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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Henshaw
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Chinesen versuchen es mit Innovation. Sie mussten Technologie stehlen, um herauszufinden, auf welchem Gebiet sie dies erreichen könnten, und kaufen, was sie nicht stehlen konnten. Aber sie schlagen einen neuen Weg ein. Sie zeigen Erfindungsgabe.«
    Kyra zuckte mit den Schultern und blickte den Krater hinunter. »Ich bin sicher, wir bekommen noch eines von diesen Dingern zu sehen.«
    »Mit Sicherheit.« Er drehte sich um und beobachtete, wie die transportable Winde das zertrümmerte Cockpit auf den Lastwagen lud. Das Metall quietschte, bevor die Arbeiter das Teil losschnallten. »Aber wenn sie so weit sind, ihre Technik für bemannte Tarnkappenflugzeuge zu perfektionieren, haben wir sie mit unseren unbemannten Kampffliegern überholt.«
    »Sie werden versuchen, uns auch diese zu klauen«, unkte Kyra. »Vielleicht sollten wir ihnen mehr von ihrem Zeug klauen.«
    »Sie sind wirklich durch und durch Geheimdienstagentin«, stellte Jonathan fest. Kyra lächelte und schwieg. Er zog seine Hand aus der Manteltasche und reichte ihr etwas Kleines. »Hier, ein Souvenir.«
    Kyra drehte das Teil in ihrer Hand. Es war ein kugelförmiges Messgerät, dessen Glas zerbrochen und horizontal mit Markierungen und chinesischen Zeichen beschriftet war. »Was ist das?«
    »Der künstliche Horizont vom Flugzeug, glaube ich.«
    »Die VBA verwendet immer noch mechanische Anzeigen in ihren Flugzeugen?«
    Jonathan zuckte mit den Schultern. »In diesem Fall, ja. Ich vermute, sie beherrschen die Kunst, ein rundum verglastes Cockpit zu entwerfen, noch nicht.«
    »Brauchen die das nicht?«, fragte Kyra und nickte in Richtung der Bergungsmannschaft im Loch.
    »Jedes Flugzeug der Welt hat so eines, also wird es ihnen nichts über die Fähigkeiten des Flugzeugs verraten«, entgegnete Jonathan. »Wenn sie es nicht finden, werden sie trotzdem davon ausgehen, dass es da war.«
    Kyra lächelte. »Nennt man das nicht ›stehlen‹?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt: Wenn Sie erst fragen müssen, bevor Sie sich etwas nehmen, arbeiten Sie für die falsche Behörde.«
    »Sie haben Ihr Talent verfehlt«, sagte Kyra. »Sie sollten für uns arbeiten.«
    »Nein danke«, lehnte Jonathan ab. »Ich denke, unsere Seahawk wartet auf uns.«
    »Stimmt.«
    »Schade, dass wir von Taiwan nur ein rauchendes Loch gesehen haben.« Jonathan drehte sich um und stieg den Hügel hinauf. Kyra hatte Mühe, auf dem losen Dreck und den Metallsplittern nicht auszurutschen.
    Zhongnanhai, Peking
    Dunne war nicht nervös wegen des Treffens mit Tian. Er war schon viel zu oft in seinem Leben wegen einer Demarche vorstellig geworden, und selbst Tian konnte in ihm ein solches Gefühl nicht mehr wecken. Er hatte es einfach satt, sich mit Männern wie ihm abgeben zu müssen. Sie waren politische Tiere, für die jede Begegnung mit den USA eine persönliche Prüfung darstellte. Dunne hatte den diplomatischen Aderlass satt. Sich die vielen Lügen anzuhören und seinerseits viele zu erzählen hatte ihn innerlich ausgelaugt, deswegen musste er nach Hause gehen und sich auskurieren. Es war Zeit, jüngere Männer vorzulassen, die dank ihres noch immer lodernden Feuers leichter mit Heuchlern und Konfrontationen fertigwurden.
    Diesmal allerdings freute er sich auf die Begegnung. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gehabt hatte. Dieses Mal würde anders werden. Endlich würde es um die Wahrheit gehen. Wenigstens ein Mal in ihrem Leben sollten Diplomaten so mit einem Staatsoberhaupt geredet haben.
    »Botschafter Dunne, möchten Sie einen Tee?«, fragte Tian mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck, als hätte die Schlacht in der Formosastraße nicht stattgefunden, geschweige denn, dass er sie verloren hatte.
    »Nein danke, Präsident Tian.«
    Tian nickte. »Zeng, bitte geh«, befahl er auf Chinesisch. »Diese Besprechung ist privat.«
    Zeng verbeugte sich und verließ den Raum. Tian kam von der Theke zurück, wo die Teekanne stand, und setzte sich auf den Stuhl hinter seinen Schreibtisch. Dunne blieb stehen. Dies war nicht der Zeitpunkt, um sich zu setzen.
    »Mir wäre es lieber gewesen, wenn Zeng bleibt, um zu übersetzen«, sagte Tian auf Englisch. »Aber ich glaube, dieses Gespräch wird unangenehmer als unsere letzten.«
    »Das bezweifle ich nicht, Präsident Tian«, bestätigte Dunne. »Ich bin sicher, Ihr Englisch wird voll und ganz ausreichen.« Zumindest war sich Dunne sicher, dass Tian genug Flüche auf Englisch kannte. Das taten die meisten Ausländer, die er kennengelernt
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