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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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ernähren musste und nicht bis in alle Ewigkeit im Körper eines Neugeborenen gefangen wäre. Und das allein gab mir Hoffnung.
    Alles würde gut werden. Endlich, nach all der Zeit, würde alles in Ordnung kommen. Ich konnte es kaum erwarten, bis Jameson zurückkam, damit ich es ihm sagen konnte.
    Susan würde ich niemals genug danken können, das war mir klar. Sie verabschiedete sich von mir, denn sie wollte Alicia nach Hause bringen. Sie wünschte mir alles Gute.
    „Danke. Das ist nicht genug, aber …“
    „Keine Ursache“, beruhigte sie mich. „Jetzt sind wir quitt.“
    Ich nickte und muss auf sie wohl wie ein Honigkuchenpferd gewirkt haben mit meinem Lächeln, weil ich Amber in den Armen hielt, die strampelte und um sich trat.
    Ich sah Susan und Alicia nach. Erst als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, spürte ich ihre Präsenz. Ich wirbelte herum und sah mehrere Männer durch die Hintertür die winzige Kapelle betreten und deren Heiligstes entweihen.
    „Keine Bewegung“, schrie mich einer an und hielt eine Waffe hoch. „Nicht einmal den kleinen Finger bewegen. Ich habe das Baby im Visier, und wenn Sie auch nur einen Muckser machen, schieße ich es in zwei Hälften. Wir haben Ihre Spielchen satt, Lady.“
    Ich rührte mich nicht. Die Situation konnte ich wahrhaftig gut genug einschätzen. Er würde mein Kind ohne zu zögern töten. Das Schwein!
    Die anderen umzingelten mich, spritzten mir irgendwas; ich spürte, wie mich die Kräfte verließen. Erst als mir einer meine Tochter aus den Armen riss, geriet ich in Panik. Aber das war nicht nötig. Jameson würde kommen. Er würde uns retten!
    Halb zerrten und halb trugen sie mich zur Hintertür, während die Droge ihre Wirkung entfaltete und meinen Körper in eine willenlose Masse Fleisch verwandelte. Beeil dich, Jameson, dachte ich. Er würde kommen und wissen, was passiert war. Er würde wissen, dass sie uns gefangen genommen hatten. Und er würde wissen, wo er nach uns suchen musste.
    Sie warfen mich auf den Rücksitz des Autos, dann drehte sich einer um und sah auf die Uhr. Er blieb abwartend stehen, und ich runzelte die Stirn.
    Und dann explodierte die Kapelle in einem grellweißen Lichtblitz, der den Boden unter dem Auto erbeben ließ. Ich schrie vor Entsetzen auf. Hoffentlich waren Susan und die kleine Alicia weit genug entfernt und befanden sich in Sicherheit. Der Mann setzte sich lächelnd ans Steuer, und da wusste ich es. Ich wusste, was sie vorhatten. Jameson sollte glauben, dass wir tot waren, in der Kapelle ums Leben gekommen. Damit er nicht weiter nach uns suchte. Und solange sie mir diese Droge spritzten, überlegte ich mir, während ich immer tiefer in den grässlichen schwarzen Schlaf sank, konnte ich mich mit ihm auch nicht in Verbindung setzen. Zwei Männer saßen auf dem Vordersitz des Autos, zwei weitere setzten sich zu mir auf die Rückbank. Einer hielt meine Tochter.
    Obwohl ich mich kaum bewegen konnte, gelang es mir, einen Schuh von der Ferse zu schieben, bis er nur noch an meinem Zeh baumelte. Als sich der Mann bückte und ins Auto einstieg, ließ ich den Schuh nach draußen gleiten. Dann schlug er die Tür zu, und wir fuhren davon. Ich betrachtete mein Baby, bis mir die Augen zufielen.
    Jameson saß auf dem Boden, und schließlich machte sich Susan bedrückt auf den Heimweg. In Petersville hatte man anscheinend den Brand bemerkt. Ein glänzendes rotes Feuerwehrauto kam angefahren, löschte die brennenden Trümmer und verwandelte die Kapelle in eine Masse schwelender, verkohlter Balken und schwarzer Erde und Asche. Er saß da und bewegte sich nicht. Und er würde sich nicht bewegen, nie wieder. Er würde hier sitzen bleiben, bis die Sonne aufging, und sie voller Dankbarkeit begrüßen.
    Er hatte sie verloren. Beide verloren. Verdammt, er hatte kaum eine Chance gehabt, sein eigenes Kind kennenzulernen!
    Aber Angelica hatte er kennenlernen dürfen. Ihr Gelächter, das Licht in ihren glänzenden, lila schillernden Augen. Ihre Berührung. Er hatte sie geliebt. Verdammt, er hatte sie von ganzem Herzen geliebt und nie die Möglichkeit gehabt, es ihr zu sagen.
    Wie konnte sie so plötzlich fort sein? Von ihm genommen, ohne Vorwarnung? Wie?
    Und warum, barmherziger Gott?
    „Mein Sohn, warum lassen Sie sich nicht von den Ärzten untersuchen?“
    „Seine Frau und sein Baby waren in dieser Kirche“, ertönte eine andere unbekannte Stimme. „Hieß es jedenfalls.“
    „Gütiger Himmel, kein Wunder, dass er so aussieht!“
    „Ob er uns
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