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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Georg Haderer
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egal … mir ja auch, aber ich lag damals im Krankenhaus …“
    Bergmann schaute den Oberst einen Augenblick begriffsstutzig an. Dann lächelte er kurz.
    „Verstehe … haben Sie da einen Anhaltspunkt …“
    „Herr Chefinspektor“, sagte Kamp nun formell, „ab morgen heißt Ihr Team Gruppe Bergmann. Das war gottlob keine einfache Entscheidung, aber ich brauche jemanden, der die Führung und Verantwortung übernimmt … trauen Sie sich das zu?“
    Bergmann fühlte sich überrumpelt. Und Schäfer? War diese Beförderung der erste Spatenstich zu dessen Grab?
    „Ich weiß nicht … also arbeitsmäßig schon …“
    „Vergessen Sie das andere einstweilen … Sie leiten die Gruppe und übernehmen damit auch die Verantwortung dafür, was Sie neben der Bearbeitung des Tagesgeschäfts so finden …“
    „Also soll ich Schäfer jetzt doch suchen …“
    „Zwischen den Zeilen lesen ist nicht so Ihre Stärke“, erwiderte Kamp. „Überlegen Sie es sich und geben Sie mir morgen früh Bescheid, dann informiere ich die Gruppe bei der Morgenbesprechung darüber.“
    „Nein … also ja, ich mache es.“
    „Gut … wurde ohnehin Zeit, dass Sie aus seinem Schatten treten …“
    „Aber nicht so …“
    „Werden Sie bitte nach Dienstschluss sentimental, Chefinspektor Bergmann … was ich jetzt brauche, ist eine kämpferische Truppe und einen starken Anführer.“
    Nachdem Bergmann das Büro verlassen hatte, starrte Kamp minutenlang auf den leeren Sessel vor ihm. Dann schenkte er sich ein Glas Cognac ein, stand auf und stellte sich ans Fenster.

3.
    Für acht Uhr war Bergmann mit seinem Freund verabredet – oder Exfreund oder wie immer man das Verhältnis nennen sollte, das sie die letzten Wochen geführt hatten. Eine Analyse dieses Zustands wollte sich Bergmann nicht antun, ebenso wenig wie Schuldzuweisungen, die es auch nicht besser machen würden. Mit Zunahme der Konflikte war sein Harmoniebedürfnis ohne die übliche Phase von Streit und Versöhnung in Gleichgültigkeit übergegangen. Da ließ sich nichts mehr retten; wozu also dieses Treffen? Es würde ihm nur Energie entziehen, von der er zurzeit ohnehin nicht zu viel hatte. Er hatte andere Sorgen, dachte er nun laut und räumte seinen Schreibtisch auf. Ab dem nächsten Morgen hatte er die Gruppe zu führen; stark und kämpferisch, wie Kamp gemeint hatte, dem offensichtlich keine treffenderen Worte eingefallen waren. Wie hatte er das gemeint mit dem Finden und Erfinden? Indizien fälschen? Dass Bergmann die Vorschriften und Gesetze wie ein Elastikband behandeln sollte und nicht mehr als klare Grenzen? Das war nicht seins, das musste Kamp doch wissen. Er hielt noch etwas darauf, sich nicht korrumpieren zu lassen, Zeugen nicht einzuschüchtern, Tatverdächtige nicht zu misshandeln. Das war seine Würde, sein Stolz und sein Schutz.
    Nachdem er sich dagegen entschieden hatte, vor seinem Treffen nach Hause zu fahren, um zu duschen und sich umzuziehen, ging er um den Schreibtisch und setzte sich an Schäfers Platz. Zog die oberste Schublade von dessen Rollkasten heraus und stellte sie vor sich hin. Alles schön ordentlich – weil er die Lade schon dreimal durchsucht und wieder eingeräumt hatte; die ursprüngliche Unordnung wiederherstellen zu versuchen, wäre verlogen gewesen. Er nahm eine quadratische Schachtel heraus und leerte den Inhalt auf die Tischplatte: kleine goldene Schutzengel-Anhänger, Kupferarmreifen mit obskuren Magnetnieten, Christuskreuze in verschiedenen Größen und Ausprägungen, Amulette, Heilsteine, eine Traumfänger-Miniatur – wer daran zweifelte, dass auch Polizisten einen Fanclub haben konnten, musste sich nur Schäfers Schachtel-Schrein ansehen, in dem er die Talismane und Dankesgeschenke lagerte, die in unregelmäßigem Abstand mit der Post eintrafen. Eine Flasche Wein wäre mir eigentlich lieber, hatte er ein paar Wochen zuvor bemerkt, als er einem Paket einen faustgroßen Rosenquarz entnahm, der ihn vor bösen Strahlungen oder Rheuma oder sonst was beschützen sollte. Gedankenverloren ließ Bergmann vor seinen Augen ein Lederband mit einem metallenen Amulett pendeln, auf das ein ihm unbekanntes Symbol geprägt war: ein auf dem Kopf stehendes Dreieck, durch dessen Spitze zwei Wellenlinien zogen. Das Ding wog schwer, was war das, Blei? Esoterisches Glumpert auf jeden Fall, nutzloser Plunder, dessen Wirksamkeit nun offiziell widerlegt war. Bergmann warf die Sachen zurück in die Schachtel und nahm sich zum wiederholten Mal den Rest des
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