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Entscheidung aus Liebe

Titel: Entscheidung aus Liebe
Autoren: Jacqueline Navin
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merkte, dass Chloe sie nicht bemitleiden wollte. Sie hob den Hut wieder auf und setzte ihn auf ihren Kopf. „Aber ich sehe hässlich aus", sagte sie.
    Chloe musterte sie ausgiebig. „Vielleicht hast du Recht, cherie. Wir wollen etwas heraussuchen, das besser zu deinem Kleid passt, oui?"
    Da eine gründliche Durchsuchung der Truhen nichts hervorbrachte, das genauso hübsch wie Sarahs Hut war, brach Rebeccah wieder in lautes Schluchzen aus. „Alles ist so schrecklich", beschwerte sie sich. „Mein Onkel ist gemein, und nun habe ich nicht einmal einen schönen Hut."
    „Euer Onkel ist nicht gemein", widersprach Chloe, obwohl ihr wenig Vorteilhaftes einfiel, was sie über den Mann sagen konnte. Er war tatsächlich recht mürrisch. „Vielleicht hat er im Augenblick nur zu viele Dinge im Kopf, um die er sich kümmern muss. Wir müssen uns bemühen, ihm zu helfen, so gut wir können. Er war sehr lange nicht in Strathmere."
    Rebeccah verschränkte störrisch die Arme vor der Brust. „Das Spielzimmer geht ihn nichts an, Miss Chloe. Sie müssen ihm sagen, dass er sich nicht einmischen darf. Außer natürlich, wenn wir neues Spielzeug brauchen. Wir brauchen dringend neue Spielsachen."
    Chloe verdrehte die Augen.
    „Ich werde ihm sagen, dass alle Sachen hier furchtbar alt sind", fuhr das Kind fort. „Großmama erlaubt nie, dass wir Spaß haben. Er muss Großmama sagen, dass sie uns nicht besuchen darf und ..."
    Chloe versetzte dem Mädchen einen sanften Stoß. Rebeccah fiel um und landete in dem großen Kleiderhaufen hinter ihr.
    Chloe drehte sich zu Sarah um, die zu ihrer Freude lächelte. „Was denkst du über deinen Onkel, Sarah?" Das Kind sah sie nur stumm an. Chloe sprach weiter, ohne sich von Sarahs Schweigen stören zu lassen. „Ah, ich verstehe. Du hast Recht, er ist viel zu ernst. Es muss ermüdend sein, den ganzen Tag mit dieser steifen Haltung herumzulaufen. Alles in Maßen, Miss Pesserat. Pah!" Die letzten Worte murmelte sie nur für sich selbst, wobei sie den Tonfall des Duke gekonnt nachahmte. Dann seufzte sie tief und zog die strampelnde Rebeccah auf ihre Füße. „Genug, Königin Rebeccah. Du kannst dir ein anderes Mal Befehle für den neuen Duke ausdenken.
    Kommt, wir wollen ... "
    Sie verstummte abrupt, als sie aufblickte und eine große männliche Gestalt sah, die an der Tür zum Spielzimmer stand.
    Mit einem Mal wurde sie sich der schrecklichen Unordnung um sich herum bewusst. Überall auf dem Boden lagen Gewänder verstreut, die Erscheinung der Kinder war höchst unpassend und ihr eigenes Kleid verknittert. Eilig strich sie ihre zerzausten Haare glatt. Fassungslos starrte sie den Duke an, dessen Kleidung wie immer der neuesten Mode entsprach. Er trug wie gewöhnlich dunkle Hosen und ein makellos weißes Hemd; seine Krawatte war mit geübter Hand gebunden. Seine Augen ruhten auf ihr, ohne auch nur den Anflug einer Reaktion auf diesen Anblick oder etwas, das er vielleicht gehört hatte, preiszugeben.
    Schweigend sah er sich im Raum um. Chloe bemerkte, dass sich seine Nasenflügel leicht blähten. Es war ein sicheres Zeichen seines Missfallens, dessen war sie sich sicher. Die Spielzeuge waren nicht weggeräumt worden, und die kleinen Porzellanschalen mit den Wasserfarben standen noch immer auf dem Boden. Die Kunstwerke der Kinder waren gleichmäßig über das ganze Zimmer verteilt.
    Chloe richtete sich auf und räusperte sich. „Guten Morgen, Euer Gnaden."
    Rebeccah schmiegte sich ängstlich an Chloes Seite. Ihre Kühnheit war auf einmal verflogen. Chloe legte einen Arm um die Schultern des Mädchens und drückte sie schützend an ihre Hüfte.
    Der Duke verbarg seine offensichtliche Missbilligung nicht. Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und durchschritt entschlossen den Raum, wie ein General, der die Baracken seiner Soldaten inspizierte. Vor einem Bild von Rebeccah, auf dem farbverschmierte Pinsel und eine umgefallene Wasserfarbenschale lagen, blieb er kurz stehen. Dann ging er weiter im Kreis herum.
    Er rümpfte die Nase. „Das Spielzimmer ist unordentlich, Miss Pesserat."
    „Wir spielen, Sir", antwortete Chloe. „Sehen Sie? Wir verkleiden uns." Sie schenkte ihm ein kleines ironisches Lächeln. „Auf diese Weise kann ich den Kindern auch eine Lektion in Geschichte erteilen, n'estce pas?"
    „Das kann ich nicht akzeptieren", erwiderte er. „Dieser
    Raum ist eine Schande. Die Kinder müssen lernen, ihr Spielzeug selbst
    wegzuräumen. Die Dienstboten sind keine Entschuldigung für
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