Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern
Autoren: Jennifer Murgia
Vom Netzwerk:
wenn sie mal nur keine ärztliche Hilfe benötigen würde!
    Ich hüpfte in Claires kleines weißes Cabrio. Aus dem CD -Player röhrte Pink, das Auto war in eine Vanilleduftwolke von einem neuen Duftbäumchen am Rückspiegel gehüllt. Claire überprüfte ihre Porzellanhaut und wandte sich dann mir zu. Sie sah genauso entgeistert aus wie meine Mutter.
    »Kennen wir uns?«, fragte sie in ernstem Ton. »Ich nehme nur Leute mit, die ich auch kenne. Bitte verlassen Sie umgehend den Wagen.«
    Ich musste kichern.
    »Oder aber«, setzte sie fort, »wer bist du, und was hast du mit meiner Freundin gemacht?« Claire nahm meine Hand und untersuchte mit übertriebener Hingabe die Innenfläche.
    »Aha! Madame Woo sagt, Make-up ist gute Idee, um neuen Schulschwarm an Land zu ziehen. Auch gute Verkleidung für Bus. Niemand wird dich erkennen.« Ihre Augenbrauen hüpften auf und ab.
    »Du hast echt ’ne Macke!«
    »Du siehst toll aus!« Sie war wirklich begeistert von meinen Neugestaltungsversuchen. »Ich hab nie verstanden, warum du dich nicht schminkst. Hmm. Was so ein Junge alles ausmacht.«
    Ich setzte eine Unschuldslammmiene auf, aber der Ausdruck auf Claires Gesicht zeigte deutlich, dass ich ihr kein X für ein U vormachen konnte.
    »Ist es so offensichtlich?« Meine Stimme klang plötzlich leise und schüchtern.
    »Nur für mich.« Claire lächelte wissend, startete das Auto und fuhr die Church Street hinunter. »Heute siehst du aus wie die neue Schönheitskönigin der Schule, und Garreth Adams wird den Mund nicht mehr zukriegen.«
    Ich lächelte und guckte mir im Vorbeifahren aus dem Fenster die Häuser an. Auf Claire war Verlass, sie schaffte es immer, mein Selbstvertrauen zu heben.
    »Ach, nur so nebenbei.« Ein teuflisches Lächeln umspielte ihren Mund. »Meinst du, deine Mutter leiht mir den Lippenstift auch mal?«
    Die Sonne schien angenehm warm durch das Schiebedach. Ich erlaubte mir eine kurze Rückkehr in den Traum von Garreth, bevor wir an der Schule ankamen. Das war der erste schöne Traum, den ich seit Ewigkeiten gehabt hatte, also schloss ich die Augen und genossden Moment. Seine Augen, so blau wie das Meer, strahlten unter dem blonden Haar. Er lächelte mich an, mein Herz klopfte, dann verblasste er. Mein Traum war eben nichts als ein Traum.
    Doch dann öffnete sich der Nebel, und da war er wieder, streckte die Hand aus und winkte mich zu sich. Ich machte einen Schritt, einen Moment lang war ich von den wunderschönen herumwirbelnden Farben wie geblendet. Als ich meine Hand in seine legen wollte, schien die Luft zu erzittern … sich elektrisch aufzuladen … elektrostatisch zu werden. Staunend sah ich, dass die Linien auf seiner Handfläche sich vor meinen Augen veränderten, zu einer einzigen Linie zusammenliefen und einen wunderschönen achtzackigen Stern formten, alles mit eleganten, schweifenden Bewegungen. Endlos. Lückenlos. Ewig. Garreth sagte sanft meinen Namen. Ich trat in den Nebel hinein und wusste in dem Augenblick, dass ich im Himmel war. Nur sehr widerwillig verscheuchte ich den Traum aus meinem Kopf und versuchte, mich auf den vor mir liegenden Tag zu konzentrieren.
    Claire sang das nächste Lied mit. »Tut mir leid wegen gestern. Bist du gut nach Hause gekommen?«
    »Darüber müssen wir reden. Ich bin zwar nach Hause gekommen, aber die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs kommt einer Demütigung gleich. Du hast den Job als mein Chauffeur.«
    »Noch schlimmer als Brynn und ihre Clique?«
    »Hmm. Kommt gleich danach.«
    Kurz vor der Schule klappte ich den kleinen Spiegel in der Sonnenblende vor mir runter. Schwarze Schatten schimmerten unter meinen Augen. Ich überlegte im Stillen, es mit Abdeckcreme zu probieren.
    Ich beschloss, das Thema zu wechseln und Claire von dem Traum mit den Flügeln von vorletzter Nacht zu erzählen. Claire war meine beste Freundin und daher die richtige Adresse für all meine Sorgen. Aber sosehr ich sie liebte, sie war eben auch ein Scherzkeks, und ich wusste nicht, wie sie reagieren würde. Bevor ich kneifen konnte, fiel ich mit der Tür ins Haus.
    »Ähm, vorletzte Nacht hab ich ein paar komische Geräusche gehört.«
    »W as für Geräusche?«
    »W ie von einem Tier, als wenn ein Vogel in meinem Zimmer herumfliegen würde. Ich träume in letzter Zeit ständig von Flügeln, und … ich hab auch einen Luftzug gespürt.«
    Mein Tonfall war ernst, aber ich bereute sofort, ihr von meinen unerfreulichen Erlebnissen erzählt zu haben. Wie konnte ich glauben, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher