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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen
Autoren: Lauren Kate
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Streitigkeiten ruhen zu lassen. Alle Engel und Dämonen. Wir haben uns verbündet, um gemeinsam gegen andere Feinde vorzugehen. Solche wie die da.« Er zeigte auf das Outcast-Mädchen.
    »Aber warum?«
    »Deinetwegen. Weil du Zeit gebraucht hast. Wir mögen letztlich ganz andere Ziele haben, aber im Augenblick sind Cam und ich Verbündete. Alle von den Unsrigen. Es gibt etwas, das für uns alle höchste Priorität hat.«
    Die Momentaufnahme, die Luce im Verkünder gesehen hatte, jene widerliche Szene, in der Daniel und Cam gemeinsam eine Leiche beseitigten … sollte sie das plötzlich in Ordnung finden, weil die beiden einen Waffenstillstand vereinbart hatten? Um ihr Zeit zu geben?
    »Nicht dass du dich wirklich an die Vereinbarungen gehalten hättest.« Cam spuckte vor Daniel aus. »Was soll eigentlich ein Waffenstillstand, wenn man sich nicht daran hält?«
    »Hast du aber genauso wenig«, sagte Luce zu Cam. »Du hast dich vor Shoreline herumgetrieben, draußen im Wald.«
    »Um dich zu beschützen!«, sagte Cam. »Nicht um mit dir im Mondlicht romantische Ausflüge in den Himmel zu unternehmen!«
    Luce drehte sich zu Arriane. »Was auch immer es mit diesem Waffenstillstand auf sich hat – oder nicht auf sich hat –, bedeutet es, wenn er vorüber ist … dass Cam plötzlich wieder zum Feind wird? Und Roland auch? Ich kapier das alles nicht.«
    »Du brauchst nur ein Wort zu sagen«, rief das Outcast-Mädchen, »und ich bring dich weit weg von all dem hier.«
    »Aber wohin? Und wozu?«, fragte Luce. Einfach aufzubrechen, klang verführerisch. Alles hinter sich zurückzulassen, den Liebesschmerz, die Irrungen und Wirrungen, den ewigen Kampf.
    »Tu nichts, was du später bereuen wirst, Luce«, warnte sie Cam. Wie seltsam, dass er auf einmal wie die Stimme der Vernunft klang, während Daniel völlig gelähmt schien und gar nichts sagte.
    Luce schaute sich um. Das erste Mal, seit sie aus dem Schuppen herausgerannt war. Der Kampf war beendet. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Rasen im Garten ihrer Eltern, genauso wie es auf dem Friedhof von Sword & Cross der Fall gewesen war, damals nach der Schlacht. Alle Engel und Dämonen – Daniel, Cam, Arriane, Roland, Gabbe und Molly – schienen unverletzt, während die Outcasts den größten Teil ihrer Armee verloren hatten. Ungefähr zehn von ihnen standen in einiger Entfernung da und beobachteten die Szene. Ihre Silberbogen hatten sie gesenkt.
    Das Outcast-Mädchen wartete immer noch auf eine Antwort von Luce. Ihre weißen Augen leuchteten in der Dunkelheit. Als die Engel immer näher kamen, wich sie Schritt für Schritt zurück. Cam machte eine hastige Bewegung auf sie zu. Da hob sie langsam den Bogen und zielte direkt auf sein Herz.
    Luce bemerkte, wie er erstarrte.
    »Geh nicht mit den Outcasts«, sagte er zu Luce. »Tu’s nicht, und schon gar nicht heute.«
    »Hey, schreib ihr nicht vor, was sie tun oder lassen soll«, mischte Shelby sich ein. »Ich will damit nicht sagen, dass sie sich diesen Albinofreaks anschließen soll. Aber ich hab allmählich genug davon, dass ihr alle immer irgendwelche Vorschriften machen wollen. Lasst Luce doch selber entscheiden, was sie tun will. Ehrlich, ich hab von euch allmählich die Nase voll.«
    Ihre Stimme hallte so laut durch den Garten, dass das Outcast-Mädchen zusammenzuckte. Sie richtete ihren silbernen Pfeil auf Shelby.
    Luce hielt den Atem an. Das Mädchen spannte den Bogen, der Pfeil zitterte in ihrer Hand. Aber bevor es schießen konnte, riss es plötzlich die blinden Augen weit auf. Der Bogen glitt ihm aus der Hand und ihr Körper löste sich in eine graue Staubwolke auf.
    Nur ein paar Schritte hinter der Stelle, wo das Mädchen gestanden hatte, senkte Molly einen Silberbogen. Sie hatte dem Mädchen von hinten ins Herz geschossen.
    »Was denn?«, schimpfte Molly, als sich alle zu ihr drehten und sie anstarrten. »Ich mag diese eine Nephilim da. Sie erinnert mich an jemanden, den ich kenne.«
    »Ähm, vielen Dank. Ganz im Ernst. Das war echt cool«, sagte Shelby.
    Molly zuckte mit den Schultern und merkte nicht, welch finstere Bedrohung sich ihr von hinten näherte. Der Outcast-Junge, den Miles mit dem Kajak zu Boden geworfen hatte. Phil.
    Er schwang das Kajak, als wäre es ein Baseball-Schläger, und traf Molly damit so heftig, dass sie mit einem Aufschrei ins Gras stürzte. Dann schmiss der Outcast das Kajak fort und langte in seinen Trenchcoat, um dort seinen letzten Silberpfeil hervorzuziehen.
    Seine toten Augen waren
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