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Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin

Titel: Engel in meinem Haar - Die wahre Geschichte einer irischen Mystikerin
Autoren: Random House
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als die anderen und war von einer sehr bestimmenden Präsenz, macht- und kraftvoll, ein Abbild männlicher Stärke. Vom ersten Augenblick an hatte ich das Empfinden, er sei zu meinem Schutz bereit, gleich einem Schild. Seitdem kehrte er immer wieder, und allmählich schloss ich Freundschaft mit ihm. Sein Name sei Michael, ließ er mich wissen.

    In der Schule hatte ich Schwierigkeiten, da die meisten Lehrer mich wie ein Dummerchen behandelten. Meine heilige Erstkommunion erhielt ich mit sechs Jahren von der Schule aus und es war einfach schrecklich. Dabei hätte es ein ganz besonderer Tag werden sollen – wie für die meisten irischen Kinder. Als wir uns im Klassenzimmer auf die Erstkommunion vorbereiteten, stellten die Lehrer allen Kindern Fragen zum Katechismus, nur mich übergingen sie einfach. Stattdessen bekam ich zu hören: »Es hat ja doch keinen Zweck, dich etwas zu fragen!« Und als alle anderen Kinder sich in Reihe aufstellten und etwas zur heiligen Kommunion sagten, wollte ich mich dazustellen, wurde jedoch abgedrängt, zum Wegtreten und Hinsetzen aufgefordert. Eine tiefe Verletzung für ein Kind …
    Während ich dann hinten im Klassenzimmer oder in einer Ecke auf der Bank saß, fragte ich meine Engel:
»Wissen die denn nicht, dass ich meinen Katechismus auch kenne? Sie geben mir ja nicht einmal eine Chance.«
    Als ich dann am Tag meiner Erstkommunion gemeinsam mit den anderen Kindern durch die Kirche zum Altar schreiten wollte, wurde ich am Arm gepackt und aus der Reihe gezerrt, denn nach der Entscheidung des Lehrers sollten die besseren Schülerinnen vorangehen.
    Doch es gab auch ein paar liebenswürdige Menschen! Als ich etwa vier Jahre alt war, hatten wir eine Nonne als Lehrerin; meiner Erinnerung nach hieß sie Mutter Moderini. Man hatte ihr zwar gesagt, ich sei langsam und zurückgeblieben, doch fühlte ich, dass sie es besser wusste. Wenn wir bei ihr Unterricht hatten, kam sie stets zu mir und stellte mir knappe, einfache Fragen, die ich immer richtig beantworten konnte, woraufhin sie mir lächelnd über den Kopf strich.
    Doch abgesehen von diesen gelegentlichen Freundlichkeitsbezeugungen einiger Weniger wuchs ich als Außenseiterin heran. Die Menschen um mich herum konnten mein Anderssein zwar erkennen, es aber nicht verstehen. Dieser Aspekt meines Lebens brachte viele Probleme mit sich – und so ist es bis heute geblieben. Ich bekomme immer zu hören, ich sei zu offen, zu vertrauensvoll, zu geradeheraus für diese Welt – aber ich kann nun einmal nicht anders! Seltsamerweise gestaltet es sich nicht nur schwierig, in jeder Hinsicht – in Gedanken und Worten – aufrichtig und seinen Mitmenschen gegenüber ehrlich zu sein, es macht auch einsam.
    Die Art und Weise, in der andere Menschen von mir denken oder mich betrachten, trifft mich auch heute noch oftmals tief. Selbst wenn sie nicht die geringste Ahnung haben, wer ich bin oder was ich tue, so spüren sie doch immerhin, dass ich mich auf irgendeiner Ebene von ihnen unterscheide. Gehe ich mit Freunden aus und lerne dabei neue Leute kennen, solche, die überhaupt nichts von mir wissen, so kommt doch meistens die
Rückmeldung, sie hätten irgendetwas Ungewöhnliches an mir bemerkt, könnten es aber nicht näher benennen. Damit zu leben, ist nicht immer einfach!
    Mein Dasein als Schülerin ließ sich von dem Augenblick an leichter ertragen, als der Engel Hosus in mein Leben trat. Das geschah eines Morgens auf dem Schulweg. Ich ging zusammen mit einem älteren Mädchen und beeilte mich, Schritt zu halten, als mein Blick auf einen wunderschönen Engel fiel, der sich hinter einem Laternenpfahl verbarg und mir eine Grimasse schnitt. Von diesem Tag an erschien Hosus beinahe allmorgendlich auf meinem Schulweg. Und noch heute treffe ich ihn regelmäßig.
    Hosus hatte – und hat – das Erscheinungsbild eines altmodisch gekleideten Schullehrers: Er trägt einen flatternden Umhang, meist in Blau, wobei die Farbe jedoch wechseln kann, einen ulkig geformten Hut und eine Papierrolle in der Hand. Seine Augen leuchten und funkeln sternengleich, er ähnelt einem jungen Gelehrten – ein Mann mit der Ausstrahlung von Energie, großer Autorität und Weisheit. Im Gegensatz zu den anderen Engeln in meiner Umgebung bleibt Hosus sich immer gleich. Michael beispielsweise erscheint meistens in Menschengestalt – ich hatte ihn darum gebeten, weil ich damit besser zurechtkomme –, doch verändert er diese laufend, je nach den äußeren Gegebenheiten oder der
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