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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg
Autoren: Lion Feuchtwanger
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schließlich Lion und Marta Feuchtwanger in den Gestalten von Jacques Tüverlin und Johanna Krain. Daß man in Verbindung mit Martin Krüger zum Beispiel die Namen Felix Fechenbach – er war der Sekretär von Kurt Eisner – oder Max Hoelz nennt, ist nur so zu verstehen, daß beide unrechtmäßige Verurteilungen eben in jenen Jahren hinnehmen mußten, was einen teilweise starken Protest der Öffentlichkeit hervorrief. Es ist die Ähnlichkeit des Schicksals, nicht der Personen. In diesem Sinne ist auch Feuchtwangers Hinweis in seinem Aufsatz »Was bedeutet der Weltkrieg dem deutschen Romancier?«, erschienen in der »Neuen Freien Presse«, Wien, Mai 1931, gemeint: »Wir besitzen in Deutschland unsere Robin Hoods, so wie England vor vierhundert Jahren den seinen hatte. Wer kennt den Namen Hoelz? Er ist eine Art deutscher politischer Robin Hood … Ihm und den anderen politischen Gefangenen galt mein besonderes Interesse, da mein Held ihnen gleichen soll.«
    Mit zwei weiteren Romanen – »Die Geschwister Oppermann« (1933) und »Exil« (1940) – setzte Feuchtwanger die Darstellung zeitgenössischer Abläufe der dreißiger Jahre fort und betonte ihre Zusammengehörigkeit durch die Bezeichnung»Wartesaal«-Trilogie. Eine Weiterführung der Handlung von Band zu Band findet nicht statt. Es sind jeweils neue »historische Menschen«, deren Schicksale eine Phase deutscher Geschichte der dreißiger Jahre repräsentieren; lediglich Jacques Tüverlin, eine der Hauptgestalten in »Erfolg«, tritt in den folgenden zwei Romanen als Randfigur auf. Der Wartesaal, Ort des Nebeneinanders, der Ungeduld, der Hoffnung und des Übergangs, Zwischenstation also und ohne Dauer, symbolisiert die Situation der Deutschen in der Weimarer Republik und in den Jahren des Nationalsozialismus. »Der Wartesaal« ist auch Titel einer Komposition, die der Emigrant Sepp Trautwein, Held des Romans »Exil«, schreibt, und in der eben jene Situation der Deutschen künstlerischen Ausdruck finden soll.
    Die Öffentlichkeit reagierte auf Feuchtwangers neuen Roman zurückhaltend; die Presse äußerte sich überwiegend kritisch. Anlaß dafür war die politische Position des Autors, die alle Parteien von links bis rechts erbitterte, erzürnte, zumindest aber argwöhnisch machte. Der Verlag hatte vierzigtausend Exemplare »Erfolg« drucken lassen. Fritz Landshoff, Lektor im Gustav Kiepenheuer Verlag, erinnerte sich (»Erinnerungen eines Verlegers«, Aufbau-Verlag 1991): »Als der Roman 1930 endlich erschien …, war die politische Atmosphäre bereits so vergiftet, daß ein erheblicher Teil des Buchhandels das Buch nur zögernd oder gar nicht bestellte – unser Vertreter wurde sogar öfter hinausgeschmissen – und ein beachtlicher Teil der Presse dessen Bedeutung in keiner Weise gerecht wurde. Das ›Berliner Tageblatt‹, in dem Arnold Zweig sich die Besprechung gesichert hatte, war eine der wenigen Zeitungen, die eine angemessene Würdigung des Werkes druckte.« Im Kiepenheuer Verlag, der zur selben Zeit Heinrich Manns »Die große Sache« mit ähnlich niedrigen Absatzchancen herausbrachte, ging der Satz um: »Erfolg« ist keine große Sache, und »Die große Sache« ist kein Erfolg.
    Arnold Zweig hatte in seiner Rezension vom 12. September1930 prophezeit: »Bayern wird 1930 von diesem Roman nicht sehr entzückt sein, auch Lübeck war es nicht, als ›Buddenbrooks‹ und ›Professor Unrat‹ erschienen.« Er behielt recht. »Ein Buch des Hasses« überschrieb Tim Klein seine Rezension in den »Münchner Neuesten Nachrichten« am 7. Oktober 1930. Der Rezensent ging verschwenderisch um mit Vorwürfen aller Art: moralischen (»jener niedrige Haß, der da meint, sein Träger werde größer, wenn er seinen Gegenstand durch den Schmutz zieht«), politischen (»Jedes deutsche Land, das noch etwas auf sich hält, und Völker mit gefestigter nationaler Gesinnung – Nationalgesinnung – in Europa wie über dem Wasser müßten sich selbst verachten, wenn sie Herrn Lion Feuchtwangers Pasquill als etwas anderes ansehen würden, denn als eine zu politischen Zwecken geschriebene Schmähschrift, die an den Pranger gehört.« – »… leite ich das Recht ab, Herrn Lion Feuchtwanger anzuklagen als einen Mann, der die furchtbaren Zerklüftungen in unserem Land, ich meine hier Deutschland, mit bewußter Absicht vergrößert.«) und künstlerischen (»daß Herr Lion Feuchtwanger in einer anderen Sprache denkt und schreibt als in der deutschen. Die Sprache Lion Feuchtwangers
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