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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Veränderung zu bemerken. Abgesehen davon, dass sie ihm auch nichts gesagt hätte.
    »Ein Anzeichen für Erstickungstod«, erklärte die Soldatin. »Die Tentakel verändern ihre Farbe, wenn Sauerstoffmangel eintritt.«
    »Wie zum Beispiel nach einem Schädelbruch.«
    »Nein. Wäre er daran gestorben, hätten sich die Tentakel nicht verfärbt. Das Gehirn muss physisch intakt bleiben, um den Effekt der Farbänderung hervorzurufen. Er ist das Ergebnis eines chemischen Prozesses im Hirnareal direkt hinter der Stirn. Dieses Gehirn hier ist erheblich beschädigt.«
    Sie zeigte auf die zermalmte graue Masse, durchsetzt mit Knochen und Blut.
    »Er war bereits tot, bevor dies eintrat.«
    Daxxel nickte. Diese Frau war clever. Er glaubte ihr jedes Wort. Sie strahlte die Selbstsicherheit aus, an der es ihm zurzeit mangelte.
    »Ich entschuldige mich für meine Bemerkungen«, sagte er schließlich. »Ich habe ihn gerade gefunden. Er war ein Freund.«
    Zant stand wieder auf, Mitleid in den grauen Augen. Und ein wenig Besorgnis.
    »Das tut mir leid, Konsul. Soll ich mich zurückziehen?«
    »Das tut mir leid, Sergeant, weil Sie hierbleiben müssen. Die hiesige Polizei wird jede Minute eintreffen und es scheint, dass Sie ein Gehirn in Ihrem Kopf haben. Ich brauche Sie, obgleich ich Ihnen keinen freundlichen Empfang bereiten konnte. Die Kriminalisten hier sind …«
    »… völlig inkompetent«, vervollständigte Zant. »Ich bin umfassend informiert worden. Dies ist mein erster Einsatz im diplomatischen Dienst. Ich wollte so gut wie möglich vorbereitet sein.«
    »Dann haben wir etwas gemeinsam.« Daxxel sah sich das Gesicht der jungen Frau genauer an. Ihre Augen waren eisgrau und lagen unter einer makellosen Stirn. Ihr dunkelbraunes Haar war kurz, aber nicht zu kurz, und berührte sacht ihre Ohren. Ihre Nase war dünn, ganz leicht nach oben gerichtet, aber absolut symmetrisch. Die wohlgeformten Lippen schienen einen Kuss geradezu herauszufordern. Sie hatte kleine Lachfältchen um die Augen und in den Mundwinkeln. Sie lacht gerne, stellte Daxxel mit plötzlicher Freude fest. Seine bisherigen Erfahrungen mit Marinesoldaten waren oberflächlich gewesen; er hielt nicht allzu viel vom Militär. Zumindest, so ließ sich nach der kurzen Examinierung schließen, hatten sie ihm jemanden geschickt, der menschlich war.
    »Exzellenz!«, begann Zant und wurde sogleich unterbrochen.
    Daxxel schüttelte bestimmt den Kopf. »Nennen Sie mich nicht so. Sie können Exzellenz zu mir sagen, wenn ich außerordentlicher Botschafter im Kalifat geworden bin.«
    »Wie Sie meinen, Konsul«, erwiderte sie mit einem Lächeln, das ihr ausnehmend gut stand. Sie hatte perfekte Zähne. »Was ich sagen wollte …«
    Erneut durfte sie nicht ausreden.
    Das Türsignal ertönte wieder. Daxxel verzog das Gesicht, warf Zant einen bedeutungsvollen Blick zu und drückte den Knopf.
    Diesmal war es tatsächlich Eobal Security. Und sie erschien, wie Daxxel wenig erfreut erkennen musste, in nur allzu bekannter Gestalt. Commissioner Volgaan war nicht nur der Chef der Stadtpolizei, sondern auch der Neffe des derzeitigen Präsidenten Eobals. Unglücklicherweise war das auch schon die einzige Qualifikation, die er für die Position eines Commissioners bei Eobal Security mitbrachte. Um seine fehlende berufliche Kompetenz auszugleichen, hatte Volgaan die Prinzipien der Polizeikräfte auf Eobal bis zur Perfektion verinnerlicht. Daxxel war ihm bisher zweimal begegnet, nur flüchtig bei offiziellen Empfängen. Aber in seiner allgemeinen Einschätzung und nach dem, was er über ihn gehört hatte, war der kleine Mann mit dem Kahlkopf und den wässrigen Augen, sehr diplomatisch ausgedrückt, nichts weiter als ein absolutes Arschloch.
    Volgaan deutete eine Verbeugung an und lächelte.
    »Exzellenz!«, rief er mit ganzer Kraft. »Ich habe die Nachricht erhalten und bin sofort hierher geeilt. Mein bestes Untersuchungsteam wird in Kürze eintreffen, aber ich wollte mir einen eigenen Eindruck verschaffen.«
    Daxxel zwang sich, das Lächeln zu erwidern.
    »Meinen aufrichtigen Dank, Commissioner.«
    »Ich habe erfahren, dass der Tote ein guter Freund von Ihnen war. Mein Beileid.«
    »Sehr freundlich«, erwiderte Daxxel. »Wünschen Sie den Tatort in Augenschein zu nehmen?«
    Volgaan zögerte. Natürlich hatte er nicht die leiseste Absicht, ernsthaft zu arbeiten; er war nur auf der Suche nach Amüsement und berichtenswerten Umständen, die sein Onkel vielleicht politisch ausschlachten konnte. Sein
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