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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes
Autoren: Jo Zybell
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brüllte Yaku. Der Temperaturalarm heulte los. »Der Idiot beschießt uns mit LK-Kanonen!« Der Weißhaarige lachte grimmig, hieb auf einen Sensor, und einen Atemzug später konnten sie im Viquafeld sehen, wie die Energie als rote Masse den schematisch dargestellten Frachter einhüllte, in die Schiffsschenkel und von dort in die beiden Triebwerke und die weißen Strahlen abfloß. Schlagartig war die Sicht durch die Frontkuppel wieder frei, sie stürzten in ein buntes Blitzgewitter, und zwei Sekunden später war alles vorbei.
    Die sechs Verfolger waren von den Ortungsschirmen und aus dem VQ-Feld verschwunden, Sternengefunkel, wohin man sah, der Temperaturalarm war verstummt, und Yaku lachte noch immer. »Was ist passiert?« wollte Venus wissen. »Was gibt's zu lachen? Drehst du durch?«
    »Blödsinn! Da muß ein Naivling im Kommandostand gesessen haben. Wenn du ein Schiff, das gerade seine KRV-Triebwerke aktiviert hat, mit Laserkaskaden beschießt, kann es passieren, daß die Triebwerke die Energie für das Wachstum ihres Energieniveaus benutzen.«
    »Für den Sprung durchs Hyperuniversum?«
    »Korrekt, Madame Venus. Das Energieniveau der KRV-Triebwerke wächst exponentiell, und wenn ein Kahn so einen Treffer abkriegt und standhält, dann kann das ruckzuck gehen …« Yakus Blick fiel auf die Instrumente. Die Warnleuchte für den Triebwerksalarm blinkte noch immer.
    »Das linke Triebwerk brennt«, kam es aus Ebene II. »Seht ihr das nicht?«
    Yaku sprang auf, blickte nach links über Venus hinweg zur Seitenwölbung der Frontkuppel hinaus. »Verdammter Mist …« flüsterte er. Flammen schlugen aus dem linken Triebwerk …
     
    *
     
    Manche schwiegen beharrlich. Robinsons Frau zum Beispiel, oder Veron und sogar Cludwich. Andere redeten und redeten, ohne viel zu sagen, die kleine Li Ling etwa, oder Goltz, Cludwichs Erster Offizier, ein pfiffiger Bursche mit großen, hellwachen Augen. Man sei jetzt die Speerspitze einer Reformbewegung und müsse die Republik zur Rückbesinnung auf ihre Verfassung bringen und so weiter. Aus den Tassen dampften Kaffee und Tee. Niemand rührte das Gebäck und die Früchte an. Eine aufgekratzte, unkonzentrierte Stimmung herrschte in der Messe. Daran änderten auch Harfenklänge und Orgeltöne im Hintergrund nichts.
    Bergen selbst hielt sich anfangs zurück. Er begriff schnell, daß diese Männer und Frauen ihre Lage noch nicht in letzter Konsequenz erfaßt hatten. Schwer zu sagen, wer die Entscheidung zur Fahnenflucht aus Überzeugung oder wenigstens mit kühlem Kopf getroffen hatte und wer aus einer momentanen Gefühlsaufwallung heraus; aus Bewunderung für den berühmten Flottenkommandeur Bergen vielleicht oder aus Abscheu vor dem Befehl zum Massenmord. Merican Bergen jedenfalls wußte genau, daß er mit seiner Befehlsverweigerung alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte.
    »Ich habe den Eindruck, wir sind uns noch nicht alle im klaren darüber, was wir getan haben«, sagte Ralbur Robinson irgendwann. Der ausgesprochen schöne Mann mit dem blonden Haardutt, dem Smaragd im Nasenflügel und der goldbesternten blauen Toga über der vorgeschriebenen Bordkombi sprach aus, was Bergen dachte. »Könnte es sein, daß wir noch Zeit zum Nachdenken brauchen?« Robinson war nur vier Jahre jünger als Bergen selbst. Der Subgeneral hatte den Kommandanten des Aufklärers BRÜSSEL immer für eine der größten Hoffnungen der Flotte gehalten.
    Sibyrian Cludwich nickte stumm. Nacheinander folgten andere seinem Beispiel. Robinsons Frau Sarah Calbury und Veron reagierten überhaupt nicht. »Ein besonnener Vorschlag«, sagte Bergen. »Ich danke Ihnen, Primoberst Robinson.«
    Er nickte in die Richtung des Blonden. Wenn er auf jemanden bauen konnte, dann auf ihn. »Wir befinden uns fast dreitausend Lichtjahre außerhalb des GRT-Territoriums«, fuhr Bergen fort. »Nichts spricht dafür, daß man uns hier im System der Doppelsonne Marlboro suchen wird und orten kann. Nehmen wir uns also noch einmal vierundzwanzig Stunden Zeit, unsere Standpunkte zu überprüfen.«
    Er blickte in die Runde. Robinson und Goltz nickten, Cludwich, Ling und die Bern wichen seinem Blick aus. »Wer in diesen vierundzwanzig Stunden zu dem Schluß kommt, einen Fehler gemacht zu haben, kann gehen, ohne es begründen zu müssen. Richten Sie das bitte auch Ihrer Besatzung aus. Wenn es eine Mehrheit sein sollte, die ihre Entscheidung revidieren will, stellen wir ihr eines der drei Schiffe zur Verfügung, um in die Republik und zur Flotte
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