einen Job abgelehnt hatte, vertraute mir Schagel nicht mehr voll. Er wollte, dass seine Leute so waren wie er. Ohne die geringste menschliche Regung. Zum Glück war ich noch nicht ganz so tief gesunken, wenngleich ich mich in den einsamen, dunklen Stunden, in denen ich über meinen Platz in der Welt nachsann, manchmal fragte, ob es nur noch eine Frage der Zeit war, bis ich auch dort anlangte.
    Schagel trank sein Glas leer und bedachte mich dann mit einem Blick, der besagte, dass unser Treffen beendet war. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen ein Taxi zum Flughafen besorgen.«
    »Nein, schon in Ordnung. Aber da ist noch etwas, worüber ich mit Ihnen reden möchte.«
    Er sah mich misstrauisch an. »Tatsächlich? Und das wäre?«
    Ich hatte mich nicht unbedingt auf dieses Gespräch gefreut, doch es hatte sich seit einer Weile abgezeichnet.
    »Es geht um meinen Ruhestand, wenn Sie so wollen. Ich habe inzwischen einige Aufträge für Sie erledigt, obwohl ich eigentlich von meinem anderen Geschäft leben kann, und ich würde unsere Beziehung gerne beenden. Diesen Job erledige ich noch für Sie, aber danach möchte ich, dass Schluss ist.«
    Milde amüsiert musterte Schagel mich durch den Rauch seiner Zigarre, als hätte ich ihm einen halb garen Witz erzählt, und er machte sich über mich lustig. »Ich hoffe,
Sie haben nicht vergessen, Dennis, was ich für Sie getan habe?«
    Das hatte ich nicht. Ich schuldete ihm vieles. Wäre Bertie Schagel mir nicht zur Hilfe geeilt, würde ich den Rest meines Lebens wahrscheinlich hinter Gittern verbringen. Natürlich hatte er das aus eigennützigen Gründen getan, doch getan hatte er es.
    »Nein«, sagte ich. »Aber ich schätze, wenn ich mit Job Nummer fünf durch bin, dann habe ich meine Schuld an Sie abbezahlt.«
    »Es hat mich eine Stange Geld und erhebliche Anstrengungen gekostet, Sie aus der Untersuchungshaft loszueisen. Die britische Polizei fahndet nach Ihnen wegen mehrfachen Mordes. Und die ist geradezu berüchtigt für ihr langes Gedächtnis. Trotzdem ist es mir gelungen, Ihre Freiheit zu garantieren.«
    Er hielt inne.
    »Die Zeit wird kommen, wenn Ihre Schuld an mich abgetragen ist. Das habe ich Ihnen stets versichert. Doch im Augenblick benötige ich Sie und Ihre Dienste, und ich bezahle Sie ganz gut für die Unannehmlichkeiten, die Sie dadurch haben, nicht wahr? Obwohl Sie sich bei Gelegenheit davor gedrückt haben mitzuspielen, wie die Amerikaner sagen würden.«
    Er räusperte sich.
    »Wenn Sie diesen Job innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters erledigen, dann unterhalten wir uns vielleicht noch einmal. Okay? Aber sehen Sie zu, dass Sie es auch hinkriegen.«
    Eins musste man Schagel lassen. Er war ein hervorragender Verkäufer, und so, wie er es hinstellte, bekam ich fast
Schuldgefühle, dass ich das Thema überhaupt angesprochen hatte. Und mir blieb nichts anderes übrig, als nach seiner Pfeife zu tanzen, denn ich hatte ein Problem: Ich
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