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Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Entfernte Verwandte: Kriminalroman

Titel: Entfernte Verwandte: Kriminalroman
Autoren: Matti Rönkä
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Der junge Kriminalmeister setzte die Aufnahme mit einem Mausklick in Bewegung, und Kärppäs Rücken verschwand vom Bildschirm.
     
    Das Telefon des BGK -Ermittlers Teppo Korhonen hatte um 9:41 geklingelt. Korhonen hatte einen Blick auf das Display geworfen und sich in aller Ruhe die Brotkrümel aus den Mundwinkeln gewischt. Dann hatte er das Gespräch angenommen. Er hatte gewitzelt, Kärppä, das olle Wiesel, krieche endlich aus seinem Loch oder wie auch immer man die Behausungen kleiner Nagetiere nenne. Er kenne sich damit nicht aus, seine Spezialität seien größere, zweibeinige Raubtiere.
    Die Frotzelei hatte schlagartig geendet. Korhonen hatte schweigend zugehört, den Anrufer nur kurz unterbrochen, um einen auf der Rückseite leeren Zettel aus dem Papierkorb zu fischen und auszuprobieren, ob sein Kugelschreiber funktionierte.
    Nach dem Gespräch hatte Korhonen noch lange auf den Zettel gestarrt. Alle Puzzlesteine fielen an ihren Platz. Allzu ordentlich.

37
    Malmi, Helsinki
    Der Vertrauensmann, den die Petersburger mir geschickt hatten, war jung und modisch gekleidet. Dass er Russe war, merkte ich erst, als er zu sprechen begann. Allerdings war ich in Nationalitätsfragen wohl kein großer Experte. Meiner Meinung nach sah ich typisch finnisch aus, und doch sprachen Spätaussiedler-Babuschkas und Arm in Arm flanierende Damen mich unfehlbar auf Russisch an, wandten sich zutraulich an mich, als hätten sie einen alten Bekannten getroffen.
    Aber dieser Mann war ein Unbekannter und stellte sich auch nicht vor. »Ich habe etwas für Sie«, sagte er lediglich und schwenkte seine makellose, flache Aktentasche.
    Onkel hatte mich angerufen und in knappen Worten mitgeteilt, wann der Kurier eintreffen würde. Ich hatte ihm die genaue Uhrzeit und den Ort der Übergabe genannt, die oberste Etage im Parkhaus des City-Markts in Malmi. In ihrer Überschaubarkeit schien sie mir auch für dieses Treffen sicher genug.
    Der Gedanke, mit einigen hunderttausend Euro auf der Rückbank durch die Stadt zu fahren, behagte mir allerdings nicht. Je mehr Etappen, desto größer das Risiko, das war mir klar, aber ich konnte das Geld ja nicht gut im Vorraum meiner Bank in Empfang nehmen. Zu Hause oder in meinem Büro wollte ich den Boten keinesfalls empfangen.
    Ich stieß mich vom Betongeländer ab, an das ich mich gelehnt hatte, und klopfte den Staub von der Hose.
    »Du bist allein?«, fragte ich unnötigerweise. Der junge Mann hatte seinen Audi mitten auf dem Platz abgestellt, deutlich sichtbar, und ebenso sichtbar war auch der zweite Mann, der im Wagen saß.
    »Ja«, bestätigte der Kurier und sah mir in die Augen.
    »Ich auch«, sagte ich und nickte zu meinem Mercedes hinüber. Matti Kiuru saß auf dem Beifahrersitz.
    Wir starrten uns an, und ich wurde allmählich sauer. Ich hatte Besseres zu tun, als darum zu wetteifern, wer als Erster lachte.
    »Das Geld.«
    »Hier«, sagte der Mann, ohne den Blick abzuwenden. »Onkel weiß, dass du eine große, wertvolle Fracht hattest. Du hast hoffentlich nicht alles weggegeben«, überraschte er mich dann mit einer längeren Rede.
    »Wie kommt Onkel denn darauf ?«, ging ich auf seinen Plauderton ein.
    »Er hat es irgendwo gehört.«
    »So.«
    Wieder schwiegen wir eine Weile. Ich ließ meinen Blick langsam an meinem Gegenüber hoch- und wieder herunterwandern, als wolle ich den schlanken Körper abmessen und die Größe der Hände taxieren. Ein Knäblein wie den könnte ich zerquetschen, dachte ich, ein paar Bewegungen, und er läge auf dem Boden und würde um Gnade winseln. Gleichzeitig fragte ich mich verwundert, warum er mir so auf die Nerven ging, ein normaler, anständig gekleideter junger Mann, der eine einfache kleine Aufgabe erfüllte. Der einen Befehl ausführte, an einem unbekannten Ort, vor sich einen unbekannten Mann, von dem er obendrein verarscht wurde. Wirst du etwa alt, Viktor?, sinnierte ich.
    Ich regulierte meinen Gesichtsausdruck von eisig auf unfreundlich und versuchte, sachlich zu bleiben. Eine Erklärung konnte nicht schaden, ob sie Onkel erreichte oder nicht.
    »Ich betreibe keinen Drogenhandel. Drogen mag ich überhaupt nicht. Dafür habe ich zu genau gesehen, wie sie Menschen zerstören.«
    Der junge Mann nickte. Seine Schultern lockerten sich ein wenig.
    »Wir könnten die Ware anderswo unterbringen. Sodass sie nicht in Helsinki oder in Finnland bleibt«, bot er an.
    »Und wohin würde sie gehen?«
    »Anderswohin.«
    Der Kurier lächelte beinahe.
    »Aha«, machte ich. »Von
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