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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung
Autoren: Lisa Renee Jones
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Worte schmecken. »Mich beschützen oder mich kontrollieren, Chris?«
    Ich warte auf seine Reaktion, warte darauf, dass er versucht, meine Worte abzuschmettern, von mir zu verlangen, was er als sein Recht betrachtet. Einerseits will ich, dass er sich dieser Herausforderung stellt. Andererseits fürchte ich, dass er es tun wird. Nun, falls er es tut, weiß ich zumindest, wie ich damit umgehen muss.
    Doch Chris tut nie, was ich erwarte, weder jetzt noch sonst irgendwann. Er sieht mich nur an, seine Miene undeutbar, die Kiefer verkrampft.
    Lange, angespannte Sekunden verrinnen, dann greift er in seine Jacke und zerrt seine Schlüssel aus der Tasche. »Lass uns gehen und den verdammten Lagerraum abschließen.«
    Er dreht sich um, und ich spüre, wie mir der Magen in die Knie sackt. Ich will mich nicht mit ihm streiten. Und ich streite mich ohnehin nicht mit Chris, begreife ich. Ich streite mich mit meiner Vergangenheit, und ich weigere mich, meine alten Dämonen zwischen uns kommen zu lassen.
    Ich spurte vorwärts und schiebe mich zwischen ihn und den Wagen, lege ihm eine Hand auf die Brust. Er berührt mich nicht, sondern starrt vollkommen gefühllos auf mich herab. Ich habe diesen Ausdruck in dem Weinkeller gesehen, nachdem ihm sein Vater etwas gegeben hatte und er emotional dichtgemacht hat, und ich werde ihm das jetzt nicht durchgehen lassen. Nicht bei mir. Nicht, weil mir ein verfluchter Dämon der Vergangenheit in die Quere gekommen ist.
    Meine Brust wird eng, ich senke die Lider. »Es tut mir leid.« Ich hole tief Luft und sehe ihm in die Augen. Ich habe eine Todesangst davor, mich bei diesem Mann verletzlich zu zeigen, diesem Mann, der, ohne irgendetwas zu tun, mehr Macht über mich hat als irgendjemand vor ihm, aber ich rufe mir ins Gedächtnis, dass seine Rückkehr sein Olivenzweig war, eine Offenbarung seiner Verletzlichkeit. »Ich brauche dich, und auf einmal bist du hier, und das bedeutet mir mehr, als du ahnen kannst. Ich weiß nicht, wie ich das derartig vermasseln konnte, Chris. Bitte, lass nicht zu, dass ich das jetzt verpfusche wie gestern Nacht.«
    Für einen Moment ist er steif und unnachgiebig, sieht mich unter halb gesenkten Lidern mit einem Blick an, den ich nicht zu deuten weiß. Aber plötzlich legt er die Hände auf diese vertraute Art um meinen Hals und zieht meinen Mund so nah an sich, dass er nur einen Luftzug von seinem entfernt ist. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Unterschied zwischen Beschützen und Kontrollieren immer kenne. Das musst du wissen.«
    Oberflächlich gesehen ist seine Warnung ganz Alphamännchen, aber darunter liegt noch mehr. Er ist nicht aus Stahl und Granit, zumindest nicht bei mir, und wie so vieles an Chris berührt mich das. »Und du musst wissen, dass ich es dir sagen werde, wenn du die Grenze überschreitest.«
    Er streift meine Lippen mit seinen, sanft, aber irgendwie besitzergreifend. »Ich freue mich darauf«, versichert er mir und geht damit so weit er kann, um mir entgegenzukommen. Das Kratzige in seiner Stimme kribbelt wie ein verführerisches Versprechen mein Rückgrat hinunter und zischelt in jede Zelle meines Körpers. Wie so oft bei Chris spüre ich, dass hinter seinen Worten eine Bedeutung steckt, die sich erst noch offenbaren muss. Ich will das verstehen – und ihn.
    Er lehnt sich zurück und schaut auf mich herab, und plötzlich entsteht etwas zwischen uns. Etwas, das ich nicht benennen kann, aber mein Geschlecht zieht sich zusammen, und ich ersehne dieses Etwas, tief und quälend. Etwas, das ich noch für mich zu entdecken habe, und ich weiß, dass Chris es mir zeigen kann. Und ich weiß, dass ich bereit bin, mit ihm an Orte zu gehen, an die ich mit niemandem sonst gehen würde. Nein. Es geht tiefer als Bereitschaft. Es ist ein körperliches Verlangen.

3
    Chris parkt den 911er vor dem Gebäude, direkt an der Tür, statt auf dem leeren Parkplatz. »Ich werde gehen und abschließen«, sagt er, schaltet in den Leerlauf und knipst die Parklichter ein. »Welche Lagerraumnummer ist es, und brauche ich einen Schlüssel?«
    »Eins-Zwölf. Es ist ein Kombinationsschloss, das ich an der Tür offen habe hängen lassen«, antworte ich, während mein Blick auf der Lagerhalle ruht. Wir scheinen die Einzigen hier zu sein, und das Gebäude liegt immer noch im Dunkeln. Chris macht Anstalten auszusteigen, und ich halte ihn am Arm fest. »Die Tür steht offen.«
    »Ist das nicht der Sinn des Ganzen? Rechtzeitig hierherzukommen, um abzuschließen?«
    »Ja«, sage
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