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Entscheidung im Palast des Prinzen

Entscheidung im Palast des Prinzen

Titel: Entscheidung im Palast des Prinzen
Autoren: Lynn Raye Harris
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der Weißen Nächte, für die Sankt Petersburg berühmt war.
    Er schlug die Decke zurück und stand auf. Barfuß und nackt, wie er war, ging er zum Fenster und hielt einen der schweren Vorhänge zur Seite, um sich den Nachthimmel anzusehen.
    Katherina war in so einer Nacht gestorben, in der die Sonne niemals unterging und die Welt freundlich wirkte und wie erfüllt von ewigem Sommer. Aber den gab es nicht, nicht für Katherina und auch sonst für niemanden. Der Sommer war nur eine kurze Zeit zwischen dunklen, kalten Wintern.
    Dieses Bewusstsein machte ihm Angst. Darum hatte er sich auf niemanden eingelassen, nachdem seine Familie gestorben war. Wenn einem die anderen egal sind, wird man nicht verletzt! Das war über all die Jahre ein tröstlicher Gedanke für ihn gewesen, den erst Paige untergraben hatte. Sie war wichtig für ihn geworden, obwohl er anfänglich versucht hatte, das zu verhindern. Inzwischen war sie alles, was er brauchte – sie und das Baby. Er musste Chad und Elena nicht die Hand reichen, auch wenn Paige sich das wünschte. Also musste er ihr wohl oder übel erklären, warum er die Kluft zu seinen amerikanischen Verwandten nicht überwinden konnte und weshalb er Russell Tech wirklich zerstört hatte.
    „Alexej?“
    Er drehte sich um. Paige lag noch im Bett, hatte sich aber auf einen Ellbogen gestützt und sah blinzelnd zum Fenster. Alexej ließ den Vorhang los. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
    „Ist schon in Ordnung. Bitte mach den Vorhang wieder auf.“ Gähnend stieg sie aus dem Bett und zog sich einen Morgenmantel an, während Alexej den Vorhang ganz aufzog. Sie kam zu ihm und legte ihm einen Arm um die Taille. „Ich habe schon davon gehört, aber man kann sich nicht wirklich vorstellen, dass es nicht dunkel wird, wenn man es nicht gesehen hat. Es ist wirklich erstaunlich.“
    Ihr dunkles Haar war zerzaust, vom Liebesspiel und vom Schlafen. „Nein, du bist ganz erstaunlich“, sagte er zärtlich.
    Sie lächelte, und ihm wurde ganz warm ums Herz.
    „Du findest immer die richtigen Worte, Paige.“
    „Tue ich das?“
    „Ich denke schon. Du hast mich dazu überredet, dich zu küssen, als ich dich noch gar nicht kannte, und schließlich hast du mich dazu überredet, herzukommen.“ Alexej lächelte, wurde dann aber ernst. „Ich finde nicht immer die richtigen Worte, mein Engel.“
    Paige drückte ihn unwillkürlich fester, als ob sie ahnte, was nun kommen würde. Das konnte sie natürlich nicht wissen, aber dass sie spürte, wie aufgewühlt er war, tröstete ihn und gab ihm die Kraft weiterzusprechen.
    „Als Katherina so krank war, bin ich nach Dallas zu Tim Russell geflogen, um ihn um Hilfe zu bitten. Aber er wollte sie mir nicht gewähren. Er hat gesagt, die Woronows seien für seine Frau gestorben, und deshalb auch für ihn.“
    „Oh Alexej, das tut mir leid“, wisperte Paige mit Tränen in den Augen.
    „Katherina starb qualvoll, weil ich sie nicht retten konnte.“
    „Es ist nicht deine Schuld“, sagte sie aus tiefster Überzeugung, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
    „Ich habe noch nie jemandem davon erzählt“, sagte er mit belegter Stimme. „Auch Katherina nicht. Es hätte ihr nur geschadet.“
    „Hast du das wirklich fünfzehn Jahre lang mit dir herumgetragen? Oh Alexej.“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum bist du nur so stur?“
    Erstaunt sah er sie an. „Ich hatte keinen Grund, es jemandem zu erzählen, mein Liebling. Das hat mit Sturheit nichts zu tun.“
    Paige umfasste sein Gesicht. „Du darfst doch so etwas nicht für dich behalten. Das frisst dich irgendwann auf.“
    „Ich behalte es ja nicht mehr für mich, oder? Jetzt weißt du es, und damit weißt du auch, warum ich den Russells niemals vergeben kann. Sie haben mir viel mehr genommen als nur ein Stück Land und etwas Geld.“
    Paige stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Lippen. Er schmeckte ihre salzigen Tränen, und es ging ihm sehr zu Herzen, dass sie seinetwegen weinte. Vielleicht hätte er ihr nicht davon erzählen sollen, aber auf wundersame Weise schien ihm dadurch eine riesige Last von den Schultern genommen.
    „Du musst loslassen, Alexej“, sagte Paige leise.
    Alexej erstarrte. „Nein, das kann ich nicht. Der Wunsch nach Vergeltung hat mich angetrieben. Dadurch bin ich geworden, was ich bin.“ Er öffnete die Arme weit und wies auf ihre luxuriöse Umgebung. „Von alldem hätte ich vielleicht nichts ohne diesen Antrieb. Und auch wenn ich sofort alles
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