Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Rausschmiss zu reagieren.
    »Im Kühlschrank müsste noch Bier stehen und Wasser. Nimm dir, was du willst, und geh!«
    »Warum hast du mich angerufen?«
    Pia fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Keine Ahnung. Ich stand unter Schock.«
    Er schien jetzt tatsächlich gehen zu wollen. Pia war erleichtert, aber gleichzeitig bemerkte sie, dass sie enttäuscht war. Sie bräuchten doch beide nur einen winzigen Schritt aufeinander zuzugehen, nur eine Hand auszustrecken. Oder aber er ging, und die Verbindung wäre gekappt. Aus und vorbei für alle Zeit.
    »Haben sie dich wirklich aufgehängt?«, fragte er zusammenhanglos. Er starrte auf ihren Hals. Pia fasste sich impulsiv dorthin, wo das Seil ihre Haut verletzt hatte. Die Erinnerung war sofort wieder abrufbar: der harte Ruck am Hals, das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen.
    »Er hat mir direkt in die Augen gesehen«, sagte sie. An Martens Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er ihr nicht folgen konnte. Sie versuchte, es zu erklären. »Dieser Albrecht, also Mark Lohse, hat mir in die Augen gesehen und dann den Hocker weggetreten. Es war unnötig. Das Spiel war sowieso schon aus. Das muss er doch gewusst haben.«
    »Es gibt Menschen, denen es Spaß macht zu töten.«
    »Es war vollkommen unnötig. Das Spiel war vorbei …«,beharrte Pia. Wie konnte es ihm Spaß gemacht haben? Mark Lohse hatte in ihrem Büro gesessen, sie hatten miteinander geredet. Ebenso an der Bar im Sub … Sie hatte ihm doch nichts getan! Marten sah sie abwartend an, konnte ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen. Wie auch? Hatte er dort an dem Haken gehangen? Sie wurde wütend.
    »Hast du Gerlach von uns erzählt?«, platzte es aus ihr heraus, noch ehe sie richtig nachgedacht hatte. War es das, was ihr die ganze Zeit in Martens Gegenwart im Kopf herumging? Sein Verrat? Das war doch jetzt so etwas von egal.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Er hat so eine Andeutung mir gegenüber gemacht. An dem Abend, als wir zusammen in der Cubango-Bar waren. Was hast du ihm erzählt?«
    »Nichts. Warum sollte ich?«
    »Sag die Wahrheit!«
    Das war jetzt Zweite-Klasse-Niveau. Marten sah sie erstaunt an. Anstatt ihr zu antworten, verzog er sich in die Küche. Pia schleppte sich zurück ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Konnte diese Nacht nicht einfach zu Ende sein?
    Sie hörte ihn nebenan herumhantieren. Er kam mit zwei Flaschen Bier in der Hand zu ihr zurück. Überdruss und auch Ratlosigkeit waren ihm ins Gesicht geschrieben. Er hockte sich zu ihr vor das Sofa.
    »Tut mir Leid, wenn Gerlach irgendwelchen Unsinn gequatscht hat. Deswegen warst du also die letzten Tage so angenervt. Ich habe ihm nichts über uns erzählt. Glaub mir, oder glaub mir nicht. Es ist die Wahrheit.«
    Schön, dass er auch mal in der zweiten Klasse gewesen war. Pia öffnete ihre Flasche mit einem leisen »Plopp« und trank einen Schluck.
    »Es spielt keine Rolle. Ehrlich gesagt ist es mir jetzt vollkommen gleichgültig, was geredet wird.«
    »Die können dich längst alle gut leiden, Korittki.«
    »Bis auf Broders.«
    »Den muss man sowieso nehmen, wie er eben ist.«
    Pia begann, sich etwas zu entspannen. »Weißt du, was komisch ist? Ich habe mir die ganzen letzten Wochen Gedanken über meinen Ruf gemacht, und jetzt hätte es beinahe nur noch einen Nachruf gegeben.«
    »Denk nicht daran.«
    »Doch, ich will darüber nachdenken. Glaubst du, dass nach dem Tod noch etwas kommt?«
    »Nein.«
    »Ich war so nah dran, dass ich jetzt beinahe Gewissheit gehabt hätte«, sagte sie und merkte, dass ihr auf einmal eine Träne über die Wange lief. Die Kunststoffschiene an ihrem Handgelenk kratzte über ihre Haut, als sie sie wegwischen wollte.
    »Wie ist das passiert?«, fragte er und nahm ihre Hand in seine. Marten schien froh zu sein, das Thema wechseln zu können.
    »Ich muss draufgefallen sein, als sie mich losgeschnitten haben. Meine Handgelenke waren mit Tape zusammengeklebt, deshalb konnte ich mich nicht abfangen.«
    »Weißt du, dass das SEK -Team innerhalb einer halben Stunde aus Eutin angerückt ist?«
    »Ich konnte mich noch nicht mal bei den Leuten bedanken, die mir das Leben gerettet haben.«
    Marten nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Wir sind alle aufeinander angewiesen. Das weiß man, wenn man unserem Verein beitritt.«
    »Ach ja? Jetzt brauche ich aber dich«, sagte Pia und lächelte.Sie wunderte sich, dass es so einfach war. Der erste Kuss löste einen Wärmestrahl aus, der ihr vom Mund durch den ganzen Körper fuhr. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher