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Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches

Titel: Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches
Autoren: Matthew Skelton
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aufzufüllen.
    Und plötzlich sah ich etwas. Auf der anderen Seite der Kirche, halb verborgen von einem verkümmerten, schiefen Baum, war eini Treppe. Ein paar steinerne Stufen führten hinunter zu einer kleinen Tür in der Mauer der Kapelle. Mein Puls ging schneller. War e möglich, dass sich unter der Kirche ein geheimer Raum befand. Eine Gruft vielleicht, vergessen und halb verschüttet?
    Das Drachenhautbuch schob mich wie mit fester Hand voran.
    Ich überzeugte mich, dass mir niemand folgte, dann stieg ich übe] die verschlungenen Baumwurzeln und schlich die Stufen hinunter Die von Würmern zerfressene Tür klemmte, aber nach mehrerer Versuchen gelang es mir, sie aufzustoßen. Dann stand ich im Dunkeln. Die Luft war hier kalt wie in einem Grab, aber doch ziemlich trocken.
    Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Unter Torbögen hindurch wagte ich mich in immer kältere, dunklere Räume vor. Der erdige Geruch wurde stärker, und schließlich ging es nirgendwo weiter. Schatten wachten in den Ecken, Spinnweben zogen sich wie Moos über die Mauern. Bis auf ein paar Lederkrümel und Pergamentrollen — vielleicht Reste aus den Beständen der umliegenden Buchbindereien - waren die Regale an den Wänden leer. Was immer der einstige Zweck dieser unterirdischen Anlage gewesen sein mochte, jetzt war sie nutzlos und vergessen.
    In der Mitte des Raums war eine leichte Vertiefung, eine Schale aus Dunkelheit. Einer plötzlichen Eingebung folgend nahm ich das Drachenhautbuch aus dem Gurt auf meinem Rücken, legte es behutsam in die Grube und deckte Erde darüber. Ich pflanzte es ein wie ein Samenkorn. Es schien das vollkommene Versteck: in der Mitte zwischen der Stätte Gottes und der neuen Stätte des Lernens. Ich stellte mir vor, wie langsam wieder ein Baum des Wissens wachsen würde, ein erstaunlicher rätselhafter Baum wie der, den Costers Enkelin entdeckt hatte, ein Baum, der das ganze Wissen der Welt in sich vereinen würde.
    Dann aber hörte ich von draußen Theodoric nach mir rufen. Ich wischte mir hastig den Schmutz von den Händen, tastete mich so schnell wie möglich durch die dunklen Räume zurück zu der alten Tür und der Treppe und stieg blinzend wieder hinauf in die helle rastlose Welt. Das Leben ging weiter. Händler priesen ihre Waren an, Steinmetze bearbeiteten ihre Steinplatten und Hunde zankten sich um Fressbares aus den Unrathaufen. Nichts hatte sich geändert. Und doch hatte sich alles geändert.
    Ich fühlte mich so leicht und frei wie lange nicht mehr, so, als wäre mir eine große Last von den Schultern genommen. Aber gleichzeitig war da auch eine unerwartete Leere, ein Loch in meinem Inneren, als hätte ich einen Teil meiner selbst verloren. So sehr hatte das Buch meine Gedanken und meine Gefühle vereinnahmt.
    Plötzlich merkte ich, dass ich die Seiten aus meiner Werkzeugtasche nicht zum Rest der Drachenhaut gelegt hatte. Dieser letzte Teil, der das geheimnisvolle Buch überhaupt erst vollständig machen würde, steckte noch immer unter meinem Gürtel.
    Ich schob suchend die Hand unter meinen Umhang und strich mit den Fingern über das vertraute Lederbüchlein. Immer noch stand in gedruckten Buchstaben mein Name auf dem Einband, als sei ich der rechtmäßige Besitzer. Ich brachte es nicht übers Herz, dieses letzte Stück meiner Geschichte aus der Hand zu geben. Noch nicht. Es war mein Band zur Vergangenheit, mein Bindeglied zu Zukunft. Mehr als alles andere war es meine Stimme.
    Ein Hand klopfte mir freundlich auf die Schulter. Theodoric strahlendes Lächeln fiel auf mein Gesicht und wischte jeden Zweifel weg. Noch einmal tätschelte ich mein kleines Büchlein - sein Geheimnis war bei mir gut aufgehoben -, dann folgte ich Theodori zum nördlichen Tor und den offenen Türen von St. Jerome's.
    Hier war jetzt mein Zuhause.
     

Oxford
     

     

 
    Sechsundzwanzig
     
    in Kuss weckte Blake.Wieder hatte er von Schnee geträumt - die Flocken waren ai ihm liegen geblieben wie eine Decke. Als er aber eine einzeln Schneeflocke auf seiner Stirn schmelzen spürte, tauchte er aus der Traum auf und sah seinen Vater neben sich sitzen, der ihn müd und sorgenvoll beobachtete.Wie war er hierher gekommen?Blake blinzelte verwirrt.
    Sein Vater sah erschöpft aus, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Seine Kleider waren zerknittert, rochen ungelüfte und nach kaltem Rauch, doch irgendwo dazwischen hing ein vertrauter Duft nach zu Hause.
    Blake fühlte sich auf einmal warm
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