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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
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Moment, als Albrecht den Hocker weggetreten hatte und aus dem Gartenzimmer geflohen war, waren zwei SEK -Beamte in den Raum gestürzt. Der eine hatte Pia hochgehoben, um ihren Hals zu entlasten, der andere hatte mit einem Messer das Seil durchtrennt. Pia, die beim Zuziehen der Schlinge durch die Kompression ihrer Halsschlagader bewusstlos geworden war, fiel zu Boden.
    Nach Luft ringend und würgend erlangte sie das Bewusstseinwieder. Sie blickte in die Augen eines unbekannten Mannes, der für das, was er hier tat, noch viel zu jung aussah.
    Beim Aufsetzen merkte sie, dass ihre Handgelenke noch immer auf dem Rücken zusammengebunden waren. Sie spürte nach ihrem Aufprall einen scharfen Schmerz in der rechten Hand und bemerkte Blut, das warm ihre Finger hinunterlief. Sie hatte sich an einer herumliegenden Glasscherben geschnitten. Der SEK -Beamte, der auf den Couchtisch gestiegen war, um an das Seil über Pias Kopf heranzukommen, hatte Scherben, Kippen, Getränkereste und Dreck über den gesamten Fußboden verteilt. Nicht dass es in diesem Haus einen großen Unterschied gemacht hätte, aber Pias Kleidung roch inzwischen, als hätte sie damit eine Kloake aufgewischt.
    Mark Albrecht Lohse, Jens-Olaf Engels und Beate Fischer waren noch im Garten der alten Villa festgenommen worden. Ein bereitstehender Rettungswagen fuhr Pia Korittki ins Krankenhaus.
     
     
     
    Pias Halswirbelsäule und ihr Kehlkopf wurden in der Klinik auf eventuelle Verletzungen hin untersucht. Die Ärzte und Schwestern benahmen sich so routiniert, als kämen jeden Tag fast erhängte Patienten zum Durchchecken vorbei, dachte Pia verwundert.
    Mit einer stechend riechenden Salbe auf der abgeschürften Haut und einer Kunststoffschiene am Handgelenk saß Pia eine Weile später auf der Untersuchungsliege, als ihr eine der Schwestern ein Telefon in die Hand drückte. »Er ließ sich nicht abwimmeln. Ein gewisser Gabler ist am Telefon. Bitte schön«, sagte sie.
    »Korittki.«
    Gereizt und müde ließ Pia die Tirade von Fragen, Beschuldigungen und Vorwürfen über sich ergehen. Sie begnügte sich damit, ein paar »Hms« und »Jas« zur Unterhaltung beizusteuern. Mehr gab ihr malträtierter Hals auch nicht her. Außerdem war ihr zu diesem Zeitpunkt sowieso schon alles egal. Gablers Worte gingen ins Leere, wie Wellen, die sich an einem seichten Strand totlaufen. Zum Schluss meinte er: »Sie sind in der Notaufnahme des Krankenhauses, nicht wahr? Lassen Sie sich für die nächste Woche krankschreiben, ich will Sie hier im Büro nicht sehen. Es sei denn, äh, Sie wollen eine kurze Aussage machen. Das werden Sie doch schaffen, oder? Auf jeden Fall war das hier die letzte, die wirklich allerletzte Extratour, die Sie sich in meinem Team erlauben durften. Ist das klar, Frau Korittki?«
    »Vollkommen klar. Den nächsten Ausflug nach Disneyland kann ja ein anderer Kollege übernehmen«, antwortete sie müde.
    »Danke. Ich bin froh, dass wir diese Typen endlich zu fassen bekommen haben. Bis später dann …«, hörte sie Gabler zu ihrer Überraschung noch sagen. Pia legte das Telefon behutsam neben sich auf die Liege, nahm es nach einem Moment des Zögerns dann wieder auf.
    »Ich kann doch gleich nach Hause fahren?«, wandte sie sich an die Ärztin, die gerade eine Spritze aufzog und mit dem Fingernagel dagegen schnippte.
    Diese zuckte die Schultern. »Aber nur auf eigenes Risiko. Eigentlich habe ich schon ein Bett auf Station für Sie reservieren lassen.«
    »Mir ging es nie besser. Ich muss aber noch einmal telefonieren.«
    »Bitte …«
    Wenn sie jetzt nach Hause kommen wollte, musste sie sichHilfe organisieren. Pia wusste jedoch nicht, wen sie anrufen sollte. Jetzt, zu so später Stunde, auf der Hochzeitsfeier anzurufen und Nele oder gar ihre Mutter zu verlangen, war undenkbar. Auch ihre Kollegen kamen nicht in Betracht, und Robert schon gar nicht!
    Nach kurzem Zögern wählte sie Susanne Herbolds Nummer. Sie besaß einen Wohnungsschlüssel zu Pias Wohnung und vor allem die notwendige Bestimmtheit zu handeln, ohne viele Fragen zu stellen. Da Susanne ihren Sohn mitten in der Nacht nicht allein lassen wollte, schickte sie kurz entschlossen ein Taxi mit ein paar neuen Klamotten für Pia und dem Auftrag, sie unverzüglich nach Hause zu bringen.
    Nachdem Pia eine weitere Spritze und eine Schachtel Schmerztabletten empfangen und ihre Entlassungspapiere unterschrieben hatte, saß sie im Krankenhauskittel mit baumelnden Beinen auf der Liege und wartete. Neben ihr lag eine
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