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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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spannten sich mit plötzlicher Kraft um das blinde Metall.
    »Ich weiß es nicht. Weil ich es so wollte. Damals und immer. Willst du noch lange diesen Schädel herumtragen?«
    Sie schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach dem Schädel aus, um ihn Farr zurückzugeben. Das kleine, kantige blaßfarbene Mal auf ihrer Hand trat im Licht deutlich hervor. Morgons Hand griff mit einer heftigen Bewegung zu ihrem Arm.
    »Was ist das?«
    Sie widerstand dem Impuls, ihre Finger darumzuschließen. »Es zeigte - es zeigte sich, als ich das erste Mal Feuer in meiner Hand hielt. Ich gebrauchte einen Stein von der Ebene von Königsmund, um den Kriegsschiffen des Königs von Ymris mit Hilfe eines Blendwerks von Licht zu entkommen. Während ich an ihn gebunden war und in ihn hineinblickte, sah ich einen Mann, der den Stein hielt. Es war, als blickte ich in den Spiegel einer Erinnerung. Beinahe hätte ich - ich war stets ganz nahe daran, ihn zu erkennen. Dann gewahrte ich einen der Gestaltwandler in meinem Geist, der seinen Namen wissen wollte, und das Band wurde zerrissen. Der Stein ist verloren, aber - sein Abdruck brannte sich in meine Hand ein.«
    Seine Finger lockerten sich, lagen mit einer sonderbaren Zartheit auf ihrem Arm. Sie blickte zu ihm auf; die Furcht in seinen Zügen ließ ihr Herz erzittern. Mit der gleichen Zartheit legte er seine Arme um sie, als hätte er Angst, sie könnte ihm entschweben wie ein Nebelhauch.
    Das Klirren von Metall auf den Steinfliesen ließ sie beide herumfahren. Duac, der das gestirnte Schwert vom Boden aufgehoben hatte, sagte ängstlich zu Morgon: »Was ist das? Das Mal auf ihrer Hand?« Morgon schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß Ghisteslohm ein ganzes Jahr lang meinen Geist nach einem bestimmten Stück Wissen durchforschte, daß er immer wieder und immer wieder jeden Moment meines Lebens durchleuchtete, um ein bestimmtes Gesicht zu finden, einen bestimmten Namen. Vielleicht war es das.«
    »Wessen Namen?« fragte Duac.
    Entsetzen wallte in Rendel auf, und sie legte ihr Gesicht an Morgons Schulter.
    »Das hat er mir nie gesagt.«
    »Wenn sie den Stein haben wollen, dann sollen sie ihn selbst suchen«, murmelte Rendel wie betäubt. Er hatte Duacs Frage nicht beantwortet, aber ihr würde er antworten - später. »Keiner - der Gestaltwandler könnte nichts von mir erfahren. Der Stein liegt auf dem Grund des Meeres wie Pevens Krone.« Unvermittelt hob sie den Kopf und sagte zu Duac: »Ich glaube, unser Vater wußte es. Das vom Erhabenen. Und von - wahrscheinlich von mir.«
    »Ich könnte es mir vorstellen.« Dann fügte er müde hinzu: »Ich glaube, er wurde allwissend geboren. Nur wie er heimfinden soll, weiß er nicht.«
    »Ist er in Bedrängnis?« fragte Morgon.
    Duac blickte ihn einen Moment lang verwundert an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich - nein, das glaube ich nicht. Ich fühle es nicht.«
    »Dann weiß ich vielleicht, wohin er gegangen ist. Ich werde ihn suchen.«
    Rood eilte durch den Saal, um sich zu ihnen zu gesellen. Sein Gesicht war tränenfeucht; es zeigte den vertrauten strengen Ausdruck, der ihn bei seinen Studien und bei seinen Kämpfen begleitete.
    »Ich helfe dir«, sagte er leise zu Morgon.
    »Rood -«
    »Er ist mein Vater. Du bist der größte Rätselmeister in diesem Reich. Und ich bin ein Lehrling. Möge man mich neben Farr in Hel zu Grabe legen, wenn ich dich so aus diesem Saal hinausgehen lasse, wie du hereingekommen bist - allein.«
    »Er wird nicht allein gehen«, warf Rendel ein.
    Duac protestierte mit gesenkter Stimme.
    »Du kannst mich nicht mit dieser Versammlung von Königen allein lassen, Rood. Von den meisten weiß ich nicht einmal den Namen. Die, die sich hier im Saal befinden, mögen für den Moment gezähmt sein, aber wie lange wird das andauern? Aum wird sich erheben und West-Hel. In ganz An gibt es vielleicht fünf Menschen, die nicht den Kopf verlieren werden, und wir, du und ich, gehören zu ihnen.«
    »Ich?«
    »Kein Geist«, sagte Morgon kurz, »wird je wieder dieses Haus betreten.«
    Er wog den Knochenschädel in seiner Hand und warf ihn dann durch den Saal Farr zu. Der König fing ihn lautlos auf, eine Spur verdutzt, als hätte er vergessen, wem der Schädel gehörte. Morgon musterte die unbewegte geisterhafte Schar. »Wollt Ihr Krieg?« fragte er sie. »Ich kann ihn Euch geben. Einen Krieg der Verzweiflung um die Erde selbst. Wenn Ihr ihn verliert, dann werdet Ihr vielleicht wie eine Wolke von Schmerz von einem Ende
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