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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Keuchen aus und wirbelte herum, aber er war um eine Winzigkeit zu langsam: Skars Schwert blitzte auf, beschrieb einen glitzernden Halbkreis und prellte ihm die Waffe aus den Fingern.
    Der Mann schrie auf, taumelte zurück und umklammerte seine verstauchte Hand, aber er war keineswegs außer Gefecht gesetzt. Als Skar auf ihn zusprang, drehte er sich blitzschnell zur Seite, wich seinem nachgesetzten Hieb aus und trat nach Skars Knie. Eine Sekunde später prallten sie zusammen und stürzten aneinandergeklammert zu Boden.
    Skar begriff im gleichen Augenblick, daß er einen Fehler gemacht hatte. Der Fremde war ihm an Körperkraft hoffnungslos unterlegen; aber seine Rüstung machte ihn fast unverwundbar. Sie bestand nicht aus Leder, wie Skar bisher angenommen hatte, sondern aus fingerbreiten, eng ineinanderliegenden Ringen aus mattem schwarzem Metall, von dem Skars Finger haltlos abglitten. Er rang den anderen zu Boden und hielt ihn fast mühelos nieder, aber sehr viel mehr als ihn
festhalten
konnte er nicht. Hätte er zugeschlagen, hätte er sich an der stahlharten Panzerung allerhöchstens die Hand gebrochen.
    Schritte näherten sich, und das Geräusch eines schweren Körpers, der rücksichtslos durch das Unterholz brach. Skars Gedanken überschlugen sich. Er konnte nicht hierbleiben, aber eine Flucht war ebenso sinnlos. Die Männer mußten einfach nur in den Wald hineinschießen, um ihn zu erwischen; die Reichweite des grünen Lichtes war beträchtlich.
    Als der zweite Zauberpriester näher kam, sprang er auf die Füße und riß seinen Gefangenen einfach mit sich. Er wirbelte herum, hielt den Mann wie einen lebenden Schutzschild vor sich und rammte ihm die Spitze seines Schwertes in die Seite. Ein dumpfes, erschrockenes Stöhnen drang unter dem gewaltigen Helm des Zauberpriesters hervor, und sein Widerstand erlosch. Er mußte die Waffe kennen, mit der Skar ihn bedrohte: die Klinge des
Tsche-kal
bestand aus Sternenstahl, einem Metall, das Eisen so mühelos schnitt wie weiches Holz. Skar bezweifelte insgeheim, daß seine Kraft ausreichen würde, die Klinge durch den schwarzen Metallpanzer zu stoßen; aber das wollte er ja auch gar nicht.
    Der zweite Zauberpriester blieb stehen, als er sah, daß Skar seinen Kameraden mit dem Schwert bedrohte. Die Waffe in seiner Hand bewegte sich nach oben, und der grüne Kristall an ihrem Ende schien Skar anzustarren wie ein kleines, böses Auge. Aber er schoß nicht.
    Statt dessen kam er einen weiteren Schritt näher und blieb hastig wieder stehen, als Skar eine drohende Bewegung mit dem Schwert machte.
    »Keinen Schritt mehr«, sagte er. »Oder ich töte deinen Kameraden. Du kannst mich niederschießen, aber vorher stoße ich ihm das Schwert in den Leib.«
    Der andere zögerte. Die Augen unter dem schwarzen Riesenhelm starrten Skar fast ausdruckslos an. »Du bist der Satai«, sagte er schließlich. »Skar.«
    Skars Blick wanderte zwischen dem glühenden grünen Auge der Waffe und denen des Zauberpriesters hin und her. Aus irgendeinem Grunde zögerte der Mann, ihn einfach mitsamt seinem Kameraden niederzuschießen. Vielleicht war das grüne Feuer nicht ganz so harmlos, wie er bisher angenommen hatte. Daß Titch und seine Quorrl es unverletzt überstanden hatten, bedeutete nicht unbedingt, daß auch
er
es überlebte. Ein Quorrl war fünfmal so widerstandsfähig wie ein Mensch.
    »Und wenn?« fragte er nach einer Weile. Er mußte Zeit gewinnen.
    »Wenn, dann wirst du Brol nicht töten«, sagte der Mann mit dem Riesenhelm ruhig. »Du bist kein Mörder. Wir kennen dich.« »Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Skar. »Ich habe keine große Wahl, weißt du?«
    Der andere zuckte mit den Achseln, schüttelte bedächtig den Kopf und senkte seine Waffe. Seine Finger bewegten sich; Skar hörte ein deutliches >Klick<, und das grüne Feuer verglomm.
    »Wir sind nicht deine Feinde«, fuhr der Zauberpriester fort. »Es besteht kein Grund für dich, Brol noch länger festzuhalten. Wir sind nicht hier, um mit dir zu kämpfen.«
    Skar lachte bitter. Sein Griff lockerte sich nicht um einen Deut.
    »Ich weiß«:, antwortete er höhnisch. »Ihr seid nur zufällig hier, wie?«
    »Keineswegs«, antwortete der Zauberpriester. »Wir suchen dich schon seit zwei Tagen. Und nicht nur wir. Aber nicht, um dich zu töten oder irgend etwas anderes Unsinniges zu tun. Wir wollen dir helfen.«
    »Helfen?« Skar schnaubte. »So wie Yul und dieses Miststück Anschi?«
    »Wie Yul«, bestätigte der Fremde. »Anschi ist ein
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