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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
Autoren: Matthew Skelton
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Signatur, nach der sich die Studenten Bücher ausleihen konnten. Dieses Buch hier schien überhaupt nicht registriert zu sein. Es war, als würde es nicht existieren.
    Einen Moment dachte er daran, es unauffällig in seinen Rucksack zu schieben. Wäre es Diebstahl, wenn er ein Buch behielte, von dessen Existenz offenbar niemand wusste? Es steht nicht mal was drin, dachte er, also kann es doch niemandem nützen. Oder doch? Vielleicht konnte er es ausleihen - aber dann würde er Mrs Richards um eine Benutzerkarte bitten müssen. Und wie sollte er erklären, dass er ein Buch mit weißen Seiten lesen wollte?
    Er beschloss, den Band zurück ins Regal zu stellen. Für diesen Tag hatte er genug Rätselhaftes erlebt.
    Dann, als er es gerade zuklappen wollte, sah er genau in der Mitte des Buches doch noch etwas Geschriebenes. Er hatte die Seite nicht gesucht, doch jetzt lag sie offen vor ihm.
    Woher kamen diese Worte auf einmal?
    Der Name, den er auf dem Einband gelesen hatte, wiederholte sich, doch diesmal stand er innerhalb mehrerer Zeilen oder Reime. Sie waren in winzigen Buchstaben geschrieben, als sollten auch diese Zeilen mehr oder weniger unsichtbar bleiben, und sie ergaben genauso wenig Sinn wie das ganze Buch.
    Er murmelte beim Lesen halblaut vor sich hin.
    »Was sagst du?«
    Schon wieder Duck.
    »Nichts. Kümmer dich um deinen Kram.«
    »Das hat sich aber komisch angehört. Was ist das eigentlich für ein Buch?«
    Sie kam näher und wollte es genauer sehen.
    Blake schob sie mit der Schulter weg, dann las er den Text noch einmal, leise jetzt, dass sie es nicht hören konnte:
    Blake rieb sich verwirrt die Stirn. Das mit der Sonne hatte vielleicht etwas mit den feinen Erhebungen im Papier zu tun, die ihm aufgefallen waren, und im letzten Satz wurden zwei ähnlich klingende Wörter zusammengewürfelt. Aber wer oder was war Endymion Spring? Und wie sollte man ein Buch mit leeren Seiten lesen?
    Er jedenfalls war nicht klug genug, um das herauszufinden. Aus dem Gedicht wurde er nicht schlau, und erst recht nicht aus dem rätselhaften Papier.
    »Darf ich mal sehen?«, sagte Duck wieder.
    »Nein, geh weg!«
    »Also von hier sieht es aus wie ein Buch mit weißen Seiten.«
    »Das kommt, weil nichts drinsteht«, sagte er automatisch und stutzte plötzlich - offenbar konnte Duck die Worte auf der aufgeschlagenen Seite nicht lesen.
    »Lass doch sehen!«
    »Nein, fass es nicht an!«, sagte er streng und hielt es so hoch, dass sie nicht danach greifen konnte. »Es ist selten oder wertvoll... oder sonst was.«
    Er sah sie flüchtig an. Wie immer trug sie ihren quittegelben Regenmantel mit der orangefarbenen Kapuze, den sie seit dem Tag des Großen Streits nicht mehr abgelegt hatte. Es war der Tag gewesen, an dem die Eltern so heftig in Streit geraten waren, dass sie am Ende alle geheult hatten. Damals war Duck in ihr Zimmer gelaufen und hatte ihren Lieblings-Regenmantel geholt. »Damit ich vor eueren Tränen geschützt bin«, hatte sie mit schriller Stimme verkündet. Es sollte erwachsen klingen, dabei hatte es nur kindisch geklungen. Alle waren in Gelächter ausgebrochen - schließlich auch Duck —, und aus den schmerzvollen Tränen der Eltern waren Lachtränen geworden.
    Eine Zeit lang hatte die Sache mit dem Regenmantel funktioniert. Die dunklen Wolken hatten sich scheinbar verzogen, wenn auch nur für eine Weile.
    Seit diesem Tag hatte Duck ihren Regenmantel nicht mehr abgelegt, um den Zauber nicht zu brechen. Aber Blake hatte längst gemerkt, dass die Wirkung schnell nachgelassen hatte.
    Genau genommen hatte sie sich schon so sehr verflüchtigt, dass davon kaum mehr etwas zu spüren war. Das schlechte Verhältnis der Eltern war einer der Gründe, weshalb sie hier in Oxford waren und ihr Dad auf der anderen Seite des Atlantiks.
    Wieder sah Blake seine Schwester an. Sie schien traurig.
    »Es ist nichts«, sagte er freundlicher. »Nur ein Buch, in dem nichts drinsteht.«
    Einen Augenblick ließ er es sie halten, dann stellte er es zurück ins Regal zwischen zwei dicke Bände über die Geschichte der Druckerkunst.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Komm, wir warten im Foyer auf Mum.«
     

 
    Zwei
     
     
    n der Eingangshalle setzte sich Blake auf die Marmortreppe, die zur Galerie hinaufführte. Neben ihm tickte träge eine Großvateruhr. Auf dem Treppenabsatz in halber Höhe stand eine Glasvitrine, in der das wertvollste Stück der Bibliothek aufbewahrt wurde: eine umfangreiche Handschrift der Mönche, die vor mehr als
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