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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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taumelte ein paar Schritte zurück, brach in die Knie und übergab sich vor Schwäche.
    Es dauerte zehn Minuten, bis Skar wieder so weit bei Kräften war, sich auf Hände und Knie hochzustemmen und nach Titch herumzudrehen. Der Quorrl hockte nach vorne gebeugt und verkrümmt vor seinem bewußtlosen Gegner. Sein linker Arm hing schlaff herab und war gelähmt, und Titchs Gesicht war eine Maske aus Qual. Er stöhnte leise. Als er auf die Füße zu kommen versuchte, versagten seine Kräfte. Er stürzte, schlug schwer auf dem Boden auf und blieb einen Moment reglos liegen. Skar wollte zu ihm gehen und ihm helfen, aber die wenigen Schritte bis zu dem Quorrl erschienen ihm endlos; Meilen, die er nicht mehr schaffen würde, in seinem Zustand. Und er wußte auch, daß der Quorrl seine Hilfe nicht annehmen würde.
    So stemmte er sich mit letzter Kraft in die Höhe, taumelte zu Ian hinüber und ließ sich erschöpft neben dem Zauberpriester auf die Knie sinken. Ian starrte ihn an, mit einem Blick, in dem sich Verachtung und widerwillige Bewunderung ein stummes Duell lieferten, aber ohne eine Spur von Angst, wie Skar sehr wohl registrierte.
    »So«, sagte Skar müde. »Jetzt können wir uns unterhalten, Ian.« Der Zauberpriester lachte böse. »Worüber, du Narr? Über deinen Tod?«
    Skar seufzte. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, Zorn zu empfinden. »Hör auf, Ian«, bat er. »Du bist nicht in der Lage, mir zu drohen. Und ich bin zu müde, um Spielchen zu spielen.«
    »Warum sollte ich dir drohen?« fragte Ian kalt. »Du bist wahnsinnig, Skar. Ich brauche dir nicht zu drohen. Sieh dich doch an! Du hast kaum noch die Kraft, dich auf den Beinen zu halten. Morgen, spätestens in zwei Tagen, wirst du nicht einmal mehr kriechen können. Ich brauche dir nicht zu
drohen.
Du stirbst so oder so.« »Aber auf jeden Fall nach dir«, bemerkte Skar ruhig. »Und wesentlich angenehmer, wenn du mir nicht ein paar Fragen beantwortest.«
    Ian lachte erneut, aber in seinem Blick glomm ein ganz schwacher Funke von Unsicherheit auf. »Was willst du?« fragte er. »Mich foltern?«
    »Wenn es sein muß.«
    »Ich glaube dir nicht«, behauptete Ian. »Du bist ein Satai.«
    »Das war ich vielleicht einmal«, antwortete Skar. »Ich weiß nicht, was ich heute bin. Aber was immer es ist — ihr habt mich dazu gemacht.«
    »Du kannst nicht aus deiner Haut«, beharrte Ian.
    Skar sah ein, daß er so nicht weiterkam. Schwäche machte sich wie Zentnerlasten in seinen Gliedern breit, und hinter seiner Stirn begannen sich die Gedanken zu verwirren. Er konnte es sich einfach nicht leisten, noch länger mit Ian zu diskutieren.
    »Vielleicht hast du sogar recht«, sagte er matt. »Aber zu deinem Pech bin ich nicht allein, weißt du?« Er richtete sich auf, drehte sich mühsam zu Titch herum und hob die Hand.
    »Titch.«
    In Ians Augen blitzte es überrascht auf, als er den Namen des Quorrl hörte. Er versuchte sich zu bewegen, aber Skar stieß ihn grob zurück und rief noch einmal nach Titch. Der Quorrl hob mühsam den Kopf, stemmte sich mit der verletzten Hand hoch und kam taumelnd auf ihn zu.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Skar besorgt.
    Titch lachte böse. »Nein«, grollte er. »Aber ich kann mich be-wegen. Es tut sehr weh.«
    »Wie unangenehm«, sagte Ian hämisch.
    Titch versetzte ihm einen Tritt, der den Zauberpriester trotz seiner Metallpanzerung vor Schmerz aufstöhnen ließ.
    »Reichen deine Kräfte noch, unserem Feind ein paar Fragen zu stellen?« fragte Skar. »Er ist ein bißchen verstockt.«
    Titch ließ sich auf der anderen Seite Ians auf die Knie sinken, hob die verwundete rechte Hand und spreizte die Finger. Seine Krallen blitzten auf wie messerscharfe tödliche Dolche. Ein böses Grinsen verzerrte seine Züge noch mehr, als es der Schmerz getan hatte. »Dazu langt es immer«, versprach er grimmig. »Ich freue mich schon lange darauf, mich mit einem von ihnen zu unterhalten.«
    »Das tut ihr nicht«, sagte Ian. Seine Stimme zitterte. »Skar, du kannst dieses Ungeheuer nicht auf mich loslassen.«
    »Ich fürchte«, antwortete Titch an Skars Stelle, »daß er mich kaum zurückhalten kann. Ungeheuer haben die Eigenschaft, nicht immer zu tun, was man von ihnen will, weißt du?«
    Ian versuchte sich zu bewegen, aber wieder stieß Skar ihn derb zurück. Er warf Titch einen mahnenden Blick zu, den Bogen nicht zu überspannen, aber der Quorrl reagierte nicht darauf. Skar war nicht einmal mehr sicher, ob Titch die Bestie nun wirklich nur
spielte
oder
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