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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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möglich abzuschalten.
    »Tage Baggesen ist fünfunddreißig Jahre alt und sieht irre gut aus. Okay, ein paar Kilo abzunehmen würde ihm nicht schaden. Aber dafür hat er einen Landsitz in Vejby. Und meines Wissens noch zwei in Jütland. Was willst du mehr?«
    Merete sah sie an und schüttelte den Kopf. »Ja genau. Er ist fünfunddreißig und lebt mit seiner Mutter zusammen. Weißt du was, Marion? Nimm ihn. Ich schenke ihn dir. Er gehört dir!« Sie nahm ihrer Assistentin einen Stoß Akten aus dem Arm und legte sie zu den anderen auf den Rücksitz. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 17.30 Uhr. Sie war spät dran.
    »Deine Stimme wird bei der Abstimmung heute Abend fehlen, Merete.«
    »Und wenn schon.« Sie zuckte die Achseln. Als sie in die Politik ging, hatte es gleich zu Anfang eine feste Absprache zwischen ihr und dem Fraktionsvorsitzenden der Demokraten gegeben. Nach achtzehn Uhr stand sie nicht mehr zur Verfügung, es sei denn, zwingend notwendige Arbeiten im Ausschuss oder wichtige Abstimmungen erforderten unbedingt ihre Anwesenheit. »Kein Problem«, hatte er damals gesagt, wohl wissend, wie viele Stimmen sie auf sich zog. Dann sollte das ja wohl auch heute kein Problem sein.
     
»Nun komm schon, Merete. Erzähl doch mal, was du vorhast.« Ihre Assistentin neigte den Kopf zur Seite und sah sie an. »Wie heißt er?«
    Merete lächelte nur und warf die Tür zu. Es war an der Zeit, Marion Koch auszuwechseln.
     

Kap 3 - 2007
     
    Marcus Jacobsen, Chef der Mordkommission, war ein echter Chaot. Ihn scherte das nicht. Die Unordnung war nur äußerlich, ansonsten fand er sich ausgesprochen strukturiert. Alle Fälle waren in seinem Kopf ordentlich abgelegt. Nie vergaß er ein Detail. Jede Kleinigkeit hatte er auch noch nach zehn Jahren präsent.
    Nur manchmal betrachtete er das Chaos in seinem Büro mit einem gewissen Unbehagen. Wenn es wie eben vollgestopft war mit scharf beobachtenden Mitarbeitern, die sich zwischen Bergen von Akten um seine Tische drängten.
    Er nahm den angeschlagenen Sherlock-Holmes-Becher und trank einen großen Schluck kalten Kaffee. Schon zum vierzehnten Mal heute Vormittag dachte er an die halb volle Packung Zigaretten in der Jackentasche. Jetzt konnte man sich nicht mal mehr unten auf dem Hof eine Rauchpause genehmigen. Verdammte Vorschriften.
    »Lars.« Er sah zu Lars Bjørn, seinem Stellvertreter, hinüber.
    Der war auf seine Bitte hin nach dem Briefing noch dageblieben. »Wenn wir nicht aufpassen, geht uns der Fahrradmord im Valbypark den Bach runter.«
    Lars Bjørn nickte. »Es ist zu blöd, dass Mørck ausgerechnet jetzt zurückkommen musste. Hat gleich vier der besten Ermittler mit Beschlag belegt, typisch. Und weißt du was: Fast alle beschweren sich über ihn, und rate mal, bei wem?« Als wäre er der Einzige, der sich den ganzen Mist anhören musste, dachte Jacobsen.
     
Aber Bjørn hatte sich in Fahrt geredet. »Er kommt viel zu spät«, fuhr er fort. »Kommandiert seine Leute herum, steckt seine Nase in die Fälle der anderen, antwortet nicht auf Anrufe, und sein Büro ist ein einziges Chaos. Und weißt du was? Jetzt hat sich sogar die Rechtsmedizin über ihn beschwert, die Rechtsmedizin ! Das will was heißen. Egal, was Carl durchgemacht hat, wir müssen was unternehmen. Sonst weiß ich langsam nicht mehr, wie unsere Abteilung funktionieren soll.«
    Marcus hob die Augenbrauen. Er sah Carl vor sich. Eigentlich mochte er ihn, aber dieser ewig skeptische Blick und immer diese zynischen Bemerkungen. Das war langsam wirklich nicht mehr auszuhalten. »Ja ja, ich weiß schon, was du meinst. Eng mit ihm zusammenarbeiten, das konnten wohl nur Anker und Hardy. Die zwei waren ja jeder für sich kauzig genug.«
    »Marcus. Die Leute sagen es nicht so direkt, aber Mørck ist ein Albtraum, und das war er im Übrigen auch schon vorher. Der passt hier nicht hin, wir sind einfach zu sehr aufeinander angewiesen. Als Kollege ist Carl eine Katastrophe, und das war er vom ersten Tag an. Warum hast du ihn überhaupt aus Bellahøj hierhergeholt ?«
    Marcus sah seinen Stellvertreter fest an. »Weil der Mann ein phantastischer Ermittler ist. Deshalb!«
    »Ja, ja, ja. Ich weiß, dass wir ihn nicht einfach vor die Tür setzen können, und schon gar nicht nach dieser Sache. Aber dann, Marcus, müssen wir uns was überlegen.«
    »Er ist erst gut eine Woche wieder im Dienst. Wir müssen ihm eine Chance geben. Wie wäre es, wenn wir ein bisschen schonend mit ihm umgingen?«
    »Sehr witzig. In den letzten Wochen
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