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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder
Autoren: Kat Martin
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einem gebrochenen Herzen dagestanden hatte. Sie dachte daran, wie sehr die Frauen auf Ben flogen und dass sie ihn mit Sicherheit irgendwann langweilen und er sie wegen einer anderen verlassen würde.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie vom Tisch aufstand und in das Gesicht blickte, das sie so sehr liebte. “Ich kann dich nicht heiraten, Ben. Es würde nicht funktionieren. Das siehst du doch sicherlich auch ein.” Verzweifelt schaute sie zur Tür. “Ich muss jetzt gehen.” Und dann stob sie davon, rannte an den voll besetzten Tischen vorbei zur Tür und hinaus auf die Straße.
    Sie hörte noch, wie Ben ihren Namen rief, doch sie blieb nicht stehen. Tränen verschleierten ihren Blick, aber sie lief einfach weiter, als wäre sie auf der Flucht. Sie fürchtete, Ben könnte ihr folgen, doch als sie sich umschaute, sah sie ihn an der Straßenecke stehen und ihr mit ernstem Gesichtsausdruck nachblicken.
    Es war vorbei. Das war ihr in dem Augenblick klar geworden, als sie die kleine Holzhütte auf dem Angel’s Peak verlassen hatten. Es war vorbei – auch wenn Ben nicht bereit war, es zu akzeptieren.
    Ben rammte die Hände in die Hosentaschen und sah die Frau, die er liebte, vor ihm fliehen. Es kam ihm vor, als hätte er Autumn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, doch in Wahrheit waren es nur etwas mehr als zwei Wochen gewesen. Er hatte sich um so vieles kümmern, hatte so viele Dinge regeln müssen.
    Kaum war er mit Molly in Seattle angekommen, hatte er Joanne angerufen. Er hatte nach John gefragt, da er nicht wusste, was der Schock, dass Molly lebend gefunden wurde, bei seiner Exfrau anrichten würde. Er bat John, ihr die Nachricht so schonend wie möglich beizubringen und ihr zu sagen, dass er ihre Tochter nach Hause bringen würde.
    Joanne weinte, als sie schließlich ans Telefon kam.
    “Ist das wahr? Sag mir, ist das wirklich wahr?”
    “Ja, Joanne. Ich bringe unser kleines Mädchen nach Hause.” Ben erklärte ihr, dass Molly sich kaum an die Familie erinnern konnte, der sie entrissen worden war, aber dass sich das mit der Zeit sicher ändern würde.
    “Sie wird unsere Hilfe brauchen”, hatte er gesagt. “Und auch Katies und Johns.” Und Autumns, hatte er gedacht.
    Er blickte die belebte Straße hinunter, sah sie in der Menschenmenge auf dem Gehweg verschwinden und wusste, dass sie in den Schutz ihrer Wohnung floh. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie davonrennen würde. Sie hatte Angst davor, auf eine Zukunft mit ihm zu vertrauen, sie fürchtete, für ein Leben mit ihm ein zu großes Risiko einzugehen.
    Sie fürchtete sich davor, an ein Happy End zu glauben.
    Ben fürchtete sich nicht. Das Einzige, wovor er Angst hatte, war, dass Autumn nicht fähig wäre, auf eine glückliche Ehe mit ihm zu vertrauen. Aus diesem Grund hatte er sie gehen lassen. Sie musste sich seiner sicher werden, musste sich seiner Liebe und ihrer gemeinsamen Zukunft sicher werden.
    Das war der einzige Weg, sie zu einer Heirat zu bewegen.
    Seufzend trat Ben den Weg zu seinem Apartment an. Er würde ihr etwas Zeit geben, sie über seine Worte nachdenken lassen und es dann noch einmal versuchen.
    Er würde nicht aufgeben – noch nicht. Aber genauso wenig könnte er eine Frau heiraten, die nicht in der Lage war, ihm zu vertrauen. Und darauf hatte er leider nur begrenzten Einfluss.
    Er dachte an das unerschütterliche Vertrauen, mit dem sie ihn auf den Gipfel von Angel’s Peak geführt hatte. Wenn sie dieses Vertrauen doch nur in sich als Frau hätte. Wenn sie ihm doch nur glaubte, dass er sie brauchte und liebte.
    Wenn Autumn doch nur begreifen würde, dass er mit ihr an seiner Seite niemals herumstreunen würde.
    Zwei Tage verstrichen, doch Autumn hörte nichts von Ben. Inzwischen war er bestimmt zur Besinnung gekommen und hatte erkannt, wie albern es war, wenn ein Mann wie er ans Heiraten dachte. Ben könnte niemals mit nur einer Frau glücklich sein. Und warum sollte er auch, wenn sich ihm täglich die schönsten Frauen an den Hals warfen?
    Autumn saß in ihrer Wohnung und starrte finster aus dem Fenster. Es war ein verregneter Tag, feucht, düster und trostlos, und er passte genau zu ihrer Stimmung.
    Oh Gott, wie weh es tat zu lieben. Sie durchlitt körperliche Qualen, als wäre ein dicker Stein auf sie herabgefallen, und zugleich wusste sie, dass es nur noch schlimmer käme, wenn sie schwach würde. Sie redete sich ein, dass sie irgendwann darüber hinwegkäme. Außerdem war sie ja nicht die Einzige, der so etwas
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