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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Die Tatsache, dass man sich überhaupt bequemte, jemanden zu entsenden, hatte mehr mit grundsätzlichen politischen Überlegungen zu tun als mit einem ernsthaften Interesse an der Auflösung eines Mordfalles und der Jagd nach einem Täter. Dies war immerhin das Konsulat der Akte. Die Gelegenheit, auf Kosten Terras ein wenig dreckige Wäsche zu waschen, würde man sich hier keinesfalls entgehen lassen. Da rieben sich einige schon die Hände.
    »Haben Sie ihn getötet?«, fragte Nero.
    Daxxels Blick fuhr nach oben. Er schaute in das absolut unschuldige Gesicht seines Mitarbeiters, schüttelte den Kopf und sagte mit dünner Stimme: »Nein. Habe ich nicht. Verdammt, Nero, ich bin sicher die letzte Person, die den armen Dhloma töten würde.«
    »Eobal Security könnte anderer Ansicht sein.«
    Der Roboter, den seine Quasi-Intelligenz in die Lage versetzte, gewisse logische Kausalketten auch auf der Basis eigener Erfahrungen zu bilden, hatte nicht unrecht. Die hiesige Regierung mochte zu der Schlussfolgerung kommen, dass sich dieser Zwischenfall politisch nutzen ließ, um alte Freunde zu entzweien. Und wenn nicht Eobal auf diesen Gedanken kam, dann sicherlich Meran. Mit einem Mal fühlte sich Daxxel noch schlechter. Die mögliche Folge von Ereignissen, die sich nun anschließen konnte, war ebenso erschreckend wie deprimierend.
    Er wollte nicht zurück ins Foyer, aber als das elektronische Läuten einen Besucher ankündigte, schluckte er seinen Ekel hinunter. Er bemühte sich, nicht zu Boden zu blicken.
    Als er an der Leiche des Oktopoiden vorbei war, legte er die Hand auf den Knopf des Öffnungsmechanismus und fragte sich, wie Dhloma – oder dessen Mörder – wohl in das Innere des Konsulats gekommen sein mochte, ohne die Tür aufzubrechen. Soweit Daxxel wusste, besaß jedenfalls nur er selbst den Öffnungscode – und vielleicht noch das Außenministerium auf der sehr weit entfernten Erde. Spuren von Gewalteinwirkung waren ihm nicht aufgefallen.
    Daxxel setzte zur Begrüßung des erwarteten Polizisten ein Lächeln auf – Eobali waren menschlicher Abstammung und verstanden diese Mimik –, doch als die Tür aufglitt, gefroren seine Bewegungen förmlich.
    Anstatt in das Gesicht eines Polizisten blickte er auf eine tadellos uniformierte junge Frau. Sie nahm Paradehaltung an und salutierte. Mit Verzögerung erkannte Daxxel, dass ihm die Uniform durchaus vertraut war. Die junge Frau war, wenn er sich nicht irrte, eine Sergeantin der terranischen Marineinfanterie.
    »Oh nein – ich hatte Sie völlig vergessen!«, rief er aus, bevor die Frau etwas sagen konnte. »Sie sind mein Leibwächter!«
    Die Uniformierte schien für einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht, nahm sich aber sofort zusammen und erwiderte mit klarer Stimme: »Sergeant Josefine Zant, Marineabordnung zum terranischen Konsulat auf Eobal, meldet sich zum Dienst, Sir.«
    Daxxel nickte. Die sich verstärkenden Spannungen zwischen Meran und der Erde hatten zu der Entscheidung geführt, diplomatische Missionen effektiver zu schützen, selbst sein kleines, unbedeutendes Konsulat. Er hatte es wirklich vergessen, vor allem die Ankunftszeit. Die Ankündigung war allerdings auch schon vor zwei Monaten gekommen. Nero hätte ihn erinnern sollen.
    »Kommen Sie herein. Sie sind zu spät.«
    »Zu spät? Meine Ankunft war für heute –«
    »Zu spät, um dies zu verhindern.«
    Daxxel trat zur Seite und gab den Blick auf die Leiche frei. Die Sergeantin starrte auf den leblosen Körper.
    Echte Selbstbeherrschung, dachte Daxxel, der in das ovale, angenehm gezeichnete Gesicht der Soldatin sah.
    »Er ist tot«, sagte sie bestimmt.
    Daxxel seufzte erneut. »Es ist immer wieder schön, mit kompetenten Leuten zusammenzuarbeiten.«
    Sergeant Zant ließ sich offenbar auch durch Sarkasmus kaum beeindrucken.
    »Ich habe den Exobiologie-Kurs auf der Diplomatenakademie mit Auszeichnung bestanden, Konsul. Dieser Turularier starb durch Ersticken.«
    »Er starb aufgrund eines schweren Schädelbruches.«
    »Nein, als ihm das Trauma zugefügt wurde, war er bereits tot.«
    Das weckte nun doch Daxxels Interesse.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Sir. Darf ich?«
    Zant wartete die Antwort nicht ab und kniete nieder. Sie zeigte auf einen der acht Tentakel des Toten. »Sehen Sie die grünliche Verfärbung an der Spitze?«
    »In der Tat«, murmelte er. Dhlomas normale Hautfarbe war blau, in verschiedenen Tönungen. Daxxels Unbehagen, sich die Leiche genau anzuschauen, hatte ihn davon abgehalten, diese
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