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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen
Autoren: Lauren Kate
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Klänge hergekommen waren, und erstarrte.
    Eine andere Luce stand hinter dem Outcast und tippte ihm auf die Schulter.
    Das war keine Momentaufnahme aus einem anderen, früheren Leben. Das war sie, in ihrer hautengen schwarzen Jeans und ihrem karierten Holzfällerhemd, an dem ein Knopf fehlte. Mit ihren gestern erst schwarz gefärbten, kurzen Locken. Wie sie mit ihren haselnussbraunen Augen den Outcast spöttisch anblickte. Wie der ganz offensichtlich deutlich spürte, dass da Luce vor ihm stand. Und auch von allen anderen Engeln keiner daran zu zweifeln schien. Aber das war nicht Luce. Das war ein Spiegelbild von ihr. Das war …
    Ein Produkt von Miles.
    Seine Gabe. Er hatte von Luce ein Abbild erzeugt, ein zweites Selbst. So wie er ihr das an ihrem ersten Tag in Shoreline erzählt hatte. Sie sagen, dass es mit Personen, die man liebt, recht einfach ist.
    Miles liebte sie.
    Doch darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Während alle Augen auf ihr Spiegelbild gerichtet waren, schlich sich die echte Luce davon und versteckte sich im Schuppen.
    »Was geht hier vor sich?«, brüllte Cam Daniel an.
    »Weiß ich nicht«, flüsterte Daniel heiser.
    Nur Shelby schien zu begreifen. »Wow, er hat es geschafft«, wisperte sie.
    Der Outcast fuhr mit Pfeil und Bogen herum und zielte auf die neue Luce. Als traute er dieser plötzlichen Wendung nicht.
    »Ich komme mit euch«, hörte Luce ihre eigene Stimme sagen. »Ich hab genug von denen. Zu viel Geheimniskrämerei. Zu viele Lügen.«
    Etwas in ihr empfand das tatsächlich so. Dass es nicht so weitergehen konnte. Dass sich etwas ändern musste.
    »Du willst mit mir kommen und dich meinen Brüdern und Schwestern anschließen?«, fragte der Outcast voller Hoffnung. Von seinen blicklosen Augen wurde ihr schlecht. Er streckte seine gespenstisch weiße Hand aus.
    »Ja, das will ich«, verkündete Luces Stimme.
    »Nein, Luce.« Daniels Stimme klang heiser und rau. »Das kannst du nicht tun.«
    Die verbliebenen Outcasts hoben ihre Silberbogen und zielten damit auf Daniel, Cam und die anderen, falls sie sich dazwischendrängen sollten.
    Luces Spiegelbild machte einen Schritt nach vorne. Griff nach der Hand von Phil. »Doch, das kann ich.«
    Der Outcast umschlang sie mit seinen kalten weißen Armen. Ein wildes Flattern der schmutzigen, zerzausten Flügel. Eine graue Staubwolke hob sich vom Boden. Im Werkzeugschuppen hielt Luce den Atem an.
    Sie hörte Daniel laut aufstöhnen, als ihr Spiegelbild und der Outcast vom Garten aufstiegen und davonflogen. Alle schauten ihnen ungläubig nach. Bis auf Shelby und Miles.
    »Was zum Teufel ist da gerade geschehen?«, fragte Arriane. »Ist sie wirklich …«
    »Nein!«, schrie Daniel. »Nein, nein, nein!«
    Luce zerriss es das Herz, als er sich verzweifelt die Haare raufte und sich um sich selbst drehte, sodass seine ausgebreiteten Flügel um ihn herumwirbelten.
    Sofort breiteten auch die übrig gebliebenen Outcasts ihre kümmerlichen braunen Schwingen aus und hoben vom Boden ab. Ihre Flügel waren so schwach und ihr Gefieder so dünn, dass sie erbärmlich flattern mussten, um in der Luft zu bleiben. Sie versuchten, zu Phil aufzuschließen, wahrscheinlich um einen Schutzschild zu bilden, damit er Luce mit sich nehmen konnte, wohin auch immer das war.
    Aber Cam war schneller. Die Outcasts hatten gerade die Baumwipfel erreicht, als Luce hörte, wie er einen letzten Pfeil abschoss.
    Cams Pfeil war nicht für Phil gedacht. Er zielte damit auf Luce.
    Und Cam verfehlte sein Ziel nie.
    Luce erstarrte, als sie durch das Fenster im Schuppen beobachtete, wie ihr Spiegelbild sich in eine große weiße Blüte aus Licht auflöste. Phils schmutzige, braun gesprenkelte Flügel fuhren auseinander. Leer. Ein fürchterlicher Schrei kam aus seinem Mund. Er kehrte um, schien im Sturzflug auf Cam herunterstoßen zu wollen, gefolgt von den restlichen Outcasts. Aber dann blieb er in der Luft stehen. Als wäre ihm klar geworden, dass es keinen Grund mehr zum Umkehren gab.
    »Alle beginnt wieder von vorne«, rief er zu Cam hinab. Zu ihnen allen. »Es hätte friedlich enden können. Aber heute Nacht habt ihr euch eine neue Sekte unsterblicher Feinde geschaffen. Das nächste Mal lassen wir uns auf keine Verhandlungen mehr ein.«
    Dann verschwanden die Outcasts in die Nacht.
    Daniel raste wie ein wilder Stier auf Cam zu und stieß ihn um. »Hast du sie noch alle?«, brüllte er und ließ seine Fäuste auf Cam niederprasseln. »Wie konntest du das tun?«
    Cam wehrte
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