Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Trostes ein. Wenigstens konnte er versuchen, Rudnik vor den drohenden Peitschenhieben zu bewahren, so lange es ging. Schützend ging er voran und achtete darauf, daß der Freund in seinem Rücken blieb.
    »Die hängen aneinander wie zwei läufige Hunde«, lästerte einer der Wächter. »Da hilft nur kaltes Wasser.« Die anderen lachten grölend. Dann stießen sie die beiden vor sich her.
    Sie kamen an weiteren Kammern vorbei, in denen weitere Gefangene dahinvegetierten.
    »Was habt ihr vor mit uns?« fragte Kierszan. Selbst sein Mut sank allmählich.
    Statt einer Antwort traf ihn ein weiterer Peitschenhieb.
    Schließlich erreichten sie einen großen kahlen Raum.
    »Ihr verhaltet euch ruhig, bis ihr geholt werdet, sonst .« Der Wächter ließ die finstere Drohung unausgesprochen. Man ließ die beiden jungen Männer allein zurück.
    »Sie werden uns töten«, sagte Rudnik mit einer Gewißheit, die Kierszan zum Schaudern brachte. »Die anderen werden unsere Schreie hören und wissen, daß sie uns niemals mehr wiedersehen werden.«
    »Es ist nicht gesagt, daß sie uns töten«, widersprach Kierszan. »Genausogut kann es sein, daß wir endlich hier herauskommen.«
    Er hatte von Werwölfen gehört, die als Sklaven verkauft wurden. Vielleicht blühte auch ihnen dieses Schicksal. Jedenfalls würde es willkommener sein als ein sinnloser Tod.
    Seine Blicke durchforsteten den Raum. Bis auf eine fast in Deckenhöhe befindlichen schmalen Luke war er fensterlos. Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, diese Luke zu erreichen, war sie zu eng, um als Fluchtweg zu dienen.
    Zwei Türen führten in den Raum.
    Kierszan versuchte sie vorsichtig zu öffnen, aber sie waren beide verschlossen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als abzuwarten.
    Wieder und wieder schweifte sein Blick zur Luke hoch. Je weiter die Minuten fortschritten, um so mehr silbriges Mondlicht drang hindurch.
    »In fünf Nächten ist Vollmond«, stellte Kierszan fest. Er sah an sich hinab. »Nicht, daß es uns jetzt etwas nützen würde. Aber vielleicht erhalten wir ja dann unsere Gelegenheit, zuzuschlagen!«
    Er spürte selbst, daß aus seinen Worten mehr Verzweiflung denn echte Zuversicht sprach. Wenn er ehrlich war, so glaubte er nicht einmal, daß er und Rudnik in ihrer Wolfsgestalt eine echte Chance gehabt hätten. Dazu waren die Dienerkreaturen, die hier als Wächter fungierten, zu zahlreich.
    Schritte näherten sich der zweiten Tür. Unwillkürlich spannten sich Kierszans Gelenke zum Sprung, während Rudnik ängstlich zurückwich. Als die Tür geöffnet wurde, mußte Kierszan sich beherrschen, um sich nicht wirklich auf die beiden Wächter zu stürzen, die im Türrahmen standen.
    »Zurück!« herrschte die vordere Kreatur Kierszan an, während er auf Rudnik wies. »Und du komm her!«
    Rudnik brach abermals in ein Wimmern aus, aber er wagte nicht, sich dem Befehl des Wächters zu widersetzen. Die Monate in der Kammer hatten ihn zu einem furchterfüllten Geschöpf werden lassen, das keinerlei Widerstand mehr aufbrachte. Noch nicht einmal im Augenblick höchster Todesangst. Mit schleppenden Schritten ging er auf die Wächter zu.
    »Nein!« Kierszan versetzte ihm einen Stoß, der ihn in die andere Ecke des Raumes zurücktaumeln ließ. »Ihr werdet ihn in Ruhe lassen!« knurrte er. »Oder ich sorge dafür, daß ihn ein paar von euch auf dieser letzten Reise begleiten!«
    Seine Wut vermengte sich mit der jahrtausendalten Kraft des Mondes, die auf das Blut, das seine Adern durchpulste, eine ganz besondere Wirkung hatte. Mit aller Macht sehnte er die Verwandlung herbei, aber es war noch zu früh. Selbst seine Wut ließ ihn die Magie nicht überwinden und der Zeit ein Schnippchen schlagen.
    Dennoch wichen die Dienerkreaturen unwillkürlich zurück. Sie waren nicht gewohnt, daß sich jemand nach Monaten in der Kammer ihnen noch widersetzte.
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen erkannte Kierszan seine Chance. Mit einem Aufschrei warf er sich den beiden Kreaturen entgegen und stieß sie zur Seite. Er wußte, daß er in einem Kampf keine Chance haben würde. Seine einziges Heil lag in der Flucht.
    Befriedigt nahm er zur Kenntnis, daß seine Ellenbogen die morschen Rippen seiner Gegner zerschmetterten. Er kam hart auf dem Boden auf, rollte sich aber geschickt ab, während die beiden Wächter sich noch benommen zu orientieren versuchten.
    Rudnik! Der Gedanke an seinen Gefährten versetzte ihm einen Stich, aber er hatte keine andere Wahl. Er mußte ihn zurücklassen. Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher