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Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit
Autoren: Vampira VA
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wilden Streichen der anderen ausgeliefert. Kierszan dagegen war kräftig und durchtrainiert.
    Selbst die zwei Monate in diesem Lager hatten seiner äußeren kraftvollen Erscheinung nicht viel anhaben können.
    »Reg dich nicht wieder auf!« flüsterte Rudnik. »Wenn du brüllst, kommen nur wieder die Wärter und verprügeln dich.«
    Rudnik hatte recht. Es war zwecklos, auf sich aufmerksam zu machen, obwohl die Schreie der gepeinigten Kreatur kaum zu ertragen waren. Kierszan versuchte sich zu entspannen, aber es gelang ihm trotz besserer Einsicht nicht. Alles in ihm schrie danach, zu Hilfe zu eilen.
    »Du hast ja recht«, flüsterte er zurück. »Wir müssen uns etwas anderes überlegen, um hier rauszukommen. Gewalt hilft uns nicht weiter.«
    Kierszan hatte keine Ahnung, ob es pure Willkür war oder ob ein System dahintersteckte, wen die Wärter aus dem Kreis der Gefangenen auswählten und mit sich nahmen. Meist waren die Schreie das letzte Lebenszeichen, das man von den Abtransportierten vernahm.
    Am Anfang hatte Kierszan geglaubt, in einer kafkaesken Hölle gelandet zu sein, in der jeder Tag und jede Nacht nur eine sinnlose Wiederholung der vergangenen Tage und Nächte war. Sie waren fast ununterbrochen in diesem Raum eingesperrt. Nur nachts wurden sie für eine halbe Stunde an die frische Luft gelassen.
    Die Wächter waren Dienerkreaturen, die sich einen Spaß daraus zu machen schienen, ihre Gefangenen noch zusätzlich zu malträtieren. Besonders die weiblichen .
    Die Flucht schien zwecklos. Die Mauern des Gefängnishofes waren so hoch, daß kaum Mondlicht herabdrang. So oder so hatte Kierszan die Erfahrung machen müssen, daß ihm die Metamorphose in einen Wolf innerhalb dieser Mauern kaum etwas nützte. Die Türen waren so gut gesichert, daß selbst die Kräfte, über die er in seinem Wolfskörper verfügte, nicht ausreichten. Außerdem gab es ja da noch die Wächter .
    Die bevorstehende Ankunft des vollen Mondes bewirkte auch diesmal eine fiebrige Unruhe in ihm. Die Magie, die den Keim der Metamorphose, die seit alters her der dunkle Begleiter seiner Rasse war, in ihm gesät hatte, ließ sich auch in der Gefangenschaft nicht unterdrücken.
    »Wir werden niemals hier herauskommen.« Rudniks Trostlosigkeit brachte Kierszan wieder in die Gegenwart zurück. Die schrecklichen Schreie draußen gingen in ein Wimmern über und verstummten schließlich ganz. Kierszan atmete auf. Vielleicht würde er doch noch Ruhe finden können in dieser Nacht.
    Aber er hatte sich getäuscht. Er wußte es, als er die schweren Schritte hörte, die sich der Tür näherten. Wenige Augenblicke später wurde sie geöffnet. Vier der grausamen Dienerkreaturen standen im Türrahmen und spähten nach einem weiteren Opfer aus.
    Die Gefangenen drückten sich wimmernd an die Wände. Keiner wollte in dieser Nacht der nächste sein. Sie alle wußten, daß, wer hier herausgeholt wurde, niemals wiederkam.
    Im Moment befanden sich neunzehn ihrer Rasse in der winzigen Kammer.
    Kierszan spürte, wie sich Rudnik schutzsuchend an ihn preßte. Beruhigend legte er den Arm um seinen Freund. Er fühlte, wie Rudnik vor Angst zitterte.
    »Was immer auch geschieht, Kleiner, ich lasse dich nicht allein!« sprach er ihm flüsternd Mut zu. »Außerdem wissen sie mit dir bestimmt gar nichts anzufangen.«
    Er hatte sich getäuscht.
    Durch die Dunkelheit hindurch spürte er, wie sich der Blick eines der Wächter auf sie heftete.
    »Was klebt ihr zwei da zusammen?« rief er. »Los, kommt her!«
    »Nein, Kierszan!« flüsterte Rudnik und preßte sich noch tiefer in den Schatten der Wand, obwohl er wissen mußte, daß dies ebenso sinnlos war, wie gefesselt vor einem Rudel von Bluthunden davonzulaufen.
    Kierszan erhob sich.
    »Laßt den Kleinen in Ruhe«, sagte er. »Ihr werdet keinen Spaß mit ihm haben. Er wird vor Angst eingehen!«
    »Das laß ruhig unsere Sorge sein«, schnappte der Wärter. Er hielt eine der von allen Gefangenen gefürchteten Peitschen in der Hand. Mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk heraus ließ er sie durch die Luft sausen. Schmerzhaft traf sie Kierszans Gesicht.
    Der Werwolf zwang sich, nicht laut aufzuschreien vor Schmerz.
    Die Genugtuung gönnte er diesen Kreaturen nicht.
    »Steht beide auf!« befahl ein zweiter Wächter, während die Peitsche des ersten abermals auf Kierszan niederzischte.
    Rudnik begann vor Angst zu wimmern. »Was werden Sie mit uns anstellen, Kierszan?«
    Und diesmal fielen noch nicht einmal Kierszan Worte des
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