Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelherz - Band 1-3

Engelherz - Band 1-3

Titel: Engelherz - Band 1-3
Autoren: Jennifer Schreiner
Vom Netzwerk:
Augenwinkeln sammelten, meine Wangen hinabliefen, weil mein Körper dieses Übermaß an Gefühlen kaum verkraftete. – Wieder musste ich lachen. „Wie kann man weinen, wenn die Welt so wunderbar ist?“
    Für einige Sekunden kam mir unendlich dumm vor, wie ich mitten im Gras saß und lachte und weinte und so glücklich war, dass ich die ganze Welt umarmen könnte.
    Entschlossen setzte ich mich auf und sah mich um.
    Ein anderes Ich.
    Und noch ein Ich. Ich war überrascht noch ein drittes Ich zu sehen.
    Es waren zwei Wesen, Menschen, wie ich.
    Sekunden später begriff ich, dass ich mich geirrt hatte.
    Eines der beiden Wesen war wie ich und doch war es ganz anders. „Ein Teil von mir? Die Hälfte von mir? Die Hälfte von einem Ganzen?“ Der Gedanke behagte mir nicht. Warum sollte es zwei verschiedene Exemplare einer Gattung geben? Meine Überlegung behagte mir ebenso wenig, wie der Blick des Wesens, des Mannes.
    Er verstand meine Freude nicht. Meine Freude und Ausgelassenheit darüber, auf der Welt zu sein, als Individuum zu existieren.
    Sein Blick war besitzergreifend, so als gehöre ich ihm.
    Aber ich war kein Teil mehr! Von gar nichts. Innerlich jubilierte ich, denn so war es richtig, ich wollte frei sein.
    Dann sah ich das andere Wesen genauer und begriff. Ein leises Schuldgefühl durchströmte mich. Von diesem Wesen bin ich ein Teil gewesen.
    Ein Gefühl tiefster Liebe und Sehnsucht trieb mir die Tränen in die Augen. Ich begriff, dass dieses Wesen vollkommen war, obwohl ich fehlte und dass ich unvollkommen war.
    Es war Schönheit, es war Liebe, es war Alles.
    Das Wesen stand auf. „Ist es wie ich? Oder ist es wie er? Es ist beides. Es ist keines. Und ich bin nur eins.“
    Verwirrung schlug wie eine Welle über mir zusammen.
    Es kam auf mich zu. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz immer größer wurde, genau wie meine Sehnsucht, meine Liebe.
    „ Jehova!“, hörte ich mich selber fasziniert flüstern, während ich das Wesen anstarrte.
    Jehova ist nur einer der Namen, die mir einfielen. Gott, Jahve, Allah. Alles. Alle Namen, die das Wesen jetzt schon hatte und noch haben würde, strömten auf mich ein und ich wusste, dass ich mir einen dieser Namen aussuchen konnte.
    Jahve klang meiner Meinung – ich hatte eine eigene Meinung, kam aber gar nicht dazu, diesen Umstand zu genießen – am schönsten, denn Jahve blieb vor mir stehen und schaute mich an.
    „ Lilith!“, flüsterte Jahve meinen Namen, bevor ich einen Kuss auf die Stirn bekam.
    Jetzt begann ich haltlos zu schluchzen, denn ich ertrug es nicht, von Jahve getrennt zu sein. Alleine zu sein.
    Ich wollte mich in Tränen auflösen, um wieder Alles zu sein.
    Es war auf einmal soviel schwerer als vorher, soviel größer, soviel komplizierter und soviel freier: Leben. Ich begriff, dass Jahve einen Teil von sich abgetrennt und in zwei Hälften geteilt hatte. Daraus bin erst ich erschaffen worden und dann der Mann, die andere Hälfte.
    Ich erkannte: Wir waren von einem Teil, der Mann und ich. Wir waren uns ähnlich.
    Verweint wandte ich mich ihm zu. Ich wusste, dass er Adam hieß und wusste, dass wir von einer Sorte sind. Und dass er wusste, dass ich dass ebenfalls weiß.
    Ich blinzelte. Sein Blick gefiel mir nicht. Immer noch nicht.
    Er guckte mich an, als sei ich kein Individuum.
    Aber das war ich und ich war frei. Frei eigene Entscheidungen zu treffen.
    Ich stand auf. Meine Bewegungen waren ein wenig unsicher und ungelenk, aber meine Körperteile schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten und worauf es beim Stehen ankam.
    Ich staunte. Aus dieser Perspektive wirkte die Welt anders aus als zuvor: Größer.
    Das Gras unter meinen Füßen fühlte sich kühl an. Ich hob meinen Fuß und ließe ihn durch das Gras gleiten. Ein unglaublich angenehmes, kitzelndes Gefühl. Ich wiederholte meine Bewegung und dieses Mal roch ich sogar die Veränderung, die meine Handlung hervorrief.
    Ich kicherte. Mein Blick fiel auf Adam.
    Er lächelte mich an und auf der Stelle war ich bereit, ihm seinen beschlagnahmenden Blick zu verzeihen. Mit seinen strubbeligen blonden Haaren und seinen leuchtenden blauen Augen wirkte er sehr imposant. Wie sah ich aus?
    Unsicher fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. Sie waren lang und ich strich sie nach vorne, so dass ich ihre Farbe erkennen konnte.
    Adams Lächeln wuchs in die Breite und gab strahlend weiße Zähne frei. „Sie sind golden“, erklärte er.
    Unsicher erwiderte ich seinen Blick, der prüfend auf mir ruhte und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher