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Engelsblut

Engelsblut

Titel: Engelsblut
Autoren: Michael Kibler
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Calliphoridae auf Hände und Unterarm gestürzt haben.«
    »Calli-wer?«
    »Das, was hier so rumfliegt. Schmeißfliegen.«
    Zum wiederholten Mal dankte Horndeich seiner Tochter, dass sie ihn um das Frühstück gebracht hatte. Abgesehen von den ekligen Begleitumständen, schien das Geschehen aber immerhin ziemlich eindeutig. Horndeich zwang sich, die beiden Leichen einmal genau zu betrachten. Beide hatten eine Gemeinsamkeit – sie trugen jeweils einen Ring am rechten Ringfinger. Kein gewöhnliches Modell: Ein Teil aus Weißgold ging in einen Teil aus Gelbgold über. Horndeich kannte diese Art Ring. Als er und Sandra sich Eheringe angeschaut hatten, war ein ähnliches Modell auch in ihre engere Wahl gekommen.
    Horndeich sah sich um. Im Wohnzimmerschrank aus lackiertem Kiefernholz stand ein einziges gerahmtes Bild: das Hochzeitsbild. Der Bräutigam stand hinter der Braut, hielt sie mit dem rechten Arm umfasst und hatte die Hand auf ihre gelegt. Und die Ringe schienen genau die zu sein, die die beiden Toten an den Fingern trugen. Das war es dann aber auch schon an Übereinstimmungen zwischen den beiden damals Lebenden und den Toten, wenn man mal von der Haarfarbe der Frau absah.
    Margot trat auf Horndeich zu, ebenfalls im modischen Malermeister-Look mit blauen Tatzen. »Und?«, fragte sie den Kollegen, nachdem sie sich kurz umgeschaut hatte.
    Horndeich deutete auf den toten Mann. »Es scheinen die Hausbewohner zu sein, Regine und Paul Aaner.« Horndeich deutete auf die Ringe und zeigte Margot das Foto.
    Dann sagte er: »Da hat jemand mit dem Messer zugelangt und den Inhalt des Tresors im Auge gehabt. Hat er auch bekommen. Und den Mann trotzdem erstochen. Die Frau auch. Warum die dabei aber so ruhig auf dem Sofa sitzen geblieben ist, das gilt es noch herauszufinden.«
    »Die anderen Wertgegenstände sind noch da«, stellte Margot fest und deutete einmal quer durch den Raum: Der Fernseher war sicher zweitausend Euro wert, auch die Lautsprecher schienen edel. Neben dem Sofatisch stand ein Rucksack. Horndeich ging daneben in die Hocke und öffnete ihn. Dann pfiff er leise. »Komplette Fotoausrüstung.«
    Ein paar Monate vor der Geburt seiner Tochter hatte sich Horndeich eine Kamera gekauft. Und sich daher mit Qualität, Ausstattung und Preisen vertraut gemacht. Seine Wünsche und seine finanziellen Möglichkeiten hatten sich leider nicht vereinbaren lassen. Und die Canon, die er gerade in der Hand hielt, hatte damals auf seiner Wunschliste ganz oben gestanden. Die beiden Objektive kosteten dann noch mal das Doppelte.
    »Keine Ahnung, warum der Dieb das dagelassen hat.«
    »Der Dieb bricht also über die Terrassentür ein. Kämpft mit dem Mann. Der öffnet den Tresor. Die Frau sitzt dabei auf dem Sofa?«
    Horndeich ging zu dem Tresor hinüber. »Hinrich, sind Sie sicher, dass das an den Händen Abwehrspuren sind?«
    Der Mediziner wandte sich aus der Hocke heraus dem Polizisten zu: »Nein. Kann auch sein, dass er versucht hat, den Mixer zu reparieren, während der lief …«
    Na, da war er doch wieder, der alte Hinrich.
    Horndeich schaute sich das Gemälde an, die Tür des Tresors, dann das Drehrad für die Zahlenkombination. »Da ist kein Blut.«
    »Also fand der Kampf statt, nachdem der Tresor geöffnet worden ist. Seltsam«, stellte Margot fest.
    »Vielleicht schauen wir uns noch den Rest des Hauses an«, meinte Horndeich.
    Die beiden machten sich auf einen Rundgang durch das Gebäude. Sie gingen vom Wohnzimmer in den großzügigen Flur. Dort standen zwei große und zwei kleine Hartschalenkoffer, je ein Set in Rot und eines in Blau. Daneben ein Kosmetikkoffer, ebenfalls in Rot.
    »Na, da sind die Geschlechterrollen ja klar definiert«, schmunzelte Horndeich, als er die Koffer öffnete. Sie waren alle akkurat gepackt.
    »Sieht wirklich so aus, als ob sie verreisen wollten. Wie die Freundin der Toten gesagt hat.«
    »Dazu sind sie nicht mehr gekommen.«
    Das Team ging weiter in die Küche. Ebenfalls ein großer Raum von sicher zwanzig Quadratmetern. Teuer, dachte Horndeich. Alle Geräte waren aus Edelstahl. Das Ambiente glich dem einer Restaurantküche. Trotz der Größe der Küche gab es nur einen kleinen erhöhten Seitentisch, an dem zwei Barhocker standen. Gemütlich geht anders, dachte Horndeich.
    Die Küche unterstrich den Eindruck, dass das Paar verreisen wollte. Nichts stand herum. Im Kühlschrank befand sich kein Gemüse, nur verpackte Butter und H-Milch, alles mit einem Haltbarkeitsdatum von noch mindestens einer
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