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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Autoren: Eva Almstädt
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und dabei ganz komisch geguckt. Hinterher hab ich geheult. Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Meine Zukunft liegt vor mir wie ein großes … Nichts!«
    »Früher warst du immer diejenige, die alles wusste.«
    »Das dachte ich auch. Ich wusste genau, was ich wollte. Ich würde die Zeit gern zurückdrehen und alles anders machen …«
    »Nie im Leben würde ich die Zeit zurückdrehen wollen. Hast du vergessen, wie hilflos wir als Kinder waren? Ich zum Beispiel musste mit der Tatsache klar kommen, dass meine Mutter nichts von mir wissen wollte. Sie interessiert sich noch heute einen Dreck dafür, wo ich bin oder wie es mir geht. Mittlerweile kann ich Gott sei Dank damit umgehen.«
    »Aber es war auch eine gute Zeit, Isa«, sagte Kläre leise, »ich hab mich immer für dein Wohlergehen interessiert. Und meine ganze Familie.«
    »Ich weiß«, Isabel berührte kurz ihren Arm, »aber ihr seid auch nicht vom Himmel gefallen. Ich musste mir alles selbst organisieren … mit vier Jahren schon. Apropos organisieren: Ich hab dir einen Milchkaffee bestellt. Willst du auch etwas essen?«
    »Nein, will ich nicht. Ich habe keinen Appetit. Wibke sagt übrigens, ich sehe schrecklich aus …«
    »Unsinn, du siehst gut aus. Wibke sieht aus wie ein Nilpferd. Sei froh, dass du essen kannst, so viel du willst, ohne zuzunehmen. Wir waren gestern Nacht übrigens in diesem neuen Restaurant, im La Cruz. Joe, Albrecht und ich. Kennst du das? Es lohnt sich.«
    »Wie könnt ihr euch das eigentlich leisten, ständig essen zu gehen? Verdient Albrecht jetzt endlich mal was mit seinem Maklerbüro?«
    »Es sieht ganz gut aus. Und wenn das nichts wird, gehört ihm ja immer noch dieses Haus.«
    »Isabel, sei nicht so blöd. Der alte Schuppen verfällt. Albrecht kann es sich nicht leisten, dieses riesige Haus in Schuss zu halten. Du solltest dich nicht zu sehr mit ihm einlassen. Du könntest wirklich andere haben …«
    »Kläre, Kläre … Sei doch keine Spielverderberin. Albrecht ist okay. Wir passen zueinander. Jedenfalls ist er kein Langweiler.«
    »Ach, du meinst wohl im Gegensatz zu mir?«
    »Ja.«
    Isabel starrte sie herausfordernd an, doch Kläre blieb ihr eine passende Erwiderung schuldig. Sie fühlte sich verletzt. Isabel wollte ihr nicht absichtlich wehtun, versicherte sie sich schnell. Es war halt ihre Art, mit der neuen Situation umzugehen. Das Thema Albrecht und Joe war ja im Grunde uralt. Kläre hatte die beiden nie ausstehen können, und die Freundschaft zwischen Isabel, Albrecht und Joe war ihr stets verhasst gewesen. Doch darum ging es im Augenblick nicht. Es ging darum, was Kläre aus ihrem Leben machte, oder besser, nicht machte, seit es, unter anderem durch Isabels Einmischung, aus der Bahn geworfen worden war. Die Bedienung stellte die bestellten Getränke auf den Tisch und unterbrach damit Kläres bedrückende Gedanken.
    »Der Milchschaum war auch schon mal besser«, sagte sie, um irgendetwas zu sagen.
    »Dann beschwer dich!«
    »Das ist doch deine Lieblingsbeschäftigung.«
    Isabel musterte den Mann, der sie bedient hatte. Ihre Mundwinkel zuckten. Sie strich sich eine Haarsträhne zurück und erhob sich geschmeidig. Kläre sah ihr zu, wie sie zum Tresen hinüberging. Sie erinnerte Kläre an eine Katze,die sich dem Mauseloch nähert, nicht hungrig, nicht ungeduldig, nur ihrem Instinkt folgend.
    Isabel tippte dem jungen Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand und Gläser polierte, leicht auf die Schulter. Kläre konnte nicht hören, was sie zu ihm sagte, aber an der Reaktion der Bedienung sah sie, dass Isabel erfolgreich war. Nach einem kurzen Wortwechsel machte sich der Angesprochene mit rotem Kopf an der Kaffeemaschine zu schaffen.
    »Musst du immer die Leute schikanieren?«, fragte Kläre, als Isabel an ihren Platz zurückgekehrt war. Normalerweise zollte sie den Spielchen ihrer Freundin Beifall, aber diesmal waren sie ihr auf einmal zuwider.
    »Wieso? Ich war ziemlich freundlich zu ihm.«
    »Er sieht aber nicht sehr freudig aus …«
    »Sei bloß nicht wieder so übersensibel. Komm schon, Kläre, entspann dich. Lächle mich einmal an!«
    Als Kläre die neue Schale mit Milchkaffee mit einem Berg Schaum darauf in beiden Händen hielt, merkte sie, wie sich ein Teil ihres Kummers verflüchtigte. Wenn Isabel es darauf anlegte, konnte allein ihre Gegenwart einen Raum heller und wärmer erscheinen lassen. Ängste und Zweifel rückten in den Hintergrund.
    Kläre versuchte, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Für
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