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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern
Autoren: Jennifer Murgia
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Spindes widerhallen hörten.
    »Lass mich das wiedergutmachen«, sagte er. »Lass uns heute Nachmittag was zusammen unternehmen.«
    Sein Lächeln war Zucker, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Heute war früher Schluss, was bedeutete, dass ich mich entweder langweilen oder Hausaufgaben machen würde. Doch schließlich und endlich war Garreth immer noch ein Fremder. Fast konnte ich Claires Stimme in meinem Ohr hören: »Er ist kein Fremder mehr, wenn du ihn besser kennenlernst, oder?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe und sah mich um. Durch das Fenster gegenüber konnte ich die wartenden Busse und die aufgereihten, wehrlosen Schüler sehen, die auf die Abfahrt warteten. Auf dem Parkplatz daneben standen die anderen Schüler, die lächelnden, die lachenden, die am Wochenende was vorhatten. Brynn ließ das Fenster herunter, ihre Freundinnen quetschten sich in den Wagen, alle lachten und konnten das Wochenende nicht erwarten.
    Ich guckte Garreth wieder an und sah in seinen Augen, dass ich ihm vertrauen konnte. Es fühlte sich richtig an.
    »Gut«, sagte ich. »Aber ich kann nicht allzu lange.«
    Ich warf einen kurzen Blick auf den Akkustand meines Handys, packte die Bücher fürs Wochenende in meinen Rucksack und schloss den Spind ab. Als er meine Hand nahm, ernteten wir überraschte Blicke, die ich zu ignorieren versuchte. Seine langen, warmen Finger verschränkten sich mit meinen. Meine Knie gaben leicht nach, als wir in das gleißende Sonnenlicht traten, das auf den Parkplatz schien.
    Als er mit mir zu seinem Auto ging, fiel mir Claire ein, die wahrscheinlich schon ungeduldig wurde. Ich dachte kurz an meine Mutter und ihre Regeln, aber die waren schnell vergessen, als Garreth die Beifahrertür für mich aufhielt und ich auf den Sitz glitt.

KAPITEL 4

    In meinem Bauch schlugen Schmetterlinge Purzelbäume. Jetzt tief durchatmen. Zwar klingelte in meinem Kopf eine kleine Alarmglocke, aber ich fühlte mich wohl da, wo ich saß: im Auto eines wildfremden Jungen, den ich gestern erst kennengelernt hatte. Ehrlich gesagt war ich heilfroh, ihn endlich für mich allein zu haben.
    Und genau deswegen befand ich mich in der gleichen Situation wie ein Käfer unter dem Mikroskop. Die neugierigen Blicke der gesamten Schülerschaft durchbohrten die trennende Glasscheibe. Ich bräuchte nur den Kopf zu drehen und würde in Dutzende offener Mäuler sehen. Ich wusste, was sie alle dachten, weil ich mich in meiner Paranoia genau das Gleiche fragte.
    Eine einzige Frage.
    Warum ich?
    Alle wollten wissen, wie es die stille, zurückhaltende Teagan McNeel geschafft hatte, sich in Rekordzeit den überirdisch attraktiven Neuen unter den Nagel zu reißen. Claire hätte ihnen jetzt laut irgendeine patzig-sarkastische Bemerkung entgegengeschleudert, aber ich warmehr für die stille Variante. Die Schmetterlinge flogen jedoch Achterbahnloopings vor Freude. Jetzt ihn das bloß nicht merken lassen.
    Aber einen kurzen Blick auf das Publikum gönnte ich mir dann doch, während Garreth das Verdeck des Jeeps abnahm und hinten verstaute. Jawohl. Blicke. Sogar ein paar Lehrer hatten uns bemerkt. Ich wandte mich wieder ab und ließ die unfassbare Tatsache sacken, dass ich in dem Auto saß, das seit zwei Tagen im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit, erst recht meiner eigenen, stand. Innerlich jubilierte ich.
    Garreth öffnete die Fahrertür und schmiss seinen Rucksack auf den Rücksitz. Ein Luftzug wehte durch den offenen Jeep und aus seiner Kleidung einen Geruch herüber, der mir vertraut war. Champa Blue Pearl. Was für ein Zufall. Ich hatte gestern Abend ein Räucherstäbchen mit genau diesem Duft bei mir zu Hause abgebrannt.
    Der Wagen war innen blitzblank, was mich nicht überraschte. Das entsprach genau seiner Reife und Geradlinigkeit. Ich band gerade meine Haare mit einem Gummiband zusammen, da fiel mir etwas auf. Am Rückspiegel hing ein zierlicher Rosenkranz. Er sah alt und sehr zerbrechlich aus und bestand aus zarten blauen Topassteinen, die von einem Silberdraht zusammengehalten wurden. Am Ende hingen etwas größere Steine, an denen ein Kreuz aus anscheinend echtem Markasit hing.
    »Darf ich?« Instinktiv streckte ich die Hand nach diesem wunderschönen, filigranen Stück aus.
    Im Auto eines Teenagers war so was ungewöhnlich.
    Garreth lächelte und nickte ermunternd.
    »Ist der antik?«
    »Er ist … seit langem in meiner Familie.« Er schien zögerlich, freute sich aber offensichtlich über mein Interesse.
    »Er ist wunderschön.
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