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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied
Autoren: Nalini Singh
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einen Höhepunkt erreicht. Wenn die von den Erzengeln hervorgebrachten Begabungen vom Leben und vom Tod selbst geboren werden, wild genug, um den Planeten zu zerstören.« Noch immer blinzelte Handschwinge nicht, während er Raphael ansah. »Wir sind seit der Kaskade des Terrors nicht mehr erwacht.«
    »Verdammt.«
    »Sire?«, sagte Handschwinge auf Elenas leisen Einwurf hin. »Wenn Sie mich jetzt entlassen könnten? Ich muss zur Legion zurück.«
    »Fliege frei.«
    Er flog davon, auf seinen unhörbaren Schwingen. Raphael und Elena sahen ihm nach. Raphael dachte an die faulende Düsternis, die gerade vor ein paar Tagen erst gedroht hatte, die Welt zu überschwemmen. Man hatte Lijuans Wiedergeborene in allen betroffenen Ländern eliminieren können, aber sie hatten vorher Zehntausende infiziert. Und Titus kämpfte immer noch gegen ein konstantes Eindringen von Krankheitsträgern, die ihm von Charisemnon über die Grenze eingeschleust wurden.
    Andererseits wuchs Raphaels eigene Stärke mit jedem Tag. Nicht mehr lange, das wusste er, und er wäre in der Lage, die Kraft zu nutzen, die der Legion zu eigen war. »Wir haben diesen Krieg gewonnen,
Hbeebti
, aber es ist nur der erste. Ich befürchte, was wir gerade hörten, bedeutet, dass Lijuan ihre Existenz nicht verloren hat, denn sie ist die Verkörperung des Todes.«
    »Oder ein anderer Erzengel hat das Potenzial zu Maßlosigkeit und verpasst uns eines Tages eine Abreibung«, sagte Elena. »Aber ich würde auch eher auf die Königin der Toten tippen.«
    »Lijuan wird aus ihren Fehlern lernen«, sagte Raphael. Er und die Welt würden bereit sein müssen, sich mit einem aufgeblähten Monster abzugeben. Einem, das bereit war, sich mit der Lebenskraft derer vollzustopfen, die es eigentlich beschützen sollte.
    »Wir werden sie schon aufhalten.« Elena strahlte ihn völlig unerwartet an. »Wir sind schließlich
Aeclari.
«
    »Nur müssen wir noch herausfinden, was das bedeutet. Aber das macht bestimmt Spaß.« Raphael war sich ziemlich sicher, dass der Begriff etwas mit dem Bund der Herzen zu tun hatte, der ihn mit seiner Jägerin verband.
    »Willst du damit sagen, du weißt es nicht?« Weit aufgerissene, silbergraue Augen. »Handschwinge hat sich doch wohl unmissverständlich ausgedrückt.«
    »Aber sicher. Wie außerordentlich dumm von deinem Gemahl, ihn nicht zu verstehen.«
    Das sagte er, ohne eine Miene zu verziehen, woraufhin Elena sich vor Lachen ausschütten wollte. Hilflos gackernd schüttelte sie den Kopf, bekam aber kein einziges Wort heraus. Irgendwann vermochte auch Raphael nicht mehr, sich zurückzuhalten: Er warf den Kopf in den Nacken und lachte mit ihr mit. Vorbeieilende Legionäre hielten schockiert an, während die Truppen aus dem Turm einfach nur grinsten und sich nicht bei der Arbeit stören ließen.
    Gott, war er schön! Und er gehörte ihr.
    Sie trat in seine Arme, weil sie nah bei ihm sein musste, weil sie nicht vergessen konnte, dass sie einander um ein Haar nie wieder hätten berühren, nie wieder zusammen hätten lachen können. Lächelnd zog sie ihre Flügel fest an sich, während er sie in seine hüllte.
    Er legte ihr seine starke Hand an die Wange, sah sie an mit diesen Augen in ihrem wilden, unglaublichen Blau. »Vielleicht habe ich Handschwinge nicht Wort für Wort verstanden, aber eines weiß ich genau, mit all meinen Fasern: Für den, der ich war, ehe du kamst, wäre die Legion nicht erwacht.«
    Sein Daumen liebkoste ihren Hals, sein Gesicht war ganz dicht an ihrem. »Du hast mich nie geschwächt«, fuhr er fort. »Du wirst mich auch nie schwächen. Du hast einen besseren Mann aus mir gemacht und einen besseren Anführer, als ich es ohne dich geworden wäre.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast einmal gesagt, ohne mich könntest du das alles hier nicht tun. Nun, ich kann dies nicht ohne dich tun, Gildejägerin.«
    Elena brannten die Augen bei diesen Worten. Sie waren so kraftvoll, so ehrlich, so notwendig für sie. Sie hatte es nicht gewusst, er schon: Sie hatte diese Worte hören müssen. Sie hatte hören müssen, dass er ihr aus den Veränderungen, die sie bei ihm bewirkt hatte, keinen Vorwurf machte. »Wusstest du, dass ich manchmal nachts vor Angst aufwache?«, gestand sie ihm, während um sie herum der Schneefall erneut einsetzte und dicke, weiche Flocken sich in ihren Wimpern verfingen. »Dann liege ich einfach nur da und sehe dir beim Schlafen zu.«
    »Nein, das habe ich nicht gewusst.« Auf Raphaels Wangen bildeten sich feine
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