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Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke

Titel: Engel der Schatten - 03 - Sandra Henke
Autoren: Herrin von Vandalis
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die Dämmerung. Die Macht der Magie ließ mich erschaudern.
    Doch mit einem Mal tat sich der Boden unter ihm auf. Pechschwarze Hände mit Fingern, die durch Häute verbunden waren, ergriffen seine Beine. Ein Kreischen ertönte, das mir durch Mark und Bein ging. Dann zog der Dämon Magolat unter die Erde, bevor dieser wusste, wie ihm geschah. Ich konnte sehen, wie er unter der Grasnarbe davongerissen wurde, hinab in die Gänge eines Wesens, das in der Finsternis lebte.
    Ich lächelte erfreut und fasziniert, als ich die Schattenwesen erblickte. Sie lugten hinter Baumstämmen hervor, hingen an Ästen und glitten über die Wiese wie Schlangen. Welch beeindruckende Vielfalt! So lange hatte ich mich danach gesehnt,
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Sandra Henke
    Herrin von Vandalis
    sie zu sehen. Nun traten mir Tränen in die Augen. Ich fühlte mich zu Hause. Die Vagabundin war an ihrem Ziel angekommen.
    Das Oberhaupt Wahnsteins bemerkte, dass er auf verlorenem Posten stand und eilte davon. Er lief um sein Leben, durch den Wald, über die Wiese bis hin zum Ufer, wo eine Tentakel aus dem See schoss und seine Beine umschlang. Ein Löwe mit Adlerschwingen senkte sich auf ihn herab und stieß seine Krallen in seine Schultern. Die Dämonen fielen über ihn her und ich wandte mich ab.
    Ich wisperte: "Hätte er nur eingesehen, dass die Wesen der Nacht Teil seines Volkes sind und nicht Kreaturen, die man jagt…"
    Da beobachtete ich einige Wesen, die mich anstarrten und ich meinte etwas wie Ehrfurcht in ihnen zu erkennen. Sie machten einen Knicks, verbeugten sich vor mir. Wartend blickten sie mich an und dann zum Kastell.
    "Was macht ihr?", fragte ich verwundert.
    Der Schinderjaan trat nah an meinen Rücken heran. "Sie bringen der neuen Herrin von Vandalis ihre Ehrerbietung dar."
    "Nein." Ich schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht stark genug, um Wahnstein zu regieren."
    Zärtlich legte er die Arme um meine Hüfte und zog mich an sich. Er verlieh mir Halt und erregte mich, denn ich spürte die Wölbung in seiner Hose an meinem Rücken. "Du trägst das Herz am rechten Fleck. Das erkennen sie. Außerdem hast du sie als deine Familie bezeichnet. Wenn jemand die Stärke besitzt, Menschen und Dämonen zu vereinen, dann du, Morgana. Du bist weit gereist, hast viele Völker kennen gelernt. Es ist nicht das ganze Krisis Gebiet, dem du Frieden bringen sollst, nur Wahnstein." "Nur", wiederholte ich und lachte. Ich blickte zum Kastell. Dann nickte ich den Dämonen zu und sprach: "Die Zeit ist reif für die neue Herrin von Vandalis, um den Thron zu besteigen."
    Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, jagten sie hinüber zum Kastell. Ich folgte ihnen mit meinem Gefährten und beobachtete, wie die Kreaturen die Mauern hoch kletterten und durch Ritzen glitten.
    "Sie konnten schon immer hinein." Ich war erstaunt. "Warum…"
    "… haben sie Vandalis nicht schon früher überrannt?", nahm der Schinderjaan mir
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    die Worte aus dem Mund. "Ich weiß es nicht. Vielleicht haben sie auf eine Herrin gewartet."
    Sprach er von Schicksal? War es vorbestimmt gewesen, dass ich einmal Dämonen und Menschen regieren würde, um für beide das Beste zu bringen? Möglicherweise wussten die Schattenwesen von meinem Kommen und die Harpye wollte mich nicht angreifen, sondern mich ergreifen und zu ihnen bringen.
    Ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende bringen, denn die Tore öffneten sich. Die Dämonen trieben die Menschen heraus, säuberten das Kastell vom Unrat, damit Friede einziehen konnte. Bald schon würden Vertreter beider Rassen im Kastell wohnen. Da war ich mir sicher, denn ich hatte es in der Hand.
    Der Schinderjaan führte mich die Treppen hinauf, durch die Gänge Vandalis und hinein in den Thronsaal. Dort stand er, keine drei Schritte von mir. Ein Herrschersitz
    aus Stahl, poliert, glänzend und Speerspitzen aus Gold, die aus den Ecken der Rückenlehne ragten. Kostbare Steine funkelten an den Armlehnen. Ich nahm auf dem Samtkissen Platz, das auf der Sitzfläche lag und lauschte dem dämonischen Treiben.
    Kreischen ertönte von irgendwo, dann ein Fauchen und ein Grunzen. Es herrschte wieder Leben auf Vandalis, nicht mehr diese gespenstische Ruhe, die nur Ausdruck der Angst war, die die Angestellten vor dem Tyrann hatten. Ich war fasziniert und spürte das Knistern in der Luft. Es wirkte erregend. Nicht nur der Tag erwachte, sondern auch eine neue Ära. Leben. Lust. Lebenslust. Die Dämonen brachten Frivolität mit. Sie sprühten sie auf die Wände,
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