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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition)
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Fontäne arteriellen Blutes entgegenspritzen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen verlor der Hals an Farbe und Form, und der Körper, der sie bis eben niedergehalten hatte, und dessen Unterleib tief mit ihrem vereinigt gewesen war, zerbröselte in unzählige feinste Teile. Nur Sekunden später fielen die Kleider als leere Hüllen in sich und über ihr zusammen, wu r den sogleich von einem Luftwirbel erfasst und nach draußen g e sogen.
    Stampfen und Schreie waren zu hören, und das Klirren von Metall, das gegeneinandergeschlagen wurde. Herumfliegende Teilchen, die der Sturm in die Höhle trieb, rieselten auf Lauras Körper herunter und auf den Boden, und erstickten die Flammen der Kerzen, von denen einige umgefallen waren.
    Eine fremde Hand erschien aus dem Dunkel, packte pfei l schnell den Dolch, der nur Millimeter entfernt bedrohlich über ihrer Brust herabfiel. Wie ein Film in Zeitlupe grub sich dieses Geschehen, das sich in Wirklichkeit innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde abspielte, in Lauras Gedächtnis ein. Ungläubig beobachtete sie, wie sich aus der Staubwolke ein Gesicht herau s bildete, das ihr trotz der Dunkelheit bekannt vorkam. Jemand legte seinen Arm um sie und half ihr, sich aufzusetzen und von dem Altar herunterzurutschen. In der anderen Hand des Mannes blitzte ein beeindruckend großes Schwert auf, als sie ins Freie traten und ein Lichtschein von irgendwoher auf die Klinge fiel.
    » Du? « Mehr brachte sie vor Erstaunen nicht hervor.
    » Lass uns gehen! «
    Seine Hand packte fest die ihre und zog sie mit sich hinaus, die breite Steintreppe hinab. Ein letztes Mal erbebte der Boden. Zwischen den Stufen bildete sich ein tiefer Spalt, dem sie gerade noch rechtzeitig auswichen.
    Alles in allem war der Anblick, den der Park bot, erschr e ckend. Überall lagen Äste und Laub herum, wie nach einem U n wetter, sogar ganze Bäume waren umgestürzt und blockierten den Weg, Wurzeln ragten in die Höhe. Lauras Fuß stieß sich an einem Felsbrocken, den sie in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Stö h nend vor Schmerz lief sie weiter. Es war beruhigend, nicht alleine zu sein. Sein Händedruck war angenehm fest und gab ihr ein wenig Sicherheit. Viel war nicht zu sehen, nur ein paar Schatten, die von da nach dort eilten, ein riesiges Schwert in der Hand und beeindruckend große Flügel auf dem Rücken. Waren dies die anderen Engel, Kameraden von Azar a deel, die nach Bomarzo gekommen waren, den Kampf mit den D ä monen aufzunehmen?
    Die Wolkendecke riss auf, als hätte der Sturm, der nun lan g sam abflaute, diese vor sich hergetrieben. Im hellen Schein des Vollmonds erkannte Laura im Vorbeilaufen, dass einigen der Skulpturen, die sie noch vor wenigen Stunden fotografiert hatte, Kopf und Gliedmaßen abgetrennt worden waren.
    » Was ist hier geschehen? « , flüsterte sie mehr für sich selbst.
    » Auch ohne dein Blut sind ein paar der Dämonen in dieser Nacht zum Leben erwacht. Deine Nähe und der Kontakt deiner Haut mit dem Stein des Altars genügten als erster Impuls. Ein Tropfen deines Blutes allerdings hätte alle anderen Dämonen endgültig aus ihrer steinernen Hülle befreit, und es sind nicht wenige. «
    » Woher wusstest du …? « Nach und nach wurde Laura inne r lich ruhiger und begriff, dass es tatsächlich vorbei war. Dafür lief nun ihr Kopf auf Hochtouren und formulierte Fragen, auf die sie am liebsten sofort eine Antwort haben wollte: Wieso war er hier, woher wusste er von diesem Ereignis? Und wieso verstand er , mit einem Schwert umzugehen? War er etwa auch ein Engel? Aber er hatte keine Flügel.
    » Später, ich werde dir alles erklären. Aber nicht hier. Wir sol l ten dir etwas zum Anziehen besorgen, auch wenn du nackt sehr reizvoll anzuschauen bist. « Ein sarkastischer Ton lag in seiner Stimme.
    Das hatte sie unter den sich überschlagenden Ereignissen vö l lig vergessen. Wie viel hatte er beobachtet? Nicht die Tatsache, dass sie unbekleidet war, war unangenehm, sondern die Ung e wissheit, ob er gesehen hatte, wie Giuseppe sich mit ihr vereinigt hatte.
    Zum Nachdenken blieb keine Zeit. Hand in Hand eilten sie weiter und erreichten kurz darauf den Parkplatz, auf dem sich nur zwei Autos befanden, seines und Giuseppes, das jedoch vol l kommen ausgebrannt war.
    » Ist er wirklich tot? « , fragte Laura mit leichtem Schaudern und schlug die Arme um den Leib, während sie den einstmals wertvo l len Wagen betrachtete. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Da packte ihr Retter sie
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