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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit
Autoren: Stephan Klemann
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vor und drückte David zur Versöhnung einen Kuss auf die Wange, bevor auch er sich setzte. „Geht es dir heute Morgen besser als gestern Abend? Du guckst gar nicht mehr so betrübt.“
    David nickte. „Na klar. Nach der Nacht!“ Er lächelte Miles vielsagend an. Dieser erwiderte es.
    „Dann erzähl mir doch mal, was du eigentlich für einen Job suchst.“
    David blickte gedankenverloren in seine Tasse, die ihm Miles gereicht hatte. „Aber nur, wenn du mir versprichst, nicht darüber zu lachen!“
    „Warum sollte ich lachen? Ist der Job so abwegig?“
    „Das eigentlich nicht, aber man hat mich bisher immer belächelt, wenn ich erzählt habe, dass ich Schauspieler werden will.“ Gespannt wartete er auf eine Reaktion.
    „Zum Film? … Das ist doch okay! Ist doch ein Job wie jeder andere auch. Warum sollte ich mich darüber lustig machen?“
    „Na ja, die meisten halten mich für einen Spinner. Sie denken, das seien nur Träumereien.“
    Miles nickte verstehend. „Und genau das ist es, was man braucht, um zu bekommen, was man will … Aber ehrlich – ohne Beziehungen wirst du es schwer haben.“
    „Das denke ich auch.“
    „Na, da hast du aber Glück, dass du Beziehungen hast.“ Er grinste.
    David sah Miles aufmerksam an. „Ich? Beziehungen? Wie kommst du denn da drauf? Ich kenne keinen, der in der Branche arbeitet.“
    Miles lächelte fast mitleidig. „Doch, du kennst jemanden!“ Er machte eine Pause.
    „Und wen meinst du?“
    „Na, mich zum Beispiel! Ich arbeite beim Film.“
    Unglauben machte sich in Davids Gesicht breit. Was hatte er nicht mitbekommen? „Du? Du arbeitest beim Film? Du willst mich auf den Arm nehmen? Zu viele Seifenopern im Fernsehen gesehen, oder?“
    Miles spielte den Entrüsteten. „Na, hör mal. Mit so was mache ich doch keine Scherze! Ich bin zwar nicht gerade bei Universal unter Vertrag, aber ich arbeite wirklich beim Film. Ist nur eine kleine Produktionsfirma, aber immerhin. Ich habe schon in ein paar Streifen mitgespielt. Und – um deiner Frage gleich vorzubeugen – nicht als namenloser Komparse. Zwar auch nicht als Hauptdarsteller, aber zumindest erschien mein Name im Vor- und Nachspann.“
    David stellte seine Tasse begeistert auf den Tisch und sah Miles forschend an. „Nun erzähl schon: Wer bist du? Habe ich dich schon im Kino gesehen? Ich kann mich nicht erinnern. Aber so oft gehe ich nicht ins Kino. Nun sag schon, um welche Filme handelt es sich?“
    Miles rührte gedankenverloren in seinem Kaffee. „Na ja, nichts Großes und keine Oskar-Nominierung. Ich glaube kaum, dass du einen davon gesehen hast. Der letzte Streifen hieß: Zu allem bereit.“
    „Ein Action-Thriller?“, erkundigte sich David staunend.
    „Nun ja, wie man es sieht.“
    „Jetzt spann mich nicht auf die Folter. Erzähl schon! Was war das für ein Film? Den Titel habe ich noch nie gehört.“
    „Hm, also mit Action hatte das schon etwas zu tun. Aber nicht so, wie du vielleicht meinst.“
    „Sondern?“ David wurde ungeduldig.
    „Aber du darfst deswegen auch nicht lachen!“
    „Ach Quatsch! Jetzt red’ schon. Du machst es ja vielleicht spannend!“
    Miles zögerte. „Na ja, es war ein ... ein schwuler ... Pornofilm!“ Er machte abermals eine Pause und nahm einen langen Schluck aus seiner Tasse. Dann sprach er weiter. „Jetzt bist du sicherlich entsetzt. Es ist keine Karriere, die sich meine Mutter immer für mich erhofft hat, aber es ist ein Job, bei dem die Kohle stimmt.“
    David musterte Miles verwundert. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Es war schon eine interessante Sache, dass er tatsächlich jemanden mit Kontakten zum Film kennengelernt hatte. Aber ein Pornodarsteller? Nicht, dass er damit Probleme hatte, dennoch war er beruhigt, letzte Nacht Kondome benutzt zu haben. Als Darsteller in solchen Filmen hatte Miles sicherlich zahlreiche Begegnungen mit anderen Männern. Andererseits war das Unsinn. Auch wenn Miles einfacher Büroangestellter gewesen wäre, hätten sie auf die Sicherheit von Präservativen nicht verzichtet. Sie waren – egal, welchen Job man ausübte – immer noch die beste Lebensversicherung.
    „Nein, ich bin nicht entsetzt. Warum sollte ich? Sex ist doch was Geiles. Und dann auch noch in solcher Regelmäßigkeit. Ich habe schon einmal einen solchen Film gesehen. Die Jungs dort waren wirklich sehr nett!“ Er lächelte und zog die Augenbrauen hoch. „Ist bestimmt ein verdammt spannender Job! Obwohl ich nicht wüsste, ob ich es tun könnte, wenn ein Haufen
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