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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Autoren: Simon Kernick
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penetranten, korrupten britischen Ex-Pat, der sich für unverwundbar hielt, es aber nicht war. Doch das ist eine andere Geschichte. Diesmal sollte ich den Mann treffen, der mir gelegentlich Aufträge verschaffte. Er hieß Bertie Schagel, und er war Holländer.
    Also, normalerweise mag ich Holländer. Sie sind eine clevere Truppe und sprechen immer ein ausgezeichnetes Englisch, was die Kommunikation erheblich vereinfacht. Bertie Schagel sprach auch ausgezeichnet Englisch, aber er war kein netter Mensch, sondern einer der abstoßendsten Typen, denen ich je begegnet bin – und leider bin ich in meinem Leben einer ganzen Reihe davon begegnet. Ich schuldete ihm viel, und während der letzten drei Jahre hat er diese Schuld immer wieder zurückgefordert. Es war Schagel, der mich hierherbestellt hatte, um den Ex-Pat zu töten, und offenbar war dies sein wesentlicher Geschäftszweig: im Auftrag anderer Leute Personen eliminieren zu lassen. Dank der Wolfsnatur des modernen, globalisierten Kapitalismus schien an Aufträgen kein Mangel zu herrschen.
    Tatsächlich wusste ich über Bertie Schagel äußerst wenig. Aus Sicherheitsgründen trafen wir uns, wenn er einen Job für mich hatte, stets an verschiedenen Orten in Südostasien, sodass ich keine Ahnung hatte, wo er lebte. Ich
hatte auch keine Telefonnummer, um ihn zu kontaktieren. Er erledigte die gesamte Kommunikation per E-Mail über diverse Hotmail-Accounts und beschränkte sich, was Einzelheiten anging, immer auf das Minimum. Wenn er mich für einen Job brauchte, schrieb er mir eine Nachricht in den Entwürfe-Ordner eines Accounts, zu dem nur wir beide Zugang hatten, und teilte mir so mit, wo und wann wir uns treffen würden. Sofort nachdem ich sie gelesen hatte, löschte ich die Nachricht und schrieb meine Antwort, meist die Bestätigung des Treffens, ebenfalls in den Ordner. Auf diese Weise liefen nie Nachrichten kreuz und quer über das Netz, und unsere Korrespondenz konnte nicht von interessierten Dritten verfolgt werden. In geschäftlichen Dingen war Schagel extrem vorsichtig. Offen gestanden könnte ich Ihnen nicht einmal sagen, ob er wirklich Bertie Schagel hieß. Ich bezweifle es stark. Ich wusste nur eines mit Sicherheit, nämlich dass er absolut skrupellos war, und wenn ich hätte aufhören können, für ihn zu arbeiten, hätte ich es getan.
    Doch zumindest für den Moment war ich an ihn gekettet, deshalb kam ich gelaufen, als er rief, genau wie er es erwartet hatte.
    Ich sagte dem Taxifahrer, er solle mich vor dem L’Hotel absetzen, einem blitzenden Vierzig-Stockwerke-Turm in der Causeway Bay. Nachdem er davongefahren war, nahm ich meine Tasche, die ich wie befohlen mit ausreichend Kleidung für drei Tage gepackt hatte, und ging die auf beiden Seiten von monolithischen Gebäuden gesäumte Causeway Road zurück, bis ich die grüne Oase des Victoria Parks erreichte.
    Inzwischen war es später Nachmittag und für einen
Februartag ungewöhnlich warm und feucht. Immerhin schaffte die Sonne, die langsam hinter Kowloon versank, es noch einmal, ihren Kopf durch die Wolkendecke zu strecken. Auf einer der Rasenflächen war eine Tai-Chi-Klasse für Senioren in vollem Gange, während auf den Bänken ringsum Pärchen aller Altersklassen die Abendsonne genossen und Händchen hielten.
    Ich hielt beim Gehen den Kopf gesenkt und vermied es, jemandem in die Augen zu sehen. Diese Menschen mochten wohl einheimische Chinesen sein, die mich in einer Million Jahren nicht als flüchtigen Ex-Polizisten aus England erkannt hätten, einen Mann, der seit fast einem Jahrzehnt von Interpol wegen Mordes gesucht wurde, doch ich hatte schmerzhaft lernen müssen, dass es so etwas wie übertriebene Vorsicht einfach nicht gibt. Verstohlen schaute ich mich um und spürte plötzlich einen Stich. Eifersucht. Da ich schon so lange auf der Flucht war, befand ich mich in einem Zustand immerwährender Einsamkeit, und es schmerzte mich, das gesetzte, partnerschaftliche Leben der anderen beobachten zu müssen, weil es mich ständig an das erinnerte, was ich nicht hatte.
    Am Ende des Parks ging ich über die Fußgängerbrücke, die den sechsspurigen Victoria Highway überspannte, bewegte mich getreu meinen Instruktionen entlang der modernen Hafenanlage des Causeway-Bay-Hafens und wunderte mich, wie still es hier war. Schließlich kam ich an eine steinerne Treppe, die hinunter zum Wasser führte. Ein weißes Dinghi mit Außenborder, in dem ein mir unbekannter, muskulöser, westlich aussehender Mann mit
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