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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid]
Autoren: Sandra Brown
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jedem Arm hielt sie einen Zwergpudel. Die Schoßhündchen hatten rosa Bänder um die Ohren und kläfften wütend im Duett.
    »Rufen Sie 911 an«, sagte Hatch.
    »Ich will wissen, was dieser Scheißkerl vorhat…«
    »Ruf 911 an!«
     
    Drinnen in Hatchs »Büro« roch es nach Sardinen, feuchtem Hanf, totem Fisch und Motoröl. Es war ungemütlich warm und stickig, als könnte die Bude drei Männern nicht genug Sauerstoff liefern, weil sie normalerweise nur mit einem besetzt war.
    Den an und für sich schon begrenzten Raum am Boden beengten zusätzlich Kisten mit Angel und Tauchzeug, Seilrollen, Karten und Tabellen, Ersatzteile und Werkzeug, ein uralter metallener Aktenschrank, in den Hatch kaum je eine Akte verfrachtete, und sein Schreibtisch, der aus einem Schiffswrack stammte und den er auf einer Auktion für dreißig Dollar gekauft hatte.
    Bereits zweimal hatte sich der Junge, der sein Boot zu Schrott gefahren hatte, auf seiner Toilette übergeben. Hatch witterte hinter dieser Übelkeit eher Nerven und Angst als den Schuss Brandy, den er ihm heimlich zugesteckt hatte, als keiner hinsah.
    Natürlich hatte der Junge von dem Brandy eine Menge getrunken, und das war nicht einmal eine Vermutung. So viel hatte er dem Offizier der Küstenwache, der ihn momentan verhörte, bereits gestanden. Zuvor hatte ihn schon die Polizei von Key West zur Havarie im Jachthafen befragt. Anschließend hatte man ihn dem Offizier der Küstenwache übergeben, der wissen wollte, weshalb seine beiden Begleiter schließlich im Atlantik gelandet waren.
    Er hatte ihre Namen und ihr Alter angegeben und die örtlichen Adressen. Hatch hatte diese Information an Hand des Leihvertrages überprüft, den die beiden jungen Männer vor dem Einschiffen ausgefüllt hatten. Er bestätigte dem Offizier die Daten.
    Obwohl es Hatch gegen den Strich ging, seinen Privatraum mit Fremden teilen zu müssen, war er froh, weil man ihn nicht gebeten hatte, draußen zu warten, während die Polente den Jungen verhörte. Inzwischen wimmelte es im Jachthafen von Zuschauern. Der dramatische Vorfall hatte sie angezogen wie ein Misthaufen die Fliegen. Außerdem konnte man sich nicht rühren, ohne auf einen Uniformierten zu treten.
    Dank seiner intimen Kenntnis von Gefängnissen in zahllosen Häfen auf mehreren Kontinenten hatte Hatch eine Abneigung gegen Uniformen und Dienstmarken. Am liebsten wäre er jeder Obrigkeit aus dem Weg gegangen, gleich welcher Art. Welchen Sinn hatte denn das Leben, wenn ein Mensch nicht nach seinen eigenen Regeln und seinem persönlichen Sinn für Gut und Böse leben konnte? Diese Einstellung hatte ihn auf dem ganzen Globus in der grünen Minna landen lassen. Aber das war nun mal seine Philosophie, und dabei blieb er.
    Eines musste Hatch trotzdem fairerweise zugeben: Die offiziellen Vertreter der Küstenwache und die Polizisten vor Ort, die den jungen Mann befragt und einen Such und Rettungstrupp organisiert hatten, hatten sich nicht danebenbenommen.
    Dass der Junge kurz vor einem totalen Kollaps stand, war klar. Die Polypen war schlau genug gewesen, einzusehen, dass er zusammenbrechen würde, wenn sie zu viel Druck ausübten. Und wie stünden sie dann da? Um ihn zu beruhigen und Antworten zu bekommen, hatten sie ihn ziemlich sanft behandelt.
    Noch immer hatte er eine nasse Badehose und Turnschuhe an, aus denen bei jeder Bewegung Meerwasser auf die rauen Bodenplanken sickerte. Zusätzlich zum Alkohol hatte ihm Hatch eine Decke übergeworfen, die er allerdings zusammen mit seinem zerfetzten T-Shirt abgestreift hatte.
    Als man von draußen eilige Schritte und eine aufgeregte Stimme hörte, fuhr der Kopf des Jungen hoch, und er schaute hoffnungsvoll Richtung Tür.
    Aber die Schritte rannten vorbei, ohne anzuhalten. Während sich der Offizier aus Hatchs Kaffeekanne bediente, drehte er ihm den Rücken zu. Nun wandte er sich wieder um und deutete die Miene des Jungen richtig.
    »Sobald wir etwas wissen, erfährst du’s, Sohn.«
    »Sie müssen noch am Leben sein.« Seine Stimme klang so heiser, als hätte er lange Zeit gegen einen Sturm angebrüllt. »Wahrscheinlich habe ich sie im Dunkeln einfach nicht finden können. Da draußen war es so verdammt finster.« Seine Augen schossen zwischen Hatch und dem Offizier hin und her. »Aber gehört habe ich sie nicht. Hab gerufen und gerufen, aber… Warum haben sie mir nicht geantwortet? Oder um Hilfe gerufen? Es sei denn…« Er brachte es nicht fertig, die allgemeine Befürchtung laut auszusprechen.
    Der
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