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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
Autoren: Matthew Skelton
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durchzogen war, vorbei an einem großen Gebäude, dessen Fenster aus kleinen, rautenförmig geschliffenen Scheiben bestand: der Speisesaal. Ein Treppenaufgang führte hinauf zum Haupteingang, einer von geschnitzten Rosen übersäten Holztür, aber Blake, Duck und ihre Mutter gingen um den Speisesaal herum und weiter bis zu einem langen überdachten Wandelgang.
    Das war der älteste Teil des Colleges; er stammte noch aus dem vierzehnten Jahrhundert, als St.Jerome's ein Kloster der Benediktinermönche gewesen war. Damals war hier ein Wirrwarr von steinernen Gebäuden mit gepflegten Kräutergärten davor und klösterlich abgeschiedenen schmalen Wegen, die alle zur Kapelle führten. Jetzt konnte man hier schön rufen und schreien, weil die niedrigen Decken und Säulengänge das Echo so laut hallen ließen.
    Blake rannte voraus, er kümmerte sich nicht um die Ruhe und den Frieden von Jahrhunderten.
    Rechts von ihm führten staubige Treppen hinauf zu den Räumen, die früher die Schlafsäle der Mönche gewesen waren und die heute, mit Büchern voll gestellt, den Professoren als Büros dienten. Links war eine Reihe von steinernen Bögen, die vor einem zentralen, mit einer riesigen Platane bepflanzten Platz zurückwichen. Unter den niedrigen Ästen der Platane hatte man eine Bank aufgestellt - für »stille Betrachtungen«, wie ihre Mutter sofort erklärt hatte. Leider also kein Kletterbaum für Blake und Duck.
    Fast direkt gegenüber, kaum sichtbar hinter einem Vorhang aus Efeu, befand sich die Alte Bibliothek. Der Eingang war von gemeißelten Zacken umgeben, was an einen Löwen mit gefletschten Zähnen denken ließ. Eine dicke Holztür mit eisernen Riegeln versperrte den Zugang. Zu gern hätte Blake einen Blick ins Innere geworfen -er konnte sich dort alle möglichen Schätze in den Regalen vorstellen -, aber wie so vieles in Oxford war die Alte Bibliothek für Touristen und besonders für Kinder nicht zugänglich.
    Blake wartete nicht auf seine Mutter, sondern ging weiter in einen angrenzenden Innenhof nahe dem Haupteingang. Er blickte an den honigfarbenen Mauern entlang. Wie immer erinnerte ihn das College an ein Schloss: steile Türme, Zinnen und Dachbekrö-nungen auf jeder Seite. Fratzengesichter grinsten von den Dachrinnen herunter. Zum Glück spuckten sie heute kein Regenwasser, sondern badeten in hellem Sonnenschein.
    Blake schloss die Augen und ließ sich, wie sie, von der warmen Luft die Wangen streicheln.
    »Komm, Quasimodo«, rief seine Mutter, die überraschenderweise in Richtung Fellow's Garden abgebogen war. Duck kicherte und schnitt ihm eine Grimasse, bevor sie hinter ihr herrannte.
    Fellow's Garden, eine abseits liegende Parkanlage, zog sich von der Kapelle bis zum Ostrand des Colleges hin. Eine kleine Tür in der Mauer führte auf einen von Bäumen gesäumten Boulevard, der St.Jerome's von den benachbarten Colleges St. Guineforte's und Frideswide Hall trennte. Wenn auch dicke Mauern die Blumenbeete vor Blicken schützten, den schwachen Sommerduft konnte Blake mit der Nase ausmachen.
    »Gehst du denn nicht zum Pförtnerhaus?«, fragte er und versuchte, sie zu dem kleinen Gebäude am Hauptportal zu dirigieren, wo immer die Post ankam. Zwar war es unwahrscheinlich, dass seit heute Morgen ein Brief von seinem Vater gekommen war, aber vergewissern wollte er sich trotzdem.
    »Ich dachte, wir gehen lieber ein bisschen spazieren«, sagte seine Mutter und beschattete mit der Hand ihre Augen. »Und danach gehen wir zu Fuß nach Hause. Wäre doch schade, wenn wir das schöne Wetter nicht nutzten.«
    Sie schloss die kleine Tür auf.
    Blake war froh um ein wenig Bewegung im Freien - die letzten Wochen waren regnerisch und kalt gewesen, und sie hatten jeden Tag mit dem Bus fahren müssen. Außerdem hatte er es überhaupt nicht eilig, in die Millstone Lane zu kommen. Er fühlte sich dort noch nicht zu Hause. Das Gebäude war feucht und düster, egal wie das Wetter war, und es gab weder einen Fernseher noch einen Computer zum Zeitvertreib an den langen Abenden.
    »Darf ich hingehen und nachschauen?«, sagte er und kratzte mit der Schuhspitze eine Linie in den Kies.
    Knirschend drehte sich der Schlüssel im Schloss.
    »So lauf schon«, sagte sie. »Aber beeil dich, wir warten dort drüben.«
    Sie zeigte auf eine Rasenfläche vor dem schmiedeeisernen Tor, wo sich ein paar späte Blumen der Sonne entgegenreckten. Blake nickte, dann rannte er auf demselben Weg, den er gekommen war, zurück.
    Es wäre längst an der Zeit, dass
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