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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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des Reiches zum anderen treiben, ohne Ruhe zu finden. Welche Art von Ehre - wenn den Toten an Ehre liegt - kann es euch bringen, Cyn Croegs Stier zu Tode zu hetzen?«
    »Es gibt die Rache«, versetzte Farr mit Nachdruck. »Richtig. Die gibt es. Aber ich werde dieses Haus Stein um Stein vor euch verschließen, wenn es sein muß. Ich werde tun, was Ihr mich zu tun zwingt. Und auch mir liegt nicht an Ehre.« Er schwieg kurz und fügte dann langsam hinzu: »Und auch der Zauber, der die Toten von An bannt oder erlöst, kümmert mich nicht.«
    »Solcherlei Macht besitzt Ihr nicht über die Toten von An«, sagte Oen heftig. Es war eine Frage.
    Eine Härte, die so’unerbittlich war wie der Grund des Erlenstern-Bergs, blitzte in Morgons Augen auf.
    »Ich habe von einem Meister gelernt«, erwiderte er. »Ihr könnt Eure sinnlosen, kleinlichen Schlachten austragen bis zum Ende aller Tage. Oder Ihr könnt gegen jene kämpfen, die Oen seinen Landerben gegeben haben, und die Anuin, Hel, die Erde, in der Ihr verwurzelt seid, zerstören werden, wenn Ihr es zulaßt. Und das«, fügte er hinzu, »sollte Euch beiden zusagen.«
    Evern, der Falkner, fragte: »Haben wir eine Wahl?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht nicht.« Seine Hände schlössen sich plötzlich, und er flüsterte: »Ich schwöre es bei meinem Namen - wenn ich kann, werde ich Euch eine Wahl geben.«
    Wieder trat Schweigen ein unter den Lebenden und den Toten. Beinahe widerstrebend wandte sich Morgon Duac zu. Eine Frage stand in seinen Augen, die Duac, dessen Instinkte auf den Herzschlag von An gerichtet waren, verstand.
    »Tut was Ihr wollt in diesem Land«, sagte Duac abrupt. »Verlangt von mir alles, was Ihr braucht. Ich bin kein Rätselmeister, aber ich kann das Wesentliche dessen, was Ihr in diesem Hause gesprochen und getan habt, verstehen. Wirklich begreifen kann ich es nicht. Ich weiß nicht, wie Ihr Macht haben könnt über das Landrecht von An. Ihr und mein Vater könnt Euch, wenn Ihr ihn findet, später darüber unterhalten. Ich weiß nur, daß ein Instinkt mich treibt, Euch blind zu vertrauen. Ein Instinkt, der über Vernunft und Hoffnung hinausgeht.«
    Er hob das Schwert in seinen Händen und hielt es Morgon hin. In funkelnder Pracht strahlte das Sonnenlicht in den Sternen. Morgon, den Blick auf Duac gerichtet, regte sich nicht. Er setzte zum Sprechen an, doch keine Worte kamen über seine Lippen. Plötzlich wandte er sich dem geöffneten Tor zu, dessen Schwelle leer war. Rendel fragte sich, was er wohl jenseits des Hofes, jenseits der Mauern von Anuin sah. Schließlich schloß sich seine Hand um das gestirnte Heft, und er nahm Duac das Schwert aus den Händen.
    »Danke.« Sie gewahrten in seinem Gesicht das schwache, flackernde Aufdämmern von Neugier und den Widerschein einer Erinnerung, die keinen Schmerz zu bergen schien. Er hob seine andere Hand, berührte Rendels Gesicht, und sie lächelte. Zögernd sagte er: »Ich habe nichts, was ich dir bieten könnte. Nicht einmal Pevens Krone. Nicht einmal Frieden. Aber kannst du es ertragen, noch ein wenig länger auf mich zu warten? Ich wünschte, ich wüßte, wie lange. Ich muß für eine Weile nach Hed und dann nach Lungold. Ich werde versuchen - ich werde versuchen -«
    Ihr Lächeln erlosch. »Morgon von Hed«, sagte sie ruhig, »wenn du auch nur einen Schritt ohne mich über diese
    Schwelle tust, dann werde ich über deinen nächsten und den nächsten und den nächsten einen Fluch verhängen, bis dein Weg, ganz gleich, wohin du gehst, dich zu mir zurückführen wird.«
    »Rendel -«
    »Ich kann es. Willst du mir zusehen?«
    Er schwieg, im Widerstreit zwischen seinem Verlangen nach ihr und seiner Angst um sie.
    »Nein«, erklärte er abrupt. »Gut. Willst du in Hed auf mich warten? Ich glaube, ich kann dafür sorgen, daß wir beide wohlbehalten bis dorthin kommen.«
    »Nein!«
    »Willst du dann -«
    »Nein!«
    »Gut. Dann -«
    »Nein!«
    »Willst du dann mit mir kommen?« flüsterte er. »Denn ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlassen.«
    Sie legte ihre Arme um ihn, und zugleich schoß ihr die Frage durch den Kopf, auf was für eine ungewöhnliche, gefahrvolle Zukunft sie sich nun wohl eingelassen haben mochte. Doch als seine Arme sie umschlossen, sagte sie nur, nicht sanft diesmal, sondern mit grimmiger Entschlossenheit: »Das ist gut. Denn bei Ylons Namen schwöre ich, daß du das niemals tun wirst.«

Länder und Leute
       
    Acor von Hel dritter König von Hel
    Aia Frau von Har aus
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