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Entscheidung aus Liebe

Titel: Entscheidung aus Liebe
Autoren: Jacqueline Navin
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war er wohlhabender als die meisten Adelsfamilien. Die Verachtung in der Stimme seiner Mutter, wann immer sie von seinem Geschäftspartner und seinem engsten Freund sprach, war beleidigend.
    „Wie auch immer, es ist nutzlos, allzu lange über die Vergangenheit nachzusinnen. Nun bist du der Duke. Du musst dir diese Tatsache verinnerlichen, mein Sohn."
    Nun bist du der Duke. O ja, er wusste es nur zu gut. Es war ihm niemals auch nur ein einziger Augenblick des Friedens vergönnt, in dem er es vergessen konnte.
    Seine Mutter fuhr ungerührt fort. „Pflicht, Strathmere. Deine Pflicht gegenüber Rebeccah und Sarah ist es, ihnen eine strenge Hand zu zeigen. Es ist unerlässlich für eine gute Erziehung. Vergiss niemals, wer du bist. Du musst deiner Familie Ehre bereiten." Sie rang ihre Hände, während sie ihm einen bedauernden Blick zuwarf. „O mein Sohn, du warst schon immer eine sanfte Seele. Als Junge weintest du wegen verwundeter Tauben und kümmertest dich um Kaninchenjunge, die sich im Garten aus ihrem Bau verirrt hatten. Aber dies alles musst du jetzt hinter dir lassen. Du musst deinen ureigensten Charakter verändern, so dass die Autorität, die dir dein Titel auferlegt, zu deiner zweiten Natur wird. Bald wirst du dich kaum noch an dein früheres Leben erinnern können."
    Ihre Worte lösten die widersprüchlichsten Gefühle in ihm aus, so dass er gar nicht mehr hörte, was sie weiterhin sagte. Zu seiner Überraschung empfand er tiefes Entsetzen, als er erkannte, dass sie Recht hatte.
    Ja, er veränderte sich, bereits in diesem Moment. Und er wusste, dass dieser Wandel unvermeidbar war.
    Denn er war der Duke of Strathmere, jetzt und für alle Zeit.
    An diesem Nachmittag beeindruckte Helena Rathford Jareth noch mehr als an dem Abend ihres ersten Zusammentreffens - wenn dies überhaupt noch möglich war. Sie trug ein dezentes Tageskleid, und ihre blonden Locken ringelten sich verspielt um ihr hübsches Gesicht.
    Lord Rathford ließ durch seine Gattin sein tiefstes Bedauern ausrichten, dass es ihm leider nicht möglich sei, ihnen heute einen Besuch abzustatten. Nach der Begrüßung folgte Lady Rathford überaus bereitwillig der Einladung der Dowager Duchess, sich ihre Porzellansammlung anzusehen. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden Mütter Jareth und Helena allein lassen wollten.
    Jareth warf der jungen Frau einen bedauernden Blick zu, und sie bemerkte: „Ich fürchte, sie zeigen ihre Absichten allzu offensichtlich."
    Er mochte ihre direkte Art, und er entspannte sich etwas. „Sie dürfen es ihnen nicht übel nehmen."
    „Sie sind sehr freundlich, Sir", antwortete sie. Der Duke schüttelte lachend den Kopf. „Nicht im Geringsten, Lady Helena. Ich bin mir nur der Tatsache bewusst, dass mein eigenes Benehmen manchmal zu wünschen übrig lässt. Also gleiche ich es aus, indem ich anderen gegenüber nachsichtig bin, damit man mir meine eigenen Fehltritte auch nicht vorwirft. Wie Sie sehen, handle ich aus reiner Selbstsucht."
    „Ein kluger Entschluss", sagte sie lächelnd.
    Jareth warf einen Blick aus dem Fenster und runzelte die Stirn. „Leider ist das Wetter heute höchst unerfreulich. Meines Wissens nach ist ein Spaziergang im Garten angebracht, wenn eine Dame zum Tee kommt."
    „Ich liebe Gärten, und Ihrer ist wirklich wundervoll. Bei unserem letzten Besuch kam ich nicht umhin, es zu bemerken. Aber Sie haben Recht, es ist möglich, dass ein Unwetter heraufzieht." Sie betrachtete ebenfalls den Himmel, der grau und wolkenverhangen war.
    „Gütiger Himmel, wer ist denn das?" rief Helena plötzlich aus. „Sie wollen doch nicht etwa spazieren gehen? Es kann jeden Augenblick zu regnen beginnen!"
    Jareth folgte ihrem Blick und wusste sofort, wen sie meinte. Die unverbesserliche Miss Pesserat überquerte mit ihren beiden kleinen Schützlingen den Rasen. Sie schien völlig den Verstand verloren zu haben.
    Im ersten Moment verschlug es ihm die Sprache vor Wut. Dann fragte er ruhig: „Würden Sie mich bitte entschuldigen?"
    Er brauchte eine Weile, bis er Frederick, den Butler, gefunden hatte. „Sorgen Sie dafür, dass Miss Pesserat die Kinder
    sofort zurück ins Haus bringt", befahl er dem älteren Mann. „Sagen Sie ihr, dass ich sie zu sprechen wünsche, sobald sich die Rathfords verabschiedet haben."
    „Ja, Euer Gnaden", erwiderte Frederick steif. „Ich werde gleich einen Diener schicken."
    Das Wetter wurde schlechter. Der anfängliche Nieselregen verstärkte sich bald zu einem heftigen Schauer, der es
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