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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Shali gegenüber zum Ausdruck gebracht hatte. Dass er über ein gerütteltes Maß an Handlungsfreiheit verfügte, daran bestand kein Zweifel. Ein Bericht von hier ins Außenministerium brauchte selbst bei guten Relaisverbindungen einen Tag. Eine Anweisung noch einmal die gleiche Zeit zurück. Es war daher notwendig, dem Personal auf Randwelten die Möglichkeit zu geben, auch ohne ausdrückliche Direktiven zu handeln. Ob eine eigenständige Morduntersuchung ebenfalls darunterfiel, wagte Daxxel nicht zu beurteilen, andererseits wäre es nicht das erste Mal, dass auf einer Randweltmission ein Präzedenzfall geschaffen wurde.
    »Wann haben Sie den Botschafter das letzte Mal gesehen?« Zant stellte die erste Frage.
    »Das wollten die Polizisten auch wissen«, antwortete Shali. »Und ich habe denen die Wahrheit gesagt. Ich habe Dhloma zuletzt gestern während der Bürozeit gesehen. Nach Dienstschluss bin ich in die Residenz gegangen, um mich für den Abend fertig zu machen. Ich war aus, in einer Show im Hochgartentheater.«
    Daxxel kannte das Haus, es war einer der wenigen seriösen Orte in der Stadt, die gepflegte Unterhaltung ohne Hintergedanken anboten. Er war selbst bereits mehrere Male dort gewesen. Eine normale Abendbeschäftigung für diplomatisches Personal, weswegen man sich dort auch einigermaßen regelmäßig blicken lassen musste, um kein Misstrauen zu erregen.
    »Wohin wollte Dhloma?«, fragte er.
    »Das weiß ich nicht. Er war noch im Büro, als ich Feierabend machte.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Eigentlich nicht. Er wollte einiges an Papierkram erledigen. Ich bot ihm an zu bleiben, aber er kannte meine Pläne für den Abend und sagte, ich solle mich nur ruhig amüsieren gehen.«
    Das klang nach Dhloma. Immer ganz der zuvorkommende Vorgesetzte.
    »War er in irgendeiner besonderen Stimmung?«, hakte Zant nach.
    »Dhloma war immer in irgendeiner Stimmung«, murmelte Daxxel. Shali schenkte ihm das turulianische Äquivalent eines Lächelns. Ihre Blicke kreuzten sich in gemeinsamer Erinnerung an einen toten Freund und seine Eigenheiten.
    »Ja, er hatte immer irgendetwas, das ihn sichtlich bewegte. Und nein, es war nichts Besonderes, soweit ich das feststellen konnte.«
    »Und die Tage vorher? Irgendetwas?«, insistierte die Sergeantin.
    »Ihm ging es ganz gut die letzte Zeit«, ergänzte nun Daxxel. »Wir haben uns vor zwei Tagen zum Mittagessen getroffen. Es gab keinerlei Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung war.«
    Shali machte eine zustimmende Geste. Zant schien sich mit turulianischer Gestik auch einigermaßen auszukennen, denn sie setzte die Befragung prompt fort.
    »Passierte sonst etwas Ungewöhnliches? Gespräche? Anrufe? Unerwartete Besucher?«
    Shali runzelte die Stirn auf Turulianisch.
    »Nun, ich weiß nicht, ob das Ihre Frage beantwortet, aber gestern Nachmittag gab es einen kurzen Besuch des meranischen Botschafters. Er war nicht das erste Mal da, aber, nun ja, angesichts der schwierigen Beziehungen zwischen Turulia und dem Kalifat dürfte dieser Besuch zumindest … ungewöhnlich gewesen sein.«
    »RagaNahir?«, fragte Daxxel leicht erstaunt.
    »Höchstpersönlich.«
    Der meranische Botschafter war für Daxxel natürlich kein Unbekannter. RagaNahir war nicht irgendjemand im Diplomatencorps des Kalifats. Er hatte gute Verbindungen zu den führenden Familien und galt als aufstrebender Champion der meranischen Politik. Daxxel und Dhloma hatten die möglichen Gründe dafür, dass jemand wie er auf einen relativ unwichtigen Posten wie Eobal versetzt wurde, lange diskutiert. Es war bei Spekulationen geblieben. Vielleicht sollte der an Jahren recht junge Meraner erst noch Erfahrungen sammeln und sich auf einer Randwelt bewähren, ehe er höhere Weihen erhielt. Daxxel war RagaNahir im Gegensatz zu Dhloma nie persönlich begegnet, sondern hatte ihn nur von Ferne auf diversen Empfängen gesehen. Für den Meraner war Daxxel als bloßer Konsul alles andere als gleichrangig. Obendrein war er ein Repräsentant der Akte, und das angesichts der Eiszeit in den Beziehungen zwischen Meran und Terra. RagaNahirs Besuch war bemerkenswert, da die Tulurianer enge Verbündete der Erde waren, kam aber nicht unbedingt überraschend. Meran versuchte seit geraumer Zeit, die Allianz zwischen Terra und Turulia auszuhöhlen. Warum nicht auch Eobal in die Strategie einbinden?
    »Ich hätte von Dhloma erwartet, dass er mich darüber in Kenntnis setzt«, sagte Daxxel. »Kam RagaNahirs Besuch unangekündigt?«
    Darüber
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