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Erfolg

Erfolg

Titel: Erfolg
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wechselt zwischen affektierter Sentimentalität und rohem, rohestem Ausdruck. Im übrigen ist es die internationale Literatursprache, die sich, wie ich glaube, sehr leicht in 16 Literatursprachen übersetzen läßt, einige spitzfindige bayrische Kraftausdrücke vielleicht ausgenommen.«).
    Emanuel bin Gorion brachte seine Einwände in der »Frankfurter Zeitung« vom 12. Oktober 1930 etwas pointierter und weniger philisterhaft vor: »Der Eintagsliteratur von Weltgeltung ist ein neues stattliches Konvolut zugewachsen … Die Gestaltungskraft Feuchtwangers bleibt … unter dem Kriminalroman.« Und dann der Vorwurf, der immer wieder gegen »Erfolg« erhoben wurde: »Gewahrt wird nicht einmal die nackte Realität.« Darüber hat sich bereits Lola Sernau in dem erwähnten Zeitungsbeitrag mokiert (es scheint allerdings, als habe ihr Feuchtwanger selbst diesen Tadel suggeriert – wennnicht gar die Feder geführt –, um künftigen Einwänden zuvorzukommen): »Er verlangt schwierige und umständliche Nachforschungen im Detail, um sich dann im großen ärgerlicherweise große Willkür herauszunehmen … Ich glaube, er macht es aus einem gewissen inneren Hochmut. Er äußert etwa gelegentlich, er rechne darauf, daß seine Bücher 1950 mit dem gleichen Interesse gelesen würden wie 1930, und dann komme es darauf an, daß die historische Färbung des ganzen Jahrzehnts erfaßt sei, nicht auf die armselige Treue, fotografische Wiedergabe des einzelnen Jahres.«
    Die Linken tadelten Feuchtwangers ideologische Inkonsequenz: »… er sieht nicht das Rückwirken des Klassenkampfes auf die ökonomische Basis: er vergißt den Klassenkampf mitzugestalten … Also: Statt Kampf der Intellektuellen an der Seite des revolutionären Proletariats – isolierte, individuelle Auflehnung.« (Hans Günther in: »Internationale Literatur«, Moskau, 5/1935). Die rechten Blätter kamen mit massiven Drohungen. Der »Völkische Beobachter« vom 17. Oktober 1931: »Herr Feuchtwanger hat sich neulich in irgendeinem Blättchen dahin ausgesprochen, daß man heute auf dem Kurfürstendamm auf Schritt und Tritt den Gesichtern zukünftiger Emigranten begegnet … Nach dieser Leistung bleibt dem Löb Feuchtwanger wohl nur noch zu bescheinigen, daß er sich einen zukünftigen Emigrantenpaß reichlich verdient hat.«
    Als das Buch im deutschen Sprachraum nach zwanzig Jahren wieder erscheinen konnte, wurde es sehr beachtet und – zum zweiten Male – teilweise ausführlich rezensiert. Der Grundtenor hatte sich geändert: einige nannten es Feuchtwangers überzeugendstes, unmittelbarstes, lebendigstes Buch, alle schätzten seine politische Weitsicht. Kontrovers waren die Meinungen hinsichtlich der Aktualität des Romans. »Die Andere Zeitung«, Hamburg, 29. März 1956: »Feuchtwangers ›Erfolg‹ ist ein aktueller Roman. Wer ihn liest, wird leicht erkennen, wie symptomatisch manches ist, was heute wieder bei uns geschieht.« Dagegen »Die Welt«, Hamburg, 8. September1956: »Der Genuß ist primär historisch. Ein Abschnitt der deutschen Geschichte, in dem unentwegt nein geschrien wurde, bzw. das Ja korrupt und bodenlos war, kann uns heute wenig lehren. Wir brauchen Glauben und ein starkes und bewußtes Ja. Wir sind auf dem Weg.« – Treu blieben sich die sozialistischen Literaturkritiker, die abermals eine Unterschätzung der marxistisch-sozialistischen Kräfte konstatierten. »Schöpferische Gegenwart«, Weimar, Heft 4, 1949: »Sein Kaspar Pröckl ist ein Kabinettstück der Menschenzeichnung, aber nicht der Typ des klassenbewußten deutschen Proletariats. Gewiß, das Buch ist glänzend gestaltete Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaftsordnung, deutet aber mit keiner Episode klar genug auf die Kräfte hin, die die Kommenden sind …«
    1950 – »Erfolg« war zwei Jahre zuvor beim Aufbau-Verlag erschienen – schrieb Cheflektor Max Schroeder an Lion Feuchtwanger, er sei beim abermaligen Lesen des Romans auf Details aufmerksam geworden, die ihm »historisch nicht eindeutig gezeichnet erscheinen und dazu angetan sein könnten, in unserer Leserschaft Mißverständnisse nicht nur über die Sache selbst, sondern auch über die Position des Autors zu erwecken«. Er schlug deshalb vor, einige Sätze aus dem Text zu streichen und nannte Beispiele. – Feuchtwanger stimmte zu. In seinem nächsten Brief dankte Max Schroeder »verbindlich für Ihre Zeilen vom 15. März 1950, in denen Sie unsere Vorschläge zur Neuausgabe des ›Erfolg‹ gutheißen«. Bei den
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