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Endstation Oxford

Endstation Oxford

Titel: Endstation Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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genannt. Schau mich bitte nicht so an. Es ist schließlich nicht verboten, einen anderen Namen zu benutzen. Und gib mir endlich diesen Brief.«
    »War doch nur ein Scherz! Bitte schön, Mister Cutter!«
    Der Mann setzte sich und riss den Umschlag auf.
    »Willst du mir nicht erklären, was das alles zu bedeuten hat? Was macht diese Agentur?«
    »Alpha ist eine Literaturagentur. Dort kümmert man sich darum, Verleger für Manuskripte zu finden. Ich habe ein paar meiner Sachen hingeschickt.«
    »Sachen? Was für Sachen? Hast du etwa ein Buch geschrieben?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Aber das braucht dir doch nicht peinlich zu sein! Ich finde das ganz großartig. Werden wir jetzt reich?«
    »Kommt darauf an, wie es ihnen gefällt.« Der Mann glaubte felsenfest daran, dass sein Buch das Zeug zum Bestseller hatte und dass jeder Agent ihn mit Handkuss vertreten würde, sobald er die ersten Zeilen gelesen hätte. »Wenn es angenommen wird, bekommen wir nicht nur viel Geld, sondern ich kann auch meine Arbeit aufgeben und mich ganz der Schriftstellerei widmen. Das habe ich mir mein Leben lang gewünscht.«
    Einen kurzen Augenblick träumte er von sonnigen Vormittagen in einem Wintergarten, wo er umgeben von Vogelgezwitscher und dem Duft von Geißblatt in die Tasten seiner treuen, alten Schreibmaschine hämmerte. Noch immer öffnete er den Umschlag, der verdächtig dick war. Hatte die Agentur etwa alle seine eingesendeten Kapitel zurückgeschickt? Etwa hundert maschinenbeschriebene Seiten kamen zum Vorschein. Am Titelblatt war ein Brief angeheftet. Ein kurzer Brief mit dem Logo der Agentur. Der Mann wandte den Kopf zur Seite.
    »Lies du«, sagte er und reichte Gaby den Brief.
    Gaby brauchte nur fünf Sekunden.
    »Tut mir leid«, sagte sie dann.
    »Nicht gut?«, erkundigte er sich zaghaft.
    »Mein Gott, der Kerl ist ein Blödmann erster Güte. Das Manuskript wäre nichts für ihn, schreibt er. Und dass er dir Glück bei der weiteren Suche nach einem Agenten wünscht.«
    »Ist das alles?«
    »Hier. Schau es dir selbst an.«
    Der Brief bestand aus nicht mehr als vier Zeilen. »Unhöflicher Mistkerl. Er hätte doch wenigstens meinen Schreibstil loben oder erwähnen können, dass die Handlung genial ist. Nach dem, was hier steht, müsste ich glatt die Hoffnung aufgeben, je im Leben etwas zu veröffentlichen. Für wen hält dieser verdammte Spinner sich eigentlich?«
    »Pst, die Kinder hören zu!« Der Mann, der sich Cutter nannte, hob entschuldigend eine Hand. »Aber bestimmt gibt es doch noch andere Agenten. Einer wird sicher erkennen, wie gut du bist. Der Brief hier ist doch nur eine Einzelmeinung.«
    »Nicht ganz«, gestand er mit einem gewissen Unbehagen und sah sie an. »Es ist jetzt schon das siebte Mal, dass das Manuskript zurückkommt. Und immer steht in den Briefen das Gleiche: dass der Markt derzeit schwierig wäre, und dass man mir viel Glück für die Zukunft wünscht.«
    »Na, dann versuch es weiter. Schick das Buch an den nächsten Agenten.«
    »Mal sehen.« Er fühlte sich viel zu mutlos, um es noch einmal zu probieren.
    »Es ist schon nach elf. Warum schüttest du den Rest Kaffee nicht einfach weg und machst dir einen ordentlichen Gin Tonic? Der hilft vergessen.«
    »Ich bin gerade erst mit dem Frühstück fertig geworden.«
    »Jedenfalls solltest du dich ein bisschen beruhigen.«
    »Ich wollte immer schon schreiben. Von klein auf. Ich wollte meinen Namen in großen Lettern auf Bucheinbänden sehen. In meinen Träumen stürmen die Leute in Buchhandlungen, reißen sich meine Romane aus den Händen, und ich kann sagen: Diese Bücher habe ich geschrieben! Ich bin berühmt.«
    »Ich würde dein Buch gern lesen«, sagte Gaby. »Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Ich glaube, ich gehe es vorher lieber noch einmal durch. Vielleicht sollte ich noch die eine oder andere Kleinigkeit verändern.«
    »Darf ich denn wenigstens kurz hineinschauen?«
    »Ach, ich glaube nicht, dass es deinen Geschmack trifft.«
    »Nicht? Wieso meinst du das?«
    »Es geht weder um Designerklamotten, noch kommen ein gut aussehender männlicher Held oder ein Wochenendtrip nach Paris darin vor.«
    »Möglicherweise wollte die Agentur es deswegen nicht. Vielleicht solltest du es mit ein bisschen Sex aufpeppen.«
    »Ich werde es mir morgen noch einmal vorknöpfen und vielleicht noch etwas daran tun. Was hältst du von einem Spaziergang mit den Kindern im Park? Ein bisschen frische Luft täte uns allen gut. Ich muss schließlich
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